Applaus für einen Wutausbruch

Herbert Franken las in der Mediothek aus zwei Büchern des Literaturnobelpreisträgers Gabriel Gracía Márquez (1927—2014).

Applaus für einen Wutausbruch
Foto: A. Bischof

Krefeld. Gabo, so nannten ihn Freunde und so nennen ihn heute immer noch seine Verehrer, kam 1927 in Aracataca zur Welt und starb im vergangenen Jahr in Mexico-Stadt. Leben und Werk des kolumbianischen Nobelpreisträgers (1982) Gabriel García Márquez war Inhalt eines Vortrags im Leseclub der Mediothek.

Der Lehrer Herbert Franken trug mit Schwerpunkt auf den beiden Romanen „Der Oberst hat niemanden, der ihm schreibt“ und „Hundert Jahre Einsamkeit“ ausführlich vor. Franken las auch einige Passagen aus dem Werk vor, auf Deutsch und sogar auf Spanisch. Für den atemlosen Wutausbruch einer erbosten Ehefrau gab es sogar Szenenapplaus.

Bizarre, skurrile und üppige Details aus Gabos Romanen waren für die Zuhörer ein Eintauchen in eine exotische Welt. Franken erklärte die Bedeutung des Schriftstellers für die Weltliteratur: „García Márquez’ Romane gelten als identitätsstiftend für Lateinamerika.“ Er habe eine eigenständige literarische Kultur ins Leben gerufen.

Carlos Fuentes, sein mexikanischer Schriftstellerfreund, habe „Hundert Jahre Einsamkeit“ als Nationalepos für Lateinamerika bezeichnet. So erklärt sich auch, dass der berühmte kolumbianische Schriftsteller seine Vorbilder nicht in der latein-amerikanischen, sondern angelsächsischen und europäischen Literatur fand.

In seinem eigenen Stil vermischen sich diese Einflüsse mit Erzählungen aus seiner eigenen Kindheit. Gabo verbrachte seine ersten Jahre bei den Großeltern. Seine Großmutter erzählte ihm fantastische Geschichten. Daraus entstand dann der „Magische Realismus“ — eine „Verschmelzung der Realität mit der Sphäre des Übersinnlichen“, so Franken.

„Viele Jahre später sollte der Oberst Aureliano Buendía sich vor dem Erschießungskommando an jenen fernen Nachmittag erinnern, an dem sein Vater ihn mitnahm, um das Eis kennenzulernen“, zitierte Franken den ersten Satz.

Darin erkennt der Leser gleich drei Zeitebenen: Die Gegenwart des Obersten, sein Blick in die Vergangenheit und den Verweis auf die Zukunft. Gabos Werk ist fulminant: „Lesen Sie seine Bücher, es lohnt sich,“ empfahl der Referent.

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