Die Rückkehr eines jungen Wilden

Im Rahmen der Jüdischen Kulturtage kam Axel Fischbacher mit Band ins Stadttheater.

Die Rückkehr eines jungen Wilden
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Die Jüdischen Kulturtage brachten auch ein Jazzkonzert nach Krefeld. Axel Fischbacher, der zeitweise in Krefeld lebte, seit langem hier bekannt durch die Sessionreihe Jazzattack, hat sich ein exklusives Trio zusammengestellt und dies auch noch mit einem angesagten Saxophonisten garniert. In New York hat die Band die CD „Normal“ aufgenommen, die sie am Donnerstag im Stadttheater auf Einladung des Jazzklubs präsentierte.

Internationale Ensembles, Dialog über die Grenzen nationaler Kulturen hinweg — beides ist im Jazz Normalität. Dass in Fischbachers Band mit dem Deutschen an der E-Gitarre, dem in Israel geborenen Ohad Talmor am Tenorsaxophon, dem Mazedonier Martin Gjakonovski am Kontrabass und dem New Yorker Adam Nussbaum, zwei Musiker jüdischen Glaubens (Talmor und Nussbaum) mitwirken, würde außerhalb des Kontextes der Jüdischen Kulturtage sicher nicht einmal erwähnt. Als jungen Wilden mögen in Krefeld noch manche Adam Nussbaum in Erinnerung haben. Als 25-Jähriger spielte er 1980 im Jazzkeller mit dem legendären John Scofield Trio. Später war er noch zwei weitere Male in Krefeld zu Gast. Inzwischen ist der New Yorker fast 60 Jahre alt und ein Routinier, aber nicht ohne Feuer.

Fischbachers Kompositionen bewegen sich zwischen Post-Bop, Retro-Swing, Latin und nur ein wenig Fusion. Nussbaum verpasst den Stücken mit seinem stets gebundenen Spiel fast immer einen satten Drive. Dass Fischbacher mit „Adams Parrot Cake“ ein Widmungsstück für Nussbaum im Programm hat, verwundert nicht. Mit Gjakonovski am Kontrabass (live der Vertreter von Johannes Weidenmüller, der die CD mit eingespielt hat) harmoniert Nussbaum hervorragend. Diese Rhythmusgruppe rollt und rollt und rollt. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass Fischbacher mit diesen beiden im Rücken, noch konzentrierter zu Werke ging als sonst, seine wohlstrukturierten Linien wurden von Nussbaum und Gjakonovski mehr als getragen. Talmor am Tenorsaxophon stellt in dieser Besetzung so etwas wie den lyrischen Gegenpart zu Fischbacher dar, sein Spiel ist tief im Modern Jazz verankert, folgt meist dem Pfad der vorgegebenen Harmonien. Dynamisch blieb er ohne Verstärkung im Theaterfoyer vielleicht etwas unter seinen Möglichkeiten.

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