Als Souffleuse ist sie der Fels in der Brandung
Die Liebe zum Theater hat Birgit Wabra-Fathi nicht mehr losgelassen. Sie hilft den Schauspielern für ihr Leben gern.
Die Arbeit der Souffleuse beginnt sechs bis acht Wochen vor einer jeden Theaterpremiere. Hier sieht auch Birgit Wabra-Fathi, Souffleuse im Theater Krefeld Mönchengladbach, ihre Hauptarbeit: in der Probenzeit. „Ich helfe den Schauspielern, damit sie ihren Text möglichst schnell und gut lernen können.“ Dazu zählt für sie nicht nur die direkte Arbeit am Text. „Um meiner Aufgabe gerecht zu werden, muss ich alles wissen. Ich muss jede Rolle innerlich mitspielen können und meine Schauspieler genau kennen.“ Ihr Beruf habe viel mit gucken zu tun. Sie könne in den Schauspielern lesen, in ihren Augen, ihrer Gestik und Mimik. Als DDR-Kind wehrt sie sich dagegen, beobachten zu sagen. Diesen Begriff verbinde sie noch heute zu sehr mit der Stasi-Vergangenheit.
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Seltene Berufe
Wie will der Regisseur die Rolle darstellen? Wie denken die Schauspieler darüber? Informationen zu diesen Fragen sammelt die Souffleuse während der Proben, vor allem durch reines Zuschauen. Das sei ohnehin eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen: „Sitzen, Käffchen trinken, Menschen gucken.“ Am liebsten in anderen Kulturkreisen, gerne aber auch einfach in der Krefelder Sonne im Café Coelen, direkt am Theaterplatz. Mittlerweile ist Wabra-Fathi so erfahren, dass sie während der Aufführungen fast gar nicht mehr eingreifen müsse. Höchstens zweimal im Jahr komme das vor, dass sie bei einem Texthänger live einspringen muss. „Ich sehe mich eher als Fels in der Brandung, der den Spielenden auf der Bühne Sicherheit gibt.“
Wabra-Fathi verspürt eine tiefe Bewunderung für ihre Kollegen auf der Bühne und ist gleichzeitig gewissenhaft bei der Sache: „Es ist meine gottverdammte Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Schauspieler sich eingebettet und gut aufgehoben fühlen.“ Das sei das Mindeste, bei allem was der Beruf des Schauspielers einem abverlange. Für sie wäre das nichts, diese hochemotionale Tätigkeit, bei der man das Innerste seines Herzens auf der Bühne nach außen kehren müsse. Während der Vorstellungen sitzt die Souffleuse mittlerweile im Publikumsraum, mittig in der ersten Reihe.