Ausstellung: Das Ende eines Amoklaufs

Museumsfreunde haben beschlossen, das Bild „Eric & Dylan“ von Fabian Marcaccio zu erwerben.

Krefeld. Die Sammlung der Krefelder Kunstmuseen ist um ein besonderes Werk reicher: Am Donnerstag hat der Vorstand der Museumsfreunde beschlossen, das Bild „Eric & Dylan“ von Fabian Marcaccio zu erwerben, das momentan zusammen mit zwölf weiteren Arbeiten des argentinischen Künstlers in der Ausstellung „Some USA Stories“ im Haus Esters zu sehen ist.

Finanziert wird der Kauf aus dem Fonds „Wirtschaft engagiert sich“. Doch über Geld möchte Martin Hentschel nicht reden. „Die Arbeit ist damit dem Kreislauf des Kunstmarkts entzogen“, sagt der Museumsdirektor. „Deshalb spielt der Preis keine Rolle.“

Viel lieber spricht er über die Bedeutung des Bildes für die Sammlung. „Es ist bereits die dritte Arbeit von Marcaccio, die sich in unserem Besitz befindet“, berichtet Hentschel. Bei den anderen beiden, „Drag Draftant“ und „Line (Draftant)“ von 2008, handelt es sich um eine Gewehrkolben-Zeichnung im typischen Marcaccio-Stil und eine rund zweiminütige Videosequenz. Sie zeigt eine Kamerafahrt über einen Schützengraben. In allen drei Werken ist Gewalt ein Thema — jedoch in verschiedenen Ausdrucksformen.

Für die Serie „Some USA Stories“, die Marcaccio speziell für das Museum Haus Esters angefertigt hat, arbeitet der Künstler mit einer völlig neuen Bildform, die laut Hentschel „weltweit einzigartig ist“. Für seine „rope paintings“ bespannt er Holzrahmen mit Hanf- und zum Teil auch mit Kletterseilen und trägt darauf reliefartig farbiges Silikon auf.

„Eric & Dylan“ beweist, wie eindrucksvoll die Ergebnisse dieser Technik sind. Erst auf den zweiten oder dritten Blick erkennt das Auge zwei am Boden liegende Gestalten. Marcaccio hat seinem Gemäde ein Polizeifoto zugrunde gelegt, das auf ungeklärtem Weg im Internet gelandet ist. Darauf sind Eric Harris und Dylan Klebold zu sehen, die 1999 bei ihrem Amoklauf an der Columbine-Highschool in Littleton 13 Mitschüler und Lehrer töteten. Am Ende brachten sich die Attentäter in der Bibliothek selbst um.

„Es ist das einzige Werk, bei dem Marcaccio die Kletterseile auch inhaltlich einsetzt“, erklärt Hentschel. Sie führen zum rechten Arm der einen Figur, die noch ein Gewehr in der Hand hält, und zu ihrer linken Körperhälfte. Das symbolisiert die Opferrolle der Täter und lässt sie als Marionetten erkennen. „Eric und Dylan waren verstrickt in krude Gewalt- und Allmachtsphantasien“, sagt der Museumschef. „Als Pendant dazu kann man die zerfledderten Bücher links oben sehen. Sie stehen für das unentwirrbare Gemenge an Ideologien, das die beiden zur Tat motivierte.“

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