„Das Interview“-Premiere: Ein Provokateur spielt Katz und Maus

Das Theater bringt „Das Interview“ des 2004 ermordeten Regisseurs Theo van Gogh auf die Bühne.

Krefeld. Theo van Gogh liebte die Provokation. Der holländische Satiriker und Regisseur verhöhnte Muslime, beleidigte Christen, ätzte gegen Juden. "Er hat die Meinungsfreiheit extrem ausgereizt", sagt Dramaturgin Judith Heese. "Aber er hat gleichmäßig nach allen Seiten ausgeteilt." Die Ausgewogenheit im Spott nutzte ihm am Ende nichts: Am 2. November 2004 eröffnete auf offener Straße der Islamist Mohammed Bouyeri das Feuer auf van Gogh, schnitt ihm die Kehle durch und rammte ihm danach das Messer in den Körper.

Aus van Goghs Film "Das Interview" (2003) ist nach seinem Tod ein populäres Theaterstück entstanden, das am Freitag in der Fabrik Heeder Krefelder Premiere feiert. Es ist nicht so kontrovers wie seine Kolumnen oder die Filme über den Islam. Sprengstoff birgt es eher über den ewigen Kampf zwischen Mann und Frau.

Politikredakteur Pierre Peters (Adrian Linke) soll, anstatt über den bevorstehenden Rücktritt der Regierung zu berichten, ein Soap-Sternchen (Anja Barth) zu Hause interviewen. Statt eines professionellen Gesprächs entwickelt sich jedoch ein Katz-und-Maus-Spiel, in dem sich beide belauern, manipulieren und verletzen.

"Es entsteht eine Art therapeutische Sitzung", beschreibt Regisseur Siegfried Hopp. "Von Anfang an befinden sich beide auf einer schiefen Ebene." Das beginnt schon mit der Behauptung des Journalisten, die Schauspielerin nicht zu kennen - schließlich liegen ihr die ganzen Niederlande zu Füßen.

Hopp und Heese lassen ihre Protagonisten im kühl eingerichteten Design-Wohnzimmer des TV-Sternchens aufeinander los - wie seinerzeit van Gogh. Er drehte "Das Interview" als reales Experiment mit dem echten Soap-Star Katja Schuurman (im Stück heißt sie Stuurman) in deren Wohnung. Skandale gab es keine: Mit seinen Schauspielern soll der Verbal-Derwisch immer sehr liebevoll umgegangen sein.

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