Culcha Candela: Halsschmerzen garantiert

Mit Party-Songs und Tanz-Anweisungen verlangen Culcha Candela ihrem Publikum alles ab. Die Kulturfabrik tobt.

Krefeld. Der Lärm ist ohrenbetäubend, Culcha Candela hat das Publikum in zwei Hälften geteilt und lässt beide in einem Schrei-Wettbewerb gegeneinander antreten. Sobald das Wort "Input" ertönt, brüllt sich das Publikum die Seele aus dem Leib. Wer am Sonntag beim Konzert in der ausverkauften Kulturfabrik dabei ist, hat am Montag Halsschmerzen.

Denn der Wettbewerb ist nicht der einzige Test für die Stimmbänder. Getreu dem Namen der Band bekommen die Zuschauer "heiße Kultur" geboten: Die sieben Mitglieder lassen ihre jeweilige ethnische Herkunft in die Musik einfließen, so wird auf Englisch, Deutsch und Spanisch gesungen und gerappt, all das gewürzt mit dem charmanten Berliner Dialekt.

Von der ersten bis zur letzten Sekunde ist die Laune großartig. Culcha Candela sind witzig, legen eine professionelle Performance hin und gönnen dem Publikum keine Minute Pause. Denn ruhig und melancholisch kennen Culcha an diesem Abend nicht. Jedes Lied ist Party, und das verlangt dem Publikum einiges ab.

Gestreifte Pullover und Schals werden über den Köpfen gewirbelt, weil Culcha es will, die Leute müssen sich wahlweise auf den Boden hocken oder in die Höhe springen. Auch diverse Tanz- und Klatschvorgaben haben die Zuschauer trotz Platzmangels zu erfüllen - und sie lieben es.

Mit ihrem Hip-Hop und Reggae-Sound heizen Culcha das Publikum so auf, dass die Band an manchen Stellen gar nicht zu Wort kommt, so laut wird gejubelt und geklatscht.

Diese Begeisterung haben sie verdient. Denn der Auftritt lebt nicht nur von den Partysongs, sondern auch von den unterschiedlichen Charakteren auf der Bühne und ihren fast schauspielerischen Leistungen. Ihre synchronen Tanzschritte ähneln den abrupten Bewegungen bei der Army, und sie nutzen jede Chance, ihre Texte mit Mimik und Gestik zu untermalen.

So lassen sie bei "I am the Greatest" ihre Muskeln spielen, tun so, als ob sie sich prügeln, oder heben bei "Chica" ihre T-Shirts. Als der DJ plötzlich verschwunden ist, dauert es einige Sekunden bevor das Publikum begreift. Die Leute singen: "Hey DJ, bring den Tune zurück..." Zum Finale holt die Menge die Band mit den Worten "Einer geht noch, einer geht noch rein" zurück. Danach ist der Akku leer.

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