Colin Vallon Trio: Im Sog des Schlagzeugs

Aus scheinbar sparsamen Tönen entsteht beim Colin Vallon Trio ein reicher, raffinierter Klangkosmos.

Krefeld. Beschränkung und Vielfalt gehen in der Musik des Colin Vallon Trios aus der Schweiz eine interessante Symbiose ein. Auf Einladung des Jazzklubs gastierte der Pianist Vallon mit seinen Kollegen Patrice Moret am Kontrabass und Samuel Rohrer am Schlagzeug im Stadttheater. Das Publikum lauschte gebannt den impressionistischen Klangskizzen.

Vallon präpariert das Klavier mit Klammern, Glockenketten und diversem anderen Material. Auch bringt er einzelne Saiten mit E-Bows zum Klingen, Effektgeräten, die im Wesentlichen aus einem Elektromagneten bestehen. Dabei übertreibt er die Verfremdung nicht, sondern mischt die obskuren Klänge geschickt mit dem natürlichen Sound.

Die Stücke des Trios bestehen oft aus sparsamem melodischem Material und seiner Variation. Harmonisch ist das meist eintönig, Akkordwechsel bewegen sich höchstens in achttaktigen Strukturen. Moret spielt dazu einen sehr statischen Bass, häufig arbeitet er mit Tonwiederholung.

Rohrer legt unter die reduzierten Skizzen Achtel- oder Sechzehntelteppiche, scheinbar geht alle Dynamik von ihm aus. Doch letztlich entsteht der Sog der kollektiven Improvisation durch ein intensives Zusammenspiel. Vallon und Moret übernehmen die Spannung der Rhythmik, passen sich ihr genau ein.

So entsteht aus dem reduzierten Ausgangsmaterial ein reicher Klangkosmos, der weniger mit vielen Farben als mit einem raffinierten Einsatz von Schattierungen Tiefe und Raum gewinnt. Im zweiten Set gibt das Trio seinen formalen Minimalismus auf, nutzt in einem Stück eine liedhafte Form mit Akkordwechseln. Dabei leuchtet eine andere Farbigkeit auf, ein größerer Bogen entsteht. Wäre diese Art der Abwechslung öfter genutzt worden, hätte aus einem guten vielleicht sogar ein herausragendes Konzert werden können.

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