Beton trifft auf schwebende Drahtobjekte

Die Gemeinschaft Krefelder Künstler zeigt an der St.-Anton-Straße Werke von Kollegen des Neuen Regensburger Kunstvereins.

Beton trifft auf schwebende Drahtobjekte
Foto: Andreas Bischof

Der Neue Regensburger Kunstverein ist bei der Gemeinschaft Krefelder Künstler (GKK) zu Gast: Zwei Künstlerinnen und drei Künstler zeigen in den Ausstellungsräumen der GKK auf der Sankt-Anton-Straße 90 unterschiedliche Techniken und Positionen. Von den Betonobjekten Nicolette Spiegelbergs über zweidimensional bildnerische Arbeiten bis hin zu den filigranen Drahtobjekten von Renate Haimerl-Brosch spannt sich ein weiter Bogen.

Mit Spiegelbergs Betonarbeiten gleich im ersten Raum begegnet man zunächst einer sehr puristischen oder auch minimalistischen Kunstauffassung. Die Arbeiten sind teils kleine Skulpturen, mehrheitlich hängen sie aber wie Bilder an der Wand. Bei den Wandarbeiten dominiert vordergründig die Beschäftigung mit Grundformen, vor allem Rechtecken und Quadraten.

Auf einer größeren Fläche können etwa Quadrate eingeritzt sein, oder sie erheben sich als eigene Form über der Grundfläche. Mit weißer Farbe aufgetragene Linien setzen leichte Akzente. Spannend ist an diesen Arbeiten aber vor allem, dass die Künstlerin den Beton nicht gießt, sondern schichtweise aufträgt — sie nennt das Stratifikation. Der Arbeitsprozess erzeugt eine Unregelmäßigkeit der Oberflächen, verleiht dem Betongrau einen unerwarteten Nuancenreichtum.

Wolfgang Schmidt ist bei seinen collageartigen Fotoarbeiten auf der Suche nach Mustern und Strukturen. Fotos — etwa von Gestrüpp, Gräsern oder auch Eisblumen — bilden die Grundlage seiner Arbeiten, den fotografischen Motiven fügt er wahrscheinlich mit einer Bildbearbeitungssoftware grafische Elemente hinzu, die die Formen der Fotos aufgreifen und variieren. In manchen Fällen überlagern die hinzugefügten Formen das fotografische Ausgangsmaterial in einer Weise, die den Bezug beliebig erscheinen lässt, in den besseren Fällen, etwa bei „Musterkennung Gras“, bleiben die grafischen Zusätze mit dem fotografischen Ausgangsmaterial in dialogischem Kontakt.

Die abstrakten Zeichnungen Paul Schinners scheinen im Rahmen dieser Ausstellung mit ihrer klassischen Modernität wie aus der Zeit gefallen. Die titellosen Arbeiten, auf denen sich der über 80 Jahre alte Künstler mit Bleistift und Ölkreide und ganz eigenem Gestus auf die Suche nach einer selbstständigen Formenwelt jenseits der Natur begibt, üben gleichwohl ihren ganz eigenen Reiz aus, fesseln den Blick.

Peter Gigglberger benennt als Technik für seine Arbeiten „Acryl-Kombination auf Leinwand“, was ein wenig in die Irre führt. Denn entweder nutzt auch er Fotos als Grundlage, denen er dann mit Acrylfarbe Malerisches hinzufügt, oder er malt tatsächlich fotorealistisch.

Wie dem auch sei, was zu erkennen ist, sind oft Strukturen von verputzten Wänden, die so aussehen, als hätten die dazugehörigen Häuser ihre besten Zeiten schon lange hinter sich. Risse, Abplatzungen, Schmutz überziehen die Wände, der Künstler fügt zarte Striche, Schriftzeichen, Farbflächen hinzu.

So entstehen abstrakte Bildwelten auf realistischer Grundlage, die rein bildlich das Thema Vergänglichkeit oder auch Verfall in den Fokus rücken. Aber der Künstler will offenbar mehr, weist seinen Bildern mit Titeln wie „Karriereleiter“ oder „Die Vernunft bewahren“ im besten Fall ironisch gemeinte Bedeutungen zu, deren Bezug zu den Bildern aber willkürlich erscheint.

In den letzten Räumen der Ausstellung vergisst man das gewollte Spiel mit Bedeutungen dann aber schnell, wenn man auf die verspielt leichten Drahtobjekte von Renate Haimerl-Bosch trifft. Dünnere Drähte verwickelt und verknotet die Künstlerin mit dickeren, die Form vorgebenden Drähten zu filigranen Gebilden, die natürliche Formen nachahmen, ihnen aber nicht realistisch entsprechen. Da ist in den Titeln von „Fliegen“ oder auch „Kopffüßlern“ die Rede, aber mehrheitlich fühlt man sich bei den oft von der Decke herabhängenden Objekten an schirmartige Quallen erinnert, die in der Luft des Raums wie im Wasser schweben. Das ist — ohne das abwertend zu meinen — einfach hübsch.

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