Bühne Krefeld Das Junge Theater stellt sich vor

Krefeld · Zwölf Künstler präsentieren sich dem Krefelder Publikum auf unterhaltsame Weise

 Das Junge Theater stellt sich vor: Robin Grunwald singt „Wenn wir Türken küssen“.

Das Junge Theater stellt sich vor: Robin Grunwald singt „Wenn wir Türken küssen“.

Foto: Mark Mocnik

Sie stehen alle am Beginn ihrer Karriere und brennen darauf, möglichst viel auf der Bühne zu stehen. Zwölf junge Künstler aus den Sparten Musiktheater, Schauspiel und Ballett haben am Theater Krefeld Mönchengladbach derzeit die Möglichkeit, in verschiedenen Produktionen ihr Können unter Beweis zu stellen. Dass dies auch in Corona-Zeiten möglich ist, liegt nicht nur an dem vom Land NRW geförderten Projekt „Das Junge Theater“. Auch dass das hiesige Theater mit großem Einsatz einen Spezialspielplan unter Corona-Bedingungen umsetzt, gibt   auch den Nachwuchskünstlern die Chance, sich daran zu beteiligen. „Wir sind dankbar, arbeiten zu können. Viele freiberufliche Kollegen können das derzeit nicht,“ sagt Avishay Shalom. Der aus Israel stammende Dirigent und Pianist ist einer der zwölf Mitglieder des Jungen Theaters. Im Interview mit Operndirektor Andreas Wendholz erzählt er nicht nur von seinem Werdegang, sondern auch von seinen bisher nur positiven Erfahrungen am hiesigen Theaters.

Gespräche lockern
den Abend zusätzlich auf

Das Gespräch war Teil eines unterhaltsamen Abends, mit dem sich die jungen Künstler dem Publikum vorstellten. Musikdramaturgin Ulrike Aistleitner moderierte den Abend, dessen Programm die Künstler gemeinsam und spartenübergreifend erarbeitet haben. Mit vier Sängern, fünf Musikern und zwei Tänzern boten sich viele schöne Möglichkeiten.

Den Auftakt machte Tenor Robin Grunwald, der bei einem Lied aus der Operette „Ball im Savoy“ von allen fünf Musikern begleitet wurde: Avishay Shalom (Klavier), Viola Gaebel (Klarinette), Inka Jans (Violoncello), Justinas Kaunas (Violine), Thekla Varga (Flöte). Mit viel Charme und einer wohlklingenden Stimme sang er von küssenden Türken“ auf Deutsch und türkisch. Im anschließenden Kurzinterview verriet der aus Dortmund stammenden Sänger, dass er sich bis vor einem Jahr noch als Bariton ausbilden ließ, bis der merkte, dass ihm eigentlich mehr das Tenorfach liegt. Am hiesigen Theater fühlt er sich sehr wohl. Leichte Irritationen gibt es nur beim Thema Fußball, da er nach wie vor die Dortmunder Borussen den Mönchengladbachern vorzieht. Mit Franz Schuberts „Ständchen“ stellte sich Grunwald auch als talentierter Liedsänger vor. Das Stück diente als Untermalung für den Auftritt der beiden Tänzerinnen Julianne Cederstam und Alice Franchini. In der etwas eigenwilligen Choreographie von Francesco Rovera vermischte sich klassischer Tanz mit modernen Elementen.

In unterschiedlichen Konstellationen zeigten die fünf Musiker ihre Talente auch in reinen Orchesterstücken. Dabei bezauberte das Trio für Flöte, Cello und Klavier von Carl Maria von Weber ebenso wie das Intermezzo aus Cavalleria rusticana“ in der Fassung für Violine und Klavier. Klarinettistin Viola Gaebel hatte als Begleiterin bei Mozart und Schubert besondere Momente. In diesen beiden Stücken brillierten zwei Sängerinnen. Mezzosopranistin Boshana Milkov interpretierte mit wunderbarer Stimmfülle eine Arie aus „La Clemenza di Tito“. In einer der nächsten Vorstellungen wird man sie auch als „Carmen“ erleben können und darf darauf gespannt sein.

Ihre Kollegin Maya Blaustein stellte sich der Herausforderung von Franz Schuberts „Der Hirt auf dem Felsen“ und bewältigte das anspruchsvolle Stück sehr überzeugend. Die melancholische Stimmung dieser beiden Werke passte auch gut zu dem kurzen Schauspielbeitrag von Raafat Daboul. Mit einem Ausschnitt aus dem Monolog „Dreck“ von Robert Schneider, wo es um einen Migranten geht, der sich als Rosenverkäufer durchschlägt, hatte er mit dem einzigen nicht musikalischen Beitrag eine schwere Aufgabe zu bewältigen. Wenn auch sprachlich nicht immer ganz verständlich, zeigte der junge Schauspieler große Präsenz.

Der Ausklang des neunzigminütigen Programms war dann wieder etwas heiterer. Der katalanische Bariton Guillem Batllori begeisterte mit dem Klassiker „Granada“. Das Quintett „Nous avons en tȇte une affaire“ aus „Carmen“ gab dann allen Mitgliedern des Musiktheaters die Gelegenheit zu einer mitreißenden Abschlusspräsentation. Anne Heßling übernahm als Gast die erforderliche fünfte Stimme. „Behalten Sie uns die Treue in dieser schweren Zeit“, wandte sich Andreas Wendholz zum Abschied ans Publikum. Nach diesem Abend sollte man das unbedingt beherzigen.

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