Die Villa im Zeichen der „Popband“

Ralph Kleinsimlinghaus zeigt bis 12. Mai fünf junge Künstler.

Krefeld. Jack Holdens schwarzer General auf schwarzem Grund ist eine kleine Frechheit. Das Bild lässt kurz an die Postkarten denken, die Witzbolde aus dem Urlaub schreiben: "Paris by Night" steht da drauf, und zu sehen ist nur eine gleichmäßige schwarze Fläche. Auch der Gedanke, der junge Maler habe sein Werk aus Wut angezündet und in einem Anflug von Vernunft gleich wieder gelöscht, liegt nicht allzu fern.

"Napoleon’s Night Walk" und das ähnlich gestaltete "Procession" gehören zu den Highlights einer außerordentlich spannenden Gruppenausstellung in der Villa Goecke. Galerist Ralph Kleinsimlinghaus zeigt dort noch bis zum 12. Mai fünf junge Künstler, die nicht ihr Stil und ihre Themen einen, sondern nur der Ort, an dem sie sich getroffen haben. Alle sind Stipendiaten des De Ateliers Support Fund in Amsterdam. Kleinsimlinghaus kommen sie vor "wie eine Popband, die gern spontan etwas ganz anderes probiert".

Der Engländer Jack Holden ist das perfekte Beispiel. Seine pechschwarzen Ölbilder auf Holz offenbaren auf den zweiten Blick spannende Strukturen, besonders jener düstere, geisterhafte Napoleon beim Nachtspaziergang.

Ganz unmittelbare Wirkung entfalten hingegen die kraftvollen Porträts von Paul Haworth, eines erst 27-jährigen Engländers. Sein muskulöser Angler im Ölbild "Discovery" wirkt fast wie aus dem Leben geschnitten, einerseits das Klischee eines Naturburschen, andererseits ein fast ausgereifter Charakter, dessen forsches Auftreten und Lebensgeschichte man zu kennen glaubt. Das erschreckende Gegenbild liefert der Künstler mit seinem depressiven Schemen in "Hard Times".

Gewöhnungsbedürftig hingegen sind die abstrakten, in poppigen Farben auf die Leinwand geworfenen Gemälde des gebürtigen Kölners Simon Hemmer. Sein Spiel mit den Stilen wirkt allzu beliebig, die auf Tischen aufgebauten Landschaften aus Lebensmitteln und Haaren wirken eher eklig. Zeichnungen von Lutz Driessen und gemalte Fantasy-Welten von Morgan Betz komplettieren die Ausstellung.

Die sehenswerte, weil aufregend originelle Kombination, hat Kleinsimlinghaus der befreundeten Düsseldorfer Galeristin Anna Klinkhammer zu verdanken. Er sieht die Schau als "Experiment, junge Kunst auf neuen Wegen vorzustellen". Schließlich geht die Finanzkrise auch an seiner Branche nicht vorbei - und Messen sind nun einmal teuer.

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