Kultur Ausstellung im Südbahnhof beleuchtet den Landkreis Oder-Spree

Krefeld · Die von Herbert Schirmer, er war Minister für Kultur der DDR im Kabinett von Lothar de Maizière, kuratierte Schau wird von einem Rahmenprogramm ergänzt.

 Anja Jansen (links) und Herbert Schirmer im Südbahnhof.

Anja Jansen (links) und Herbert Schirmer im Südbahnhof.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Kennen Sie den Landkreis Oder-Spree in Brandenburg? Scharmützelsee, Eisenhüttenstadt, Grenzregion zu Polen, Beeskow oder auch Fürstenwalde bis hin zu Schöneiche bei Berlin. Kulturgüter, Museen, alte Schlösser und im sonst protestantischen Gebiet sogar ein Kloster finden sich, südöstlich der Bundeshauptstadt.

Kulturabkommen mit Oder-Spree feiert 30. Geburtstag

Als Krefelder stehen die Zeichen eigentlich ganz gut, dass man von dem Landkreis schon viel gehört hat, denn seit 30 Jahren gibt es eine partnerschaftliche Verbindung zwischen der Stadt und dort. Übrigens: Just seit 30 Jahren besteht zudem zwischen Krefeld und dem Landkreis im Osten Deutschlands ein Kulturabkommen – „mit 30 Jahre Wiedervereinigung können wir also drei mal 30 feiern“, betont Herbert Schirmer. Er ist der Kurator einer Ausstellung im Südbahnhof, die auf vielseitige Weise die Region vorstellt und mit Programmen den Dialog fördern möchte.

Die Ausstellung, die im Südbahnhof am Freitag, 21. August eröffnet wird, konzentriert sich auf acht thematische Schwerpunkte. Schirmer, ein Kultur-Akteur mit Geschichte, er war Mitbegründer und Sprecher des Neuen Forums in Ostbrandenburg im Oktober 1989, erster freigewählter Landesvorsitzender der CDU Brandenburg 1990 und nicht zuletzt 1990 Kulturminister im Kabinett von Lothar de Mazière, bringt auf schön gestalteten informativen Tafeln die Region nach Krefeld.

Dort findet man unter anderem ausführliche Informationen, reich bebildert, zu den drei Strele-Burgen Beeskow, Friedland und Storkow, kann sich über das Kunstarchiv Beeskow informieren. Das Archiv, zu dem Schirmer den Grundstock legte, zeigt und archiviert die Kunst der DDR. Jene Kunst, die den Alltag der Menschen prägte, die in Schulen, Theatern, Vereinsheimen oder auch Kasernen hing und stilistisch doch bei aller Konformität bunter war als vielleicht gedacht – aber das ist ein anderes Thema. Auch zu sehen sind Infos zu dem Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt und der Loscon-Stiftung Ostbrandenburg.

Die Schau unter dem Titel „Kultur ist Trumpf“ beleuchtet zudem das kulturelle Zentrum „Kulturfabrik Fürstenwalde“, das Gerhart Hauptmann Museum in der „Villa Lassen“ in Erkner, fokussiert auf den Romancier und Essayisten Günther de Bruyn, dessen Sohn übrigens ein Buch von ihm vor Ort vorstellen wird. Erwähnung in der Ausstellung finden zudem der Kulturstandort Bad Saarow, der wieder von Zisterziensern bewohnte Stift Neuzelle und eine separate Präsentation zu einem Deutsch-polnischen Jugendprojekt unter dem Titel „Junger Blick auf Altes“. Junge Menschen versuchten dort alte Schlösser auf beiden Seiten der Grenze zumindest ein wenig aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwecken.

Zwei Künstler aus der Region gastieren im Südbahnhof

Doch Schirmer hat für die Ausstellung an der Saumstraße auch Kunst im Gepäck. Zwei Künstler aus dem Landkreis hat der ehemalige Kulturpolitiker mit nach Krefeld geholt. Ulla Walter aus Schöneiche und Matthias Steier aus Eisenhüttenstadt. Zwei Künstlerpersönlichkeiten, die mit ihrer Arbeit jeweils aus unterschiedlichen Strömungen der Leipziger Schule repräsentieren. Expressiv und mit einer wiedergefundenen Gegenständlichkeit spielend präsentiert sich die 1955 in Meiningen geborene Meisterschülerin Bernhard Heisigs. In ihren Arbeiten brechen in die Welt der leicht abstrahierten Figuren immer wieder gesellschaftliche Themen heraufbeschwörende Momente herein. Hermeneutisch mit Doppel- und Mehrdeutigkeiten spielend. Gerne auch mit einem Schuss Humor wie in „Airport 2030“.

Das Werk des gebürtigen Leipzigers Matthias Steier, lässt sich, so betont Schirmer, in die Tradition des Magischen Realismus einordnen und hat einen empathischen Spanien-Bezug. So finden sich auf seinen Arbeiten, in die gerne auch mal Äpfel wie übergroße Eindringlinge einbrechen, Themenfelder wie Stierkampf. Dennoch umgibt sein Œuvre das Fluidum seiner Meister (unter anderem Werner Tübke, an dessen Bauernkriegspanorama er mitarbeitete) aus einer figürlichen Leipziger Tradition.

Die Ausstellung, die mit einer Finissage am 20. September endet, wird von einem Rahmenprogramm ergänzt. Nach einer Eröffnung am Freitagvormittag um 11 Uhr findet am Sonntag, 23. August, eine Matinée um die gleiche Uhrzeit zur Ausstellung statt. Moderiert von Harry von Bargen mit Herbert Schirmer. Montag, 24. August, 19 Uhr, heißt es „Der wilde Osten“ – ein Vortrag und Gespräch mit Rolf Lindemann, Landrat des Landkreises Oder-Spree, über die „bewegte Zeiten vor und nach der deutschen Wiedervereinigung“.

Am 8. September steht Günter de Bruyn im Fokus. Wolfgang de Bruyn liest aus der Essaysammlung „Jubelschreie, Trauergesänge“ seines Vaters, ergänzt durch einen Vortrag und Gespräche. Am 14. September widmen sich Stefan Rohlfs und René Linke Gerhart Hauptmann. Der Grüne Salon am 16. September befasst sich mit der Erinnerungskultur Ost/West.

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