Bekenntnisse eines Ja-Sagers

Kristian Kokol hat ein witziges Buch über Bin Laden, Alice Schwarzer und Alfons Hitler geschrieben.

Bekenntnisse eines Ja-Sagers
Foto: privat

Krefeld. Kristian Kokol ist ein Ja-Sager — und wohl der einzige Mensch, der nicht beleidigt ist, wenn man ihn so nennt. Denn sein innerer Drang, jede Herausforderung anzunehmen, hat ihm vergangenes Jahr ein großes Abenteuer beschert, das mit dem Ja zu einem Buch begann. Ein Verlag war an den Krefelder Kleinkünstler, der inzwischen in Köln lebt, herangetreten. „Ich hatte bereits einige kurze humoristisch-gesellschaftskritische Texte verfasst“, sagt er. „Doch dass man mir einen Vorschuss gewährt, damit ich einfach in Ruhe drauf losschreiben kann, damit hätte ich im Leben nicht gerechnet.“

Vor allem kam das Angebot genau zur richtigen Zeit: Nach vielen Touren durch Deutschland, einem Prix Pantheon, Auftritten in Fernsehshows wie „TV Total“ und einer Kolumne beim Radiosender Einslive brauchte Kokol eine Auszeit. Also zog der 33-Jährige „die Burnhaut dem Burnout“ vor, wie er sagt, und mietete mit einem Freund kurzerhand eine Wohnung in Barcelona. „Dort bin ich tagsüber Skateboard gefahren und habe Siesta gehalten“, erinnert er sich. „Abends saß ich dann auf meinem Balkon und habe gearbeitet — eine herrliche Zeit.“

Unter dem spanischen Mond entstand so in fünf Monaten Kokols Debüt „Axel des Bösen“. Es beschreibt den „großen Drogentrip einer schizophrenen Persönlichkeit namens Axel“, so der Klappentext, der die Zielgruppe eingrenzt: Das Buch sei „Fachliteratur für den Resignionsunterricht“, „Entscheidungsstütze der ‚generation maybe’“ und „Bedienungsanleitung zum Hipster“.

Dass „Axel des Bösen“ überhaupt in gedruckter Form erscheinen und auf der „Spielgeld- Bittsteller-Liste“ landen konnte, ist Kokols künstlerischer Integrität zu verdanken. Denn der Verlag wollte das anarchistische Werk, in dem unter anderem Osama bin Laden, Alice Schwarzer, „Alfons Hitler“ und eine Bierbrauerei auftauchen, nicht drucken. Da verlegte Kokol kurzerhand 1000 Exemplare selber. Und den Wortlaut eines denkwürdigen Telefonats mit seinem Verleger packte er ins Nachwort.

Zwischendurch brachte ihn ein zweites spontanes „Ja“ auf ein Aida-Kreuzfahrtschiff, mit dem er knapp drei Wochen lang von Warnemünde bis nach New York übersetzte. Die Programmchefin hatte ihn nach einem Auftritt in Hamburg gefragt, ob er Lust habe. „Auf dieser schwimmenden Touristen-Stadt trug ich mit zwei halbstündigen Auftritten zur Unterhaltung der Passagiere bei und konnte mich ansonsten unters Volk mischen“, berichtet Kokol. „Das war eine witzige Erfahrung.“

Doch erst in New York kam sein großer Moment: Mit der Furchtlosigkeit eines Mannes, der nichts zu verlieren hat, spazierte er in die Comedy-Kaderschmiede „N. Y. Improv“ am Broadway, bat kurzerhand um einen Auftritt — und bekam die Eröffnung am selben Abend. „Wahrscheinlich dachten die, dass ich eine große Nummer sei, weil ich direkt von der Aida kam“, sagt er. „Mir ist es aber nicht gelungen, die Leute von den Sitzen zu reißen. Trotzdem bin ich echt glücklich, dass ich in nur zwei Tagen in Übersee diese Erfahrung machen konnte.“ Und will er wiederkommen? „Ja, klar.“ Was sonst?

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