Bedrohlich und dramatisch

In einem anspruchsvollen Konzert vertont der Chor die Rettung des Volkes Israel.

Krefeld. Es steht immer etwas im Schatten des "Messias": Das Oratorium "Israel in Egypt" von Georg Friedrich Händel setzte sich erst im 19. Jahrhundert durch - als nicht weniger anspruchsvolles Werk. Eine Aufführung im Jahr 1833 unter Leitung von Felix Mendelssohn-Bartholdy verhalf ihm zu neuer Popularität. Bereits damals erklang das Stück in einer zweiteiligen Fassung - Händel hatte es 1738 dreiteilig angelegt und später umgearbeitet.

Die zweiteilige Fassung erklang auch beim 2. Chorkonzert der Niederrheinischen Sinfoniker, das am Wochenende in der fast ausverkauften Friedenskirche zu hören war. Der Chor bildet den absoluten Mittelpunkt des Oratoriums, das von der alttestamentarischen Geschichte der Rettung des Volkes Israel aus Ägypten erzählt. Händel vertonte ausschließlich Bibeltexte, was damals ungewöhnlich war.

Im Teil "Exodus" werden die Unterdrückung durch die Ägypter, die zehn Plagen und die wunderbare Rettung durch das Rote Meer beschrieben. In "Moses Song" wird diese Rettung mit Lobgesängen gefeiert. Die vielen Chorsätze, die nur an wenigen Stellen von Solisten unterbrochen werden, stellen in ihrem vielstimmigen Aufbau eine besondere Herausforderung dar.

Rezitative, choralartige Deklamation und Fuge bilden ein vielschichtiges Klangbild mit häufigen Stimmungswechseln. Während im 8. Satz in langsam getragenem Gesang die Plage der Finsternis beschrieben wird, die sich bedrohlich über das Land legt, charakterisiert der folgende Satz die Tötung der Erstgeborenen mit großer Dramatik.

Effektvoll gegeneinander positioniert agierten der Niederrheinische Konzertchor und der Kammerchor Oberpleis auf hohem Niveau. Nur eine etwas präzisere Diktion des englischen Originaltextes wäre an manchen Stellen wünschenswert gewesen.

Bei den sechs Solisten hinterließ vor allem Sopranistin Susanne Seefing, die für die erkrankte Debra Hays kurzfristig eingesprungen war, einen besonderen Eindruck. Marianne Thijssens ergänzte sich mit Seefing sehr gut im Duett. In dieser Zweierkonstellation hatten auch die beiden Bässe Matthias Wippich und Matthias Zangerle einen starken Auftritt. Uta Christina Georg (Alt) und Dantes Diwiak (Tenor) hatten die größten Soloparts und wirkten manchmal etwas angestrengt. Der Krefelder Dirigent David Cavelius meisterte die Gesamtleitung von Chor und Orchester mit viel Engagement. Herzlicher Applaus.

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