Ausstellung: Jüdisches Leben vom Rhein bis zur Maas

Die Schau „Grenzerfahrungen“ ist bis zum 2. November in der jüdischen Synagoge an der Wiedstraße zu sehen.

Krefeld. Viele Gemeinsamkeiten haben die jüdischen Minderheiten am Niederrhein und in den angrenzenden Niederlanden in den vergangenen zwei Jahrhunderten verbunden - einerseits. Andererseits trennten sie auch zahlreiche Unterschiedlichkeiten im Alltag und im öffentlichen Leben.

Jüdisches Leben zwischen Rhein und Maas zwischen 1800 und 2000 zeigt eine Ausstellung "Grenzerfahrungen - Grenservaringen" im neuen jüdischen Gemeindezentrum an der Wiedstraße. Die insgesamt 46 hochformatigen Poster sind bis zum 2. November zu sehen, bevor sie in die Roermonder Synagoge weiterwandern.

Die Schilderung beginnt mit der jüdischen Diskriminierung vor der 1795 beginnenden Franzosenzeit, die zunächst eine Gleichstellung für die Juden mit sich brachte, die aber 1808 von Napoleon wieder eingeschränkt wurde.

Neben der Dokumentation jüdischen Lebens in Städten wie Krefeld, Mönchengladbach, Roermond und Venlo hat Ausstellungsmacherin Nicola Wenge mehrere persönliche Schicksale vorgestellt wie das des Krefelder Rabbiners Löb Carlsburg, des Unternehmers Léon Neumann aus Roermond, des Schriftstellers Jacob Hingentlich, ebenfalls aus Roermond, der Waldnielerin Helen Winter-Calin, die im niederländischen Versteck als einzige ihrer Familie den Holocaust überlebte, und der 1987 in St. Petersburg geborenen Rina Malumed, die in Mönchengladbach ihr Abitur macht und im niederländischen Heerlen studieren will.

Schon 1933 wurden in Maastricht Flüchtlingskomitees für Juden eingerichtet, in den Folgejahren wuchs die Zahl der Juden in Limburg auf das Doppelte, bis auch dort ab 1940 nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in die Niederlande die Verfolgung einsetzte, während sie am Niederrhein rapide abnahm.

Gegenläufig ist die Entwicklung seit 1990. Die Zahl von hundert Juden in Limburg reduzierte sich weiter, so dass die Gemeinden Maastricht, Heerlen, Roermond und Venlo aufgelöst wurden und nur noch die Synagoge in Maastricht blieb, während die Zuzüge aus dem Osten die Zahl in der Gemeinde Krefeld, die bis zur Grenze reicht, auf über 1100 anwachsen ließ.

Die Ausstellungsmacherin und Historikerin Nicola Wenge stammt aus Dortmund. Sie studierte in Köln und arbeitet seit 1996 an zahlreichen Projekten und Studien mit, vor zwei Jahren ist sie auf der Burg Linn mit dem Albert-Steeger-Stipendium ausgezeichnet worden. Forschungsreisen führten sie nach New York und Jerusalem.

Ihre Doktorarbeit "Integration und Ausgrenzung in der städtischen Gesellschaft" beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Juden und Nichtjuden in Köln in den Jahren von 1918 bis 1933 und ist im Mainzer Philipp-von-Zabern-Verlag erschienen. Sie wurde mit dem "Erhardt-Imelmann-Preis" der Kölner Universität ausgezeichnet. Wenges Hauptinteresse liegt in der deutsch-jüdischen Geschichte und in der Antisemitismus- und Nationalsozialismus-Forschung. Derzeit trägt sie sich mit der Absicht, das Archiv der jüdischen Gemeinde Krefeld auszuwerten.

Träger des Ausstellungs-Projekts ist die Stadt Roermond, für die Finanzierung sorgten die Euregio Rhein-Maas-Nord, das Land NRW und die niederländische Provinz Limburg. Geöffnet ist die Ausstellung sonntags bis donnerstags von 10 bis 16 Uhr, jedoch nicht am 9. Oktober, wegen eines jüdischen Feiertages.

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