Christopher Lehmpfuhl – ein Maler, der keine Pinsel mag

Christopher Lehmpfuhl benutzt nur seine Finger. Mit dieser Technik schafft er spektakuläre Bilder.

Krefeld. Zwischen Krefeld und Berlin liegen nur wenige Schritte. Eine spektakuläre Ausstellung im Krefelder Kunstverein macht diese Illusion möglich. Auf einer Wand im Erdgeschoss des Buschhüterhauses zeigt ein gewaltiges Triptychon den Berliner Dom, auf der anderen Wand erkennt man die Häuser Lange und Esters. „Manche Orte haben eben eine besondere Ausstrahlung“, sagt der Maler Christopher Lehmpfuhl.

Neben seiner Heimatstadt Berlin gehören für ihn auch die berühmten Krefelder Villen dazu, die er anlässlich seiner hiesigen Ausstellung kennengelernt hat. Für die beiden Bilder hat er die rückwärtige Ansicht der Häuser gewählt, zeigt sie eingebettet in das vielfältige Grün des Parks. Dabei zeigt er auch, wie die Farbe des Backsteins sich in den rötlichen Gartenwegen fortsetzt.

Ein für einen jungen Künstler etwas gefälliges Motiv, könnte man mutmaßen. Doch mit seiner eigenwilligen Maltechnik gibt Lehmpfuhl seinen Bildern einen ungewöhnlichen Touch. Dazu gehören unglaubliche Mengen von Ölfarbe, die der Künstler auf die Leinwand aufträgt und mit Händen modelliert. Pinsel lehnt er inzwischen fast ganz ab. „Mit den Händen bin ich näher an meinen Bildern dran“, sagt er.

Reliefartige Strukturen mit bizarren Formen bestimmen die Oberfläche der Bilder. So ertappt man sich fast dabei, per Hand die Farbmassen zu erforschen.

Die zweite Besonderheit ist, dass die Bilder, die bis 2,40 Meter hoch sind, nicht im Atelier entstehen, sondern immer vor Ort. Dabei legt Lehmpfuhl eine Energie an den Tag, die man dem im Gespräch so kontrolliert wirkenden Mann nicht zutraut. Er trotzt selbst schlechtem Wetter und Kälte, auch wenn die Farbe bei Minustemperaturen laut seiner Aussage fast zu Eiscreme wird. „Ich brauche den Ort mit seiner Atmosphäre, im Atelier kann ich das nicht reproduzieren.“

Fotografisch genau sind die Arbeiten indes nicht. Zunächst gibt es eine Idee und eine imaginäre Skizze im Kopf, dann malt Lehmpfuhl vor Ort das Bild in einem Rutsch durch. Das dauert manchmal nur zwei Stunden, die Trocknungszeit beträgt dagegen bis zu einem halben Jahr.

Lehmpfuhl malt in der Einsamkeit einer Landschaft ebenso wie in Berlin-Mitte. Dort hat er den Abriss des Palastes der Republik dokumentiert. 40 Bilder sind dazu entstanden. Das Thema und die unterschiedlichen Meinungen haben ihn interessiert. „Das war kein sensibler Umgang mit Geschichte“, findet er.

Dass er auch in kleinem Format dichte Kompositionen schaffen kann, zeigt er in der oberen Etage. Wie bei den Impressionisten kann es passieren, dass bei der Malerei unter freiem Himmel ein Blatt oder etwas Sand in der Farbe hängen bleibt. Hinter der fast barocken Opulenz ist immer die große Leidenschaft zu spüren, die den Künstler antreibt.

Westwall 124. Eröffnung heute, 19 Uhr. Di.- Fr., 10-12 und 16-18 Uhr, So., 11.30 — 14.30 Uhr. Bis 24. Juni.

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