Ausstellung: Die Natur erobert Haus Lange

Der Brite Blaise Drummond lässt in der Villa einen Baum wachsen und untersucht das Verhältnis von Landschaft und Architektur.

Krefeld. In Zeiten, in denen sich in Krefeld der Erdboden öffnet und ganze Straßenbahnen zu verschlingen droht, sei vorsichtshalber gesagt: Der Baum, der da mitten in der Eingangshalle von Museum Haus Lange aus dem Boden sprießt, ist nur ein Kunstwerk.

Der Engländer Blaise Drummond hat ihn "gepflanzt", vereinzelt mit braunen Blättern behängt und vom Boden in die Decke wachsen lassen. Einsturzgefahr besteht nicht.

Drummond, der seit 20 Jahren "in the middle of nowhere", also irgendwo im Nirgendwo, in Irland lebt, gibt damit gleich am Eingang die Richtung vor: In der Werkschau, die Arbeiten aus den vergangenen drei Jahren umfasst, geht es wieder einmal um sein Lieblingsthema - das Verhältnis von Natur und Architektur.

Offen bleibt dabei, ob Drummond nach Einklang und Idylle sucht oder pessimistisch die Unvereinbarkeit der beiden Welt beklagt und ihren Widerstreit festhält.

Wenn Bäume, statt Baumkronen zu tragen, in Bretter und Furniere übergehen oder wenn das Fundament eines modernen Wohnhauses von einem Wasserfall fast weggerissen wird, scheint Harmonie unerreichbar.

Auf anderen Bildern fügen sich Kultur und Landschaft perfekt zu einer Utopie zusammen.

Die Ambivalenz ist gewollt. Drummonds Malerei bleibt stets Andeutung, mit wenigen reduzierten Formen schafft er die Illusion von Raum und lässt neben diesen Puzzleteilen viel weiße Leinwand als Projektionsfläche für die Gedanken des Betrachters.

Die wohl beste Arbeit findet sich in einem kleinen Raum im Erdgeschoss: Auch hier hat die Natur Einzug gehalten - zumindest scheinbar.

Das Holz der Fußbodenleisten verlängert sich nach oben, doch es ist nicht echt, sondern nur gemalt. Die "Pflanze", die Drummond aufgestellt hat, trägt Blätter aus Verpackungsmüll.

Neben den Holzstümpfen auf dem Fußboden verraten Spuren von Sägemehl den menschlichen Eingriff. Nur die tote Meise, die auf einer Glasplatte aufgebahrt wird, ist echt - sie war eines Tages gegen das Atelierfenster des Künstlers geflogen.

Überhaupt sind die Arbeiten, die mitunter kühl und kopflastig wirken, persönlicher, als man auf den ersten Blick vermutet.

Die Stühle und Sessel, mit denen der Mensch in Drummonds Bildern seinen Platz in der Natur erhält, tragen keine Zufallsmuster: Als Material und Vorlagen dienten zum Beispiel eine Luftmatratze, die der Künstler als Junge benutzt hat, oder ein Schlafanzug, der einem seiner Kinder gehörte.

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