Sinfoniekonzert Altbewährtes mit neuen Klängen

Fagott-Spieler Martin Kuuskmann ist gemeinsam mit den Niederrheinischen Sinfonikern im Seidenweberhaus aufgetreten.

Sinfoniekonzert: Altbewährtes mit neuen Klängen
Foto: Dirk Jochmann

Das vierte Sinfoniekonzert der Niederrheinischen Sinfoniker der Saison 2016/17 sorgte am Dienstag für ein volles Seidenweberhaus. Dieses war sicherlich dem bestens bekannten Werk von Ludwig van Beethoven, seiner 7. Sinfonie, geschuldet. Mit einem bewährten Stück starten die Niederrheinischen Sinfoniker also in den Abend.

Unter der Leitung ihres Dirigenten, Generalmusikdirektor Mihkel Kütson, spielen sie die Ouvertüre zur Oper „Oberon“ von Carl Maria von Weber. Der erste Satz, ein Adagio sostenuto, versetzt die Zuhörer gleich in die Romantik. Im Wechsel erklingen ein einsames Waldhorn und leise antwortende Streicher. Die Assoziationen einer Naturidylle drängen sich auf.

Auch Tänzerisches passt hier gut hinein, mal luftig leicht, dann etwas derber als ein Bauerntanz — facettenreich interpretiert das Orchester diese Ouvertüre.

Martin Kuuskmann gehört zu den Größten der Musikszene

Musikalisch in der Gegenwart geht es dann mit dem Fagottkonzert von Christopher Theofanidis weiter. Der Amerikaner mit griechischen Wurzeln schrieb dieses Konzert für den Solisten des Abends Martin Kuuskmann. Für diesen estnischen Musiker wurden inzwischen elf Fagottkonzerte geschrieben, die Musikszene zählt ihn international zu den ganz Großen seines Instruments. 2007 erlebte das Fagottkonzert von Theofanidis in seiner dreisätzigen Form seine Uraufführung, in der natürlich Kuuskmann den Solopart spielte. Gleich mit einem Solo kann er sich dem Publikum vorstellen. Der Titel des ersten Satzes „Alone, inward“ wird bald anschaulich.

Langsame, leicht vibrierende Töne entlockt er seinem Instrument, dann produziert er in großen Intervallsprüngen interessante Klangfarben — mal klingt es wie ein Schiffshorn, dann wie eine quäkige Oboe. Die Virtuosität in Sachen Tempo kann er bei den gehetzten, vorwärtsdrängenden Passagen präsentieren. Dann folgt wieder ein Teil, der dem Titel gerechter wird, in dem Klavier (Yorgos Ziavras) und Harfe (Stella Farina) zusätzliche Akzente setzen. Die Stimmung des sich Allein-Fühlens oder In-sich-gekehrt-Seins wird mit harmonischen Klängen leicht nachvollziehbar. Beim zweiten Satz „Beautiful“ macht das Spiel von Fagott und Harfe diesem Namen alle Ehre.

Ein leicht orientalischer Hauch kommt hinzu und es entsteht eine Filmmusik, die Kopfkino in Gang setzt. Bilder von endlos weiten, grandiosen Landschaften drängen sich auf. Man hofft beim genussvollen Zuhören, dass der Komponist viele Wiederholungszeichen in sein Opus gesetzt hat.

Das Kontrastprogramm folgt mit dem dritten Satz „Threatening, fast“. Atemberaubend geht es dabei durch kürzeste Notenwerte, dann wandelt es sich in einen düsteren, dramatischen Marsch. Bei den lauten Passagen des gesamten Orchesters ist es für das Solofagott oft schwierig, sich zu behaupten. Leider geht dieses virtuose Spiel dann unter. Trotzdem folgt ein langer Applaus, den die beiden Schulkameraden Arm in Arm entgegennehmen. Wie schön, dass Kuuskmann noch eine Zugabe als Solist gibt, die das Publikum in den Bann zieht.

Nach der Pause folgt Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 7 A-Dur — vertraut, klassisch-konventionell und mit größter Präzision gespielt.

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