Die Geschichte einer unglücklichen Liaison

Robert North und Christian Tombeil proben für ein Janácek-Ballett.

Krefeld. Der eine hat schon einmal ein Werk des tschechischen Komponisten Leo Janácek (1854-1928) als Vorlage für eine Choreografie benutzt, der andere trug den Gedanken an die Aufführung eines Liederzyklus von Janácek schon länger mit sich herum.

Nun haben sich Robert North, Leiter des Stadttheaterballetts, und der stellvertretende Intendant und Regisseur Christian Tombeil zusammengetan, um gemeinsam einen Janácek-Abend zu kreieren. Am Samstag feiert "Verschollen" im Theater auf Zeit (TaZ) Premiere.

Das spartenübergreifende Projekt vereint Gesang, Musik und Tanz, neben dem Corps de Ballet kommen der Tenor Hans-Jürgen Schöpflin und die Altistin Susanne Seefing zum Einsatz. Die Musik wird live von Pianist André Parfenov beziehungsweise von ihm und Kollegen an Violine, Klarinette und Cello gespielt.

Dem ersten Teil liegt der Klavierzyklus "Auf verwachsenem Pfade" zugrunde, dem zweiten Teil der Liederzyklus "Tagebuch eines Verschollenen". Zwischenmusiken stammen von Olivier Messiaen ("Quartett auf das Ende der Zeit").

"Auf verwachsenem Pfade" wurde von North schon einmal für das dänische Fernsehen eingerichtet, die Kombination der Werke und der Darstellungsformen erlebt in Krefeld ihre Uraufführung.

Großes Thema des Abends ist die Liebe, und das in sehr unterschiedlichen Facetten. Im Klavierzyklus hat Janácek den Tod seiner Tochter Olga verarbeitet. Die Musik sei sehr lyrisch, sagt Parfenov, North nennt die Gefühle, die es hier zu choreografieren galt, "nostalgisch".

Im "Tagebuch eines Verschollenen" geht es um den Bauer Jan, der am Ende seine Familie verlässt, um die Liebe zur Zigeunerin Zefka zu leben. "Die Musik ist hier fast atonal, sehr modern", sagt Parfenov. "Aber auch sehr emotional", fügt North hinzu.

Tombeil weist auf das "Ungeheuerliche" dieser Liebe hin, die zur Zeit der Entstehung des Zyklus absolut nicht gesellschaftskonform gewesen sei. Janácek habe hier wahrscheinlich eine eigene unglückliche Liaison verarbeitet.

Die Premiere und die Vorstellungen im Oktober sind ausverkauft. Nur wenige Karten gibt es für die Vorstellung am 30. November. Das Theater empfiehlt, sich jetzt schon um Karten für die Vorstellungen im nächsten Jahr zu bemühen. Telefon: 80 51 25.

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