Krümelmonster-Fall: Bahlsen spendet Kekse für Bethanien-Kinderdörfer

Bahlsen hat nach der Erpressung Kekse für Bethanien-Kinderdörfer gespendet.

Schwalmtal/Hannover. Es ist der spektakulärste Kriminalfall mit Beteiligung eines vermeintlichen Sesamstraßen-Bewohners in der Geschichte der Bundesrepublik — und er zieht nun Kreise bis an den Niederrhein. Doch der Reihe nach: Im Januar war ein gut 20 Kilogramm schwerer Keks, Symbol der Firma Bahlsen, vom Stammhaus in Hannover abgeschraubt worden. Seit 1913 hatte das vergoldete Stück Bronze mitten in der niedersächsischen Landeshauptstadt gehangen, bis Unbekannte sich an der Fassade zu schaffen machten.

Später meldete sich das „Krümelmonster“ in einem Erpresserbrief und verlangte Kekse für Kinder. Beigefügt war ein Foto, das eine Person im entsprechenden Kostüm zeigt. Die TV-Gestalt mit dem blauen Pelz und den Ping-Pong-Ball-Augen ist vor allem für ihr Schreien nach Backwaren („KÄÄKSÄÄ“) bekannt.

Die Polizei ermittelte, das öffentliche Interesse war gewaltig. Unternehmenschef Werner M. Bahlsen appellierte an die Täter: „Wir wollen den Keks zurückhaben.“ Und er betonte, dass man sich nicht erpressen lasse, aber eine soziale Aktion starten werde, sollte das Kunstwerk wieder auftauchen. Der Keksproduzent sicherte zu, 52 000 seiner Leibniz-Kekse an 52 soziale Einrichtungen zu spenden.

Tatsächlich rückten die Unbekannten den historischen Keks heraus, und das Unternehmen hielt Wort. Das eingelöste Versprechen hat nun für strahlende Augen in Schwalmtal gesorgt: Im Bethanien-Kinderdorf ist eine ganze Europalette mit Naschwerk eingetroffen. Die 1000 Pakete werden nach und nach an die rund 400 Kinder in den drei „Dörfern“ am Niederrhein, in Bergisch Gladbach und Eltville im Rheingau verteilt. Die jungen Bewohner können aus verschiedenen Gründen nicht mehr bei ihren Familien leben.

„Eine Nachbarin hat uns bei Bahlsen vorgeschlagen“, erklärt Susanne Gonswa von der Bethanien Kinderdörfer gGmbH den Keks-Segen. Mit Erfolg, denn plötzlich verkündete die engagierte Schwalmtalerin den überraschten Mitarbeitern der Einrichtung: „Ich habe für Sie gewonnen.“

Kinderdorffamilien wie die von Schwester Jordana in Schwalmtal freuen sich über die Spende aus Hannover und nahmen stellvertretend für alle die ersten Pakete in Empfang. „Besonders toll finden die Kinder, dass sie sich vorher aussuchen durften, welche Kekse geliefert werden“, erzählt Susanne Gonswa. Die Frage lautete: Schoko oder normal? Die Wahl fiel einstimmig auf die Variante mit süßem Überzug. Dafür hatte übrigens auch das „Krümelmonster“ in einem Brief an eine Zeitung plädiert.

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