Krefeld Die Beatsteaks nehmen die Kufa auseinander

Die sechs Musiker rasen durch ihr zweistündiges Set, wobei sich die Bühne als zu klein für die Energie der Band erweist.

 Arnim Teutoburg-Weiß hält nichts auf der Bühne, immer wieder springt er zu den Fans.

Arnim Teutoburg-Weiß hält nichts auf der Bühne, immer wieder springt er zu den Fans.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Geburtstagsfeier im Familienkreis — das hört sich gemütlich an. Das klingt nach nettem Beisammensein mit ein paar lieben Menschen. Am Ende ist vielleicht jeder ein bisschen betüddelt, aber das ist dann auch schon das höchste der Rausch-Gefühle. Indes: Wenn die Beatsteaks aus Berlin ihren 20. Geburtstag feiern, dann wird der Familienkreis ein wenig weiter gezogen. Dann ist es nicht getan mit Betüddeln und nettem Amüsement.

Sänger Arnim Teutoburg-Weiß bringt es in einem Satz auf den Punkt, den er mehr ins Mikro brüllt als dass er ihn spricht: „Wir sind heute Abend ein Haufen von 906 Verrückten.“ Sechs Musiker. Und 900 Geburtstagsgäste in der Kulturfabrik, bei einem von nur wenigen, ausgewählten Clubkonzerten, die diese in jeder Hinsicht verrückte Combo derzeit zum eigenen Bandgeburtstag spielt.

Beatsteaks feiern Turbo-Geburtstag in der Kufa
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Beatsteaks feiern Turbo-Geburtstag in der Kufa

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Punkrock, Pogo und Auf-Den-Händen-Tragen-Lassen statt brav Kuchen essen und dezent Blubberwasser schlürfen. Bei den Beatsteaks fallen gleich vom ersten Augenblick an die Hemmungen. Das Bier spritzt von links nach rechts und auf Schlagzeuger Thomas Götz und Gitarrist Peter Baumann.

Hinten, auf der kleinen Empore im Raum, lässt einer sogar ein Tablett mit einem Dutzend Getränke fallen, als die Band in die ersten Takte von „Hello Joe“ einsteigt. Damit schießt er gut 60 Euro in den Wind. Aber er muss eben schnell nach vorne. Geburtstag feiern in Reihe eins. Sie sind ja nicht umsonst zu einer der größten Rockbands dieses Landes aufgestiegen, diese Beatsteaks.

Jeder weiß mittlerweile, dass sie live einer Naturgewalt gleichen. Ihnen traut man zu, irgendwann auch mal die 100-Meter-Bühne bei „Rock am Ring“ in ihre Einzelteile zu zerlegen, weil drumherum und obendrauf alle durchdrehen. Aber das, was sie bei ihrem allerersten Auftritt überhaupt in Krefeld bieten, das übertrifft dann doch Vieles, was vorher erwartet worden war und dazu geführt hatte, dass diese Show binnen weniger Stunden ausverkauft gewesen war.

Stillstand ist der Tod — nach diesem Motto rast die Band durch ihr zweistündiges Set. Alle müssen immer irgendwie zappeln: Der Frontmann sowieso. Teutoburg-Weiß scheut sich ja noch nichtmal, mehrfach runter zu den Fans zu springen und hält während des Konzertes auch mal Händchen mit den Schwitzenden in Reihe eins.

Torsten Scholz wiederum spielt den sein Instrument über den Kopf schwingenden, rotierenden Bassisten, der seinen Kollegen Bernd Kurtzke zum Ducken zwingt, damit er ihm nicht die Gitarristenrübe andotzt. Die Clubbühne ist schlichtweg zu klein für die Energie dieser Band. Die Beatsteaks kämpfen ihren aussichtslosen Kampf mit dem Platzmangel, haben den Spaß ihres Lebens dabei und reißen alle mit rein.

So sehr, dass der Frontmann sich nach gut 30 Songs und einer alle Tempolimits dieser Welt ignorierenden Beatsteaks-Version des Police-Klassikers „So lonely“ mit den Worten verabschiedet: „Wir liegen Euch zu Füßen und sind sprachlos.“

Am Tag danach ist die Stimme beim Resümee-Gespräch im Hotel noch kratzig, als der Bassist grinsend und salopp sagt: „Ein geiles Konzert. Die Kufa ist ein sensationeller Laden. Und die Leute sind so unglaublich abgegangen - Boah!“ Da könne er sich nun umso mehr auf den Auftritt in Belgien beim Pukkelpop-Festival freuen: „Dort spielen wir nur eine Dreiviertelstunde — und können uns ein wenig erholen von gestern.“

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