2000 Quadratmeter Raum für Kunst

Fred Hoven war Steuerberater, doch der Job wurde ihm zu trocken. Jetzt betreibt er Galerien, unter anderem in Krefeld.

Krefeld. 2000 Quadratmeter auf vier Etagen - eine Menge Platz für Kunst. Als der Galerist Fred Hoven das ehemalige Möbelhaus Schroers an der Alten Linner Straße entdeckte, war ihm sofort klar, dass er auf ein wahres Juwel gestoßen ist. In dieser zentralen Lage konnte er sein Konzept von einem Kunsthaus verwirklichen.

Riesige Fensterfronten lassen viel Licht herein, die hellen, luftigen Räume sind groß, ohne dass man sich in ihnen verliert. Und so zögerte der 58-Jährige nicht lange und kaufte die leer stehende Immobile. Seit Oktober stehen Skulpturen dort, wo früher Sofas verkauft wurden, großformatige Bilder an den Wänden ersetzen TV-Schrankwände.

"Hier kann sich Kunst entfalten", findet Anne Tetzlaff, die gute Seele des Hauses, die sich sich selbst als "Frau für alles" bezeichnet. Während der Öffnungszeiten führt sie Besucher durch das Gebäude, beantwortet Fragen und erledigt Sekretariatsarbeiten.

Das Kunsthaus NRW bietet Raum für mehrere Angebote: Im Erdgeschoss befindet sich die Art Gallery, in der vier bis fünf wechselnde Ausstellungen pro Jahr gezeigt werden. Im Moment gibt es intensive Stadtlandschaften von Ronald Franke und Stahlskulpturen von Werner Paß zu sehen.

In der ersten Etage sind ein Surrealismus-Museum sowie ein Schauatelier des Düsseldorfer Künstlers Stephan Widera angesiedelt. "Er ist häufig hier", erzählt Tetzlaff. "Wenn man einem Künstler bei der Arbeit über die Schulter schauen darf, bekommt man natürlich einen ganz anderen Zugang zu seinem Werk."

In der zweiten Etage gibt es langfristige, nicht monothematische Schauen. So werden zum Beispiel eindrucksvolle Fotos von russischen Alkoholikern gezeigt, die der Düsseldorfer Maximilian Westphal aufgenommen hat. Die dritte Etage ist noch nicht für den Publikumsverkehr geöffnet, das Dachgeschoss ist als Wohnung für Nachwuchstalente reserviert.

Denn die liegen Fred Hoven besonders am Herzen. "Ich bin immer auf der Suche nach jungen Künstlern und schaue mich in den Akademien um. Wenn mir bestimmte Arbeiten gefallen, bin ich bereit, dem Künstler vor allem in der schweren Anfangszeit unter die Arme zu greifen."

Bevor Hoven zum Kunstmäzen wurde, war er unter anderem als Steuerberater tätig. "Doch ich habe schon früher viele Werke gekauft und gesammelt", erzählt er. "Mein Job wurde mir irgendwann zu trocken, deshalb habe ich mich komplett umorientiert." Die erste Galerie eröffnete er vor zehn Jahren im belgischen Knokke, es folgten Aachen, Duisburg und Düsseldorf. Alle arbeiten mit ähnlichem Konzept.

Hovens Erfolg kann sich seine Mitarbeiterin Anne Tetzlaff gut erklären: "Er ist ein Mann mit dem nötigen Gespür und einer gewissen Sensibilität für Kunst", sagt sie. "Außerdem ist er immer in Bewegung, und besitzt große Begeisterungsfähigkeit. Und die steckt einfach an."

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