Autorin Anja Lundholm ist gestorben

Die gebürtige Krefelderin überlebte das KZ und erhielt viele Preise.

Krefeld. Die durch Bücher über ihre KZ-Zeit bekanntgewordene Schriftstellerin Anja Lundholm ist tot. Die gebürtige Krefelderin starb am Samstag in Frankfurt nach langer Krankheit im Alter von 89 Jahren. Die Widerstandskämpferin und Halbjüdin wurde 1944 ins Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Ihre schrecklichen Erlebnisse verarbeitete sie in autobiografisch gefärbten Romanen wie "Morgen-Grauen" oder "Das Höllentor". Die Autorin erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1997 den Hans-Sahl-Preis.

Schon das Leben der aus einem großbürgerlichen Haus in Krefeld stammenden Lundholm liest sich wie ein Roman: Die Mutter stammte aus einer jüdischen Bankiersfamilie. Lundholms Vater, ein Apotheker und als SS-Mitglied überzeugter Nazi, trieb seine jüdische Frau 1938 in den Selbstmord. Nach einem Musik- und Schauspielstudium in Berlin floh Lundholm, deren Geburtsnamen Helga Erdtmann war, 1941 im Alter von 23 Jahren mit gefälschtem Pass nach Italien. Gerade Mutter geworden, wurde sie 1943 in Rom als Mitglied einer Widerstandsgruppe verhaftet und nach Ravensbrück deportiert.

Nach einer ersten Ehe in Stockholm. siedelte sie 1953 nach Frankfurt über. Seit Anfang der 50er Jahre litt Lundholm an Multipler Sklerose, was sie auf die an ihr in Ravensbrück vorgenommenen medizinischen Versuche zurückführte. Die Autorin wurde 1998 in Frankfurt fmit der Goethe-Plakette geehrt. Im Jahre 2003 erhielt sie zudem den Niederrheinischen Literaturpreis der Stadt Krefeld. Über das Leben Anja Lundholms hat der Hessische Rundfunk einen Dokumentarfilm produziert, den die ARD am 28. August ausstrahlen wollte.

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