Die Freiheit der Improvisation

Gabriel Merlino begeistert in der Fabrik Heeder mit seiner Virtuosität und einem vielseitigen Programm.

Krefeld. Das Bandoneon und der Tango gehören unauflösbar zusammen, aber das von dem Krefelder Heinrich Band entwickelte Instrument kann noch mehr. Meist sind es die jüngeren Bandoneonisten, meist auch solche, die eine profundere musikalische Ausbildung erhalten haben, die beweisen, dass mit dem Bandoneon auch andere Stile und Genres vorgetragen werden können.

Gabriel Merlino aus Argentinien ist so einer, am Konservatorium in Buenos Aires hat er gar einen Lehrstuhl für Bandoneon aufgebaut. Beim derzeitigen Festival begeisterte er jetzt in der Fabrik Heeder das Publikum mit seiner Virtuosität und einem vielseitigen Programm.

Ganz selbstbewusst beginnt Merlino den Abend mit einer Eigenkomposition, die auch gleich eine seiner Stärken offenbart. Der Mann ist im Stande zu improvisieren. Man hört kein starres Abspulen notierter Musik, sondern ein offenes Arrangement, dem der sympathische und noch jugendlich wirkende Merlino mit seinem Stegreifspiel virtuos Leben einhaucht.

Mit "Summertime" (Gershwin) und "Fly Me To The Moon" stehen dann später auch wirklich zwei Standards aus dem Jazzrepertoire auf dem Programm. Vor allem "Summertime" ist absolut eigenständig arrangiert und überzeugt - wie auch viele andere Stücke an diesem Abend - durch die emotionale Tiefe des Vortrags.

Anrührendes Balladenspiel weit jenseits der rhythmischen Tangowelt, das gleichwohl nicht im Seichten versinkt, ist eine weitere Stärke Merlinos. Hierfür sei beispielhaft seine Eigenkomposition "Lo que no vuelve" genannt.

Stücke des Tango-Erneuerers Astor Piazzolla bilden oft die Höhepunkte in den Programmen von Bandoneonisten, das ist bei Merlino nicht anders. Aber auch hierbei zeigt er Selbstbewusstsein, wenn er die bekannten Piazzolla-Kompositionen "Libertango" und "Adios Nonino" mit weiteren Stücken des Großmeisters eigenständig zu Medleys arrangiert. Viel Applaus für den Argentinier und seinen charmant-souveränen Auftritt.

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