Kultur Das geheime Café hinter Haus Esters

Verwunschen ist es und zugleich modern, wie ein richtiges Museumscafé, was dem KWM indes zurzeit noch fehlt. Die an Wochenenden geöffnete Gastronomie im Gartenhaus hinter Haus Esters ist wie eine kunstvolle romantische Zeitkapsel. Guten Kaffee gibt es obendrein – vom zukünftigen KWM-Café-Betreiber.

 Redakteur Christian Oscar Gazsi Laki hat die Stimmung im Gartenhaus hinter Haus Esters bei einer Tasse Kaffee auf sich wirken lassen.

Redakteur Christian Oscar Gazsi Laki hat die Stimmung im Gartenhaus hinter Haus Esters bei einer Tasse Kaffee auf sich wirken lassen.

Foto: Dirk Jochmann

Es ist ein wolkenverhangener Tag, es windet ein wenig und zuvor hat es ausgiebig geregnet. Unwahrscheinlich ist es nicht, dass es gleich auch noch den einen oder anderen Schauer geben wird. Eigentlich recht ungünstige Bedingungen, um sich vorzunehmen, das neue – nunmehr nicht mehr ganz so neue – Café im Gartenhäuschen hinter dem Haus Esters zu besuchen, sich ein Bild von der Atmosphäre dieses Ortes zu machen. Und doch sollte sich just diese Stimmung, just dieses Wetter als ein wunderbarer Katalysator für einen, die romantischen Rahmenbedingungen dieses Kleinodes in sich aufsaugenden, Aufenthalt erweisen. Es kann sehr erfüllend sein, in einem kuschelig anmutenden Holzhaus, ein Heißgetränk zu sich zu nehmen und den Blick durch die Sprossen des Fensters hinausschweifen zu lassen.

Das Fertighaus aus den 20ern wurde liebevoll renoviert

Von Außen wirkt das etwas schattig gelegene Holzhäuschen fast zu klein, um ein Café zu beherbergen. Das „Sommerhaus“ ist übrigens ein Fertig-Haus, ein vorfabriziertes Holzhaus von den Deutschen Werkstätten Hellerau, Dresden. 1923 wurde es in seinen Einzelteilen an Josef Esters geliefert und vor Ort installiert, und es strahlt eine ganz andere Aura aus als die große Bauhaus-Villa, die der Bauherr später von Mies van der Rohe entwerfen und bauen ließ. Fast ein bisschen wie ein kleines Jagdhaus mitten in waldiger Landschaft Süddeutschlands, fast als würde in jeder Sekunde ein Komponist sich dazu entschließen können, dort im kleinen hockend gigantische Sinfonien zu Papier zu bringen – wenngleich Gustav Mahlers Komponier-Häuschen doch etwas anders aussieht und natürlich nicht in Krefeld liegt. Doch ist die Stimmung vergleichbar.

Aber bevor die Gedanken zu sehr abschweifen, und dies gelingt in der hölzern warmen, nostalgisch behaglichen, zeitgleich kunstvoll aufgeladenen, Atmosphäre des Häuschen allzu häufig, allzu gut, sei kurz erzählt, wie es überhaupt dazu kam, das etwas versteckt hinter Krefelds großer kulturhistorischen Attraktion, guter Kaffee in fein gestaltetem Ambiente genossen werden kann. Dass es ein Kulturcafé en miniature gibt, das zumindest am Tag unseres Besuches ein illuster gemischtes – dem Augenschein nach, aber man sollte Bücher nicht nach ihrem Einband beurteilen – kunstaffines Publikum anlockte.

Die Idee, das mit Augenmerk für den Erhalt der Patina renovierte unter Denkmalschutz stehende Häuschen zu einem Kunst-Café im doppelten Sinne zu verwandeln, konnte indes nur Wirklichkeit werden durch einen Gastronomen, der Phantasie darin sah, den beengten Raum mit espritvollem Leben zu zu füllen und durch eine Gestaltung, eine künstlerische Überschreibung im Innern, der dem Häuschen Luft zum atmen lässt, zugleich die Bereiche des Häuschens als Café zeitgemäß nutzbar macht. Für ersteres sorgt seit Juli Morris Patzehki vom Bistro Liebevoll – wie passend, dass er zudem auch die Gastronomie im Kaiser-Wilhelm-Museum übernehmen wird. Den künstlerischen Touch erhielt das Café durch die Gestaltung seitens der Künstlerin Andrea Zittel, die das Häuschen mit Möbeln und gewebten Materialien ausstattete. Geometrische Formen in gedeckten Farben schmücken die trotz ihrer skulpturalen Wirkung funktionalen Möbel. Tische, Bänke, Hocker, die aus dem Häuschen ein zwischen Moderne und Nostalgie changierendes Refugium machen. In diesem Ort, der ein bisschen wie eine Zeitkapsel das turbulente Treiben unseres Alltags vergessen machen kann, gibt es köstlichen Kaffee aus feinen Designer-Bechern, Snacks wie Kuchen, Getränke, eine Tee-Auswahl. Reduziert und fokussiert umrahmt von einem freundlichen Service, der einem – zumindest bei unserem Besuch – begrüßt, als wäre man ein gern gesehener Gast im häuslichen Wohnzimmer. Dazu mag passen, dass es keine Manü-Karte gibt – wohl aus organisatorischen Gründen –, allerdings erklärt einem der Service gerne, was es alles zu Trinken gibt, welche Kuchen im Angebot sind.

Ohnehin mag man so manche Assoziation mit dem Häuschen verbinden, vielleicht fast Reminiszenzen an eine kleine Datscha oder eben an ein Komponisten-Refugium. Öffnet man die Ohren und lauscht vielleicht etwas indiskret den Gesprächen um einem herum, fällt auf, dass hier viel über Kunst gesprochen wird. Dort berichtet ein Gast über eine befreundete Künstlerin, hier wiederum sinniert man über die bisweilen etwas heikle Kunst des Fotografierens. Gibt angeheitert launige Tipps dem dem mit Kafeetasse posierenden Redakteur und dem Fotografen, der die Stimmung einzufangen bemüht ist.

Das Häuschen teilt sich in drei – streng genommen vier – Bereiche: Zuvorderst eine kleine Veranda, gefolgt von einem vorderen weiß getünchten kleinen Raum, schließlich der größere Raum, in dem wir Platz genommen haben, um den Blick aus dem Fenster auf uns wirken zu lassen und schließlich der nicht öffentliche Schmale „Küchenbereich“. Wobei Küche hier eher eine gehörige Übertreibung ist. Passender scheint die Bezeichnung kleine Zauber-Kammer des Gastronomen, in der unter anderem der Kaffee zubereitet wird.

Jeden Tag indes kann man in den Genuss der Freuden des Gartenhäuschens leider nicht kommen. Und sucht man Informationen zu dem Schmuckstück im Garten von Haus Esters auf der Website der Kunstmuseen Krefeld, so wird man nicht gerade mit Informationen überschüttet. Immerhin weiß das Service-Telefon des Museums Rat, wenn man nicht schon direkt die Pressemitteilung auf der Website der Stadt Krefeld bemühen möchte.

Ist das Häuschen, da es ja zeitgleich auch ein Kunstwerk ist, zu den regulären Öffnungszeiten von Haus Lange und Haus Esters durchgehend zugänglich (Dienstag, Donnerstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr, Mittwoch 15 bis 21 Uhr), so fungiert es lediglich am Wochenende als Café. Freitags, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr.

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