Auftritt: Bruno Winzen – Familienmensch mit Energie

Der Kölner Bruno Winzen, bislang als „Feuerwehrmann“ aktiv, wechselt fest nach Krefeld. Er fühlt sich im Ensemble sehr wohl.

Krefeld. Das entscheidende Gefühl entsteht mitten auf der Kölner Severinsbrücke. Bruno Winzen, gerade mit der Schule fertig und unsicher, was er mit seinem Leben anfangen soll, fährt nach Hause, in seiner Tasche ein 50-Mark-Schein. Verdient hat er ihn mit einer kleinen Rolle in einem Kölner Off-Theater. "Ich habe gedacht: Jetzt hast du etwas getan, was dir echt am Herzen liegt, und dafür auch noch Geld bekommen." Plötzlich weiß Winzen, dass er Schauspieler werden will.

Ab kommender Spielzeit geht er seinem Beruf in Krefeld nach. Einige Zuschauer werden sein Gesicht schon kennen: Er ist gelegentlich "als Feuerwehrmann" eingesprungen, wenn ein Kollege erkrankt war. "Mir ist der positive Geist im Ensemble aufgefallen", sagt er. "Hier arbeiten nette Leute, auch in den technischen Gewerken." Als er die Chance hatte, fest an den Niederrhein zu wechseln, hat er gleich Ja gesagt.

Schwieriger war die Entscheidung damals, zumindest vor jenem Moment Ende der 80er-Jahre auf der Rheinbrücke. Zwar hatte Winzen in der Schule und der Gruppe "Glühwürmchen" schon Theater gespielt, doch bei aller Begeisterung blieb immer die Sorge, sich auf brotlose Kunst einzulassen. "Eine Berufung habe ich damals nicht gespürt. Ich war froh, dass ich erst Zivildienst machen und noch ein bisschen überlegen konnte", sagt er heute.

Geholfen haben ihm damals seine drei älteren Geschwister, die alle beruflich mit den Künsten zu tun haben, sei es als Musiklehrerin, Bühnenmalerin oder Professor an der Kunsthochschule. Sie rieten dem kleinen Bruder, bei der Berufswahl seinem Herzen zu folgen: "Wenn es dann schlechte Zeiten gibt, weißt du wenigstens, warum du es gemacht hast."

Rückschläge und Zweifel gab es auch danach, erzählt Winzen, aber wirklich bereut hat er seine Entscheidung nie. "Als dann in Stuttgart aus 1400 Bewerbern acht ausgewählt wurden und ich dabei war, hatte ich auch meine Mutter überzeugt. Inzwischen ist sie mein größter Fan geworden." Auch in Krefeld wird sie wohl ab und an im Publikum sitzen.

Ihr Sohn erlebte in den vergangenen 20 Jahren, was viele Schauspieler erleben: Feste Engagements und Zeiten des freien Arbeitens wechselten sich ab. In Saarbrücken und am Schauspiel seiner Heimatstadt Köln war er engagiert, spielte drei Jahre in Freiburg unter Intendantin Amélie Niermeyer, die jetzt das Düsseldorfer Schauspielhaus führt. Die vogelfreien Jahre dazwischen hat Winzen genossen, wie er sagt: "Das waren fruchtbare Zeiten, in denen ich als Schauspieler gewachsen bin. Man steht ständig auf dem Prüfstand."

Dennoch ist er froh, jetzt wieder angekommen zu sein. Als Vater dreier Kinder, "alle gewollt" und heute 14, zehn und drei Jahre alt, weiß er die Sicherheit eines festen Einkommens zu schätzen. Mit seiner Frau, einer Dolmetscherin, lebt er in Köln und will dort bleiben. "Ich bin ein Familienmensch, auch wenn das wie ein Klischee klingt." Über die Autobahn braucht er kaum mehr als eine halbe Stunde nach Krefeld.

Hier fühlt er sich als Rheinländer bereits heimisch, schon landschaftlich: "Man sieht hier die Sonne, wenn sie untergeht." Wie seine Heimatstadt Köln sei Krefeld "nicht so pittoresk, ungehobelt, aufgerissen und dreckig". All das ist als Kompliment gemeint. "Hinter der nächsten Ecke wartet wieder eine wunderschöne Häuserzeile. Das macht es spannend."

Jene Spannung sucht Winzen auch auf der Bühne, er freut sich schon auf seine erste Rolle, den Jago im "Othello". Ein "heißer Herbst" wartet auf ihn und die anderen, mit Premieren im engen Rhythmus. Anstrengend wird das und aufregend, das weiß Winzen, aber es stört ihn nicht: "Je mehr Energie man reinsteckt, umso mehr Spaß macht es doch."

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