Christian Tombeil: Abschied mit Wehmut und Kampfgeist

Christian Tombeil bricht zu neuen Ufern auf. Er weiß: In den nächsten Jahren geht es um die Zukunft der Theaterlandschaft NRW.

Krefeld. Christian Tombeil hat ein aufregendes Jahr hinter sich. Die endlosen, frustrierenden Diskussionen über die finanzielle Ausstattung des Theaters haben den stellvertretenden Intendanten geprägt. Wie sein Chef Jens Pesel hat auch Tombeil viel gegrübelt, existenzielle Fragen gewälzt: Wie sieht sie aus, die Zukunft des Theaters? Hat es überhaupt eine?

Die Erlebnisse und Gedanken, Ideen und Zweifel nimmt Tombeil nun mit zu neuen Ufern. Wie schon am Mittwoch berichtet, tritt er im Sommer 2010 am Grillo-Theater in Essen die Nachfolge von Intendant Anselm Weber an.

Unbeschwert ist die Situation auch in der kommenden Kulturhauptstadt nicht, aber genau deshalb dürfte Tombeil der richtige Mann für den Job sein. Er ist kein Traumtänzer, er begreift Theater als intellektuelle und emotionale Dienstleistung für die Bürger.

"Wir müssen uns in der Stadt verwurzeln", sagt er und packt diese Überzeugung in eine Fußball-Metapher: "Jeder fährt gerne zum Pokalfinale nach Berlin. Aber dazu muss man erst mal die Heimspiele gewinnen." Einen vollen Theatersaal mit zufriedenen Besuchern findet Tombeil allemal wichtiger als Preise und Festival-Einladungen. "Was nicht heißt, dass man sich nicht auch an komplizierte Stücke wagt."

Nach Essen nimmt Tombeil Teile eines niederrheinischen Erfolgsmodells mit. Er will das Kinder- und Jugendtheater stärken, mit den Schulen zusammenarbeiten. "Die nächsten Jahre sind entscheidend" sagt er mit Blick auf die finanzielle Lage der Städte. "Bürger, Politiker und Theatermacher müssen versuchen, die einzigartige Kulturlandschaft in NRW zu bewahren."

Die Balance zu schaffen zwischen wirtschaftlichen Zwängen und künstlerischem Anspruch - das trauen die Entscheidungsträger Tombeil zu. Vor drei Wochen sei die Findungskommission auf ihn zugekommen, erzählt er. Drei "unverbindliche Gespräche" später hatte Tombeil einen neuen Job.

"Wechsel und Veränderungen gehören dazu", sagt er. "Wer die Chance hat, in der Kulturhauptstadt das Schauspiel zu leiten, muss einfach zuschlagen." Dass er nach fast 13 Jahren dennoch mit einer großen Portion Wehmut geht, ist klar.

Zu den ersten Gratulanten gehörten Jens Pesel und sein Nachfolger Michael Grosse, der eigentlich mit Tombeil als Stellvertreter geplant hatte - er muss sich nun einen neuen zweiten Mann suchen. In der kommenden Spielzeit will Tombei seine Verpflichtungen wie geplant erfüllen, mit seiner Inszenierung von Wagners "Rheingold" als Höhepunkt.

Parallel wird er seine erste Essener Spielzeit planen: "Da ist es gut, dass die Städte nur einen Steinwurf auseinander liegen." Dennoch: Christian Tombeil hat eine aufregende Zeit vor sich.

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