Der Schwan stirbt vor Langeweile

Cocoon Dance Company eröffnet Krefelder Teil des Festivals.

Krefeld. Für Freunde des zeitgenössischen Tanzes ist die Fabrik Heeder eine unverzichtbare Anlaufstelle. „Der Tanz liegt uns besonders am Herzen“ sagte Kulturdezernent Gregor Micus zur Krefelder Eröffnung des Festivals „Tanz NRW“ am Sonntagabend.

Die Bonner Cocoon Dance Company präsentierte „Re-Play — The Swan“: ein Stück, das sich um das Phänomen der Wiederholung dreht. Der im Titel zitierte Schwan spielt auf das berühmteste Solo des klassischen Balletts an, den sterbenden Schwan.

Mit den vier in bunten Kimonos und Plateauschuhen gekleideten Damen, die rauchend Small-Talk machen, wird eine ganz andere Welt heraufbeschworen. Eine fünfte, in zartem Grau gekleidete Tänzerin liegt am Boden, hebt erst die Hand, dann den Arm und richtet sich langsam auf. Der Satz „Can you repeat“ wird zum immer wieder zitierten Leitfaden des Abends, dem die Tänzerinnen fast zwanghaft Folge leisten. Doch die ritualisierte Wiederholung führt auch zu Gleichgültigkeit und Langeweile.

Im Verlauf des Stücks versuchen die Frauen, daraus auszubrechen. Sie streifen die Kimonos und unbequemen Schuhe ab, werden lebendiger in ihren Bewegungen, die sich bis zu expressiven Tanzabläufen steigern. Das Schlagen der Arme und die zuckenden Kopfbewegungen lassen an einen verzweifelten Vogel denken, doch insgesamt bleibt die Körpersprache sehr abstrakt.

Interessante Bilder entstehen, wenn sich alle fünf gleichförmig wie ein Pendel bewegen und für Momente wie lebendige Skulpturen erscheinen. Die verzweifelte Hektik einzelner Aktionen wechselt zu traumverlorenen Momenten wie in Zeitlupe.

Das Gefangensein im Ritual eines gleichförmigen Lebens spiegelt sich in der Schallplatte wider, die in der Soundinstallation (Jörg Ritzenhoff) eine wichtige Position einnimmt. Verzerrt und vom Knistern fast übertüncht, klingt das berühmte Schwanenmotiv von Camille Saint-Saens an. Aber es bleibt Fragment, wie so vieles in der Choreografie (Rafaele Giovanola), die gegen Ende zerfasert. Zum Schluss liegt die Tänzerin in Unterwäsche wieder am Boden. Das letzte „Can you repeat?“ verhallt ungehört.

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