Katholische Kirche in Krefeld Regionalvikar: „Der Sinkflug ist nicht aufzuhalten“

Krefeld · Mit Missbrauchsfällen, Priestermangel und Austritten beschäftigt sich der Neujahrsempfang der Katholiken.

 Beim Neujahrsempfang der katholischen Region Krefeld/Meerbusch (v.l.): Hans-Joachim Hofer (Katholikenrat), Elisabeth Vratz (Pastoralreferentin),  Referent Thomas Sternberg (Zentralkomitee der Deutschen Katholiken), Bürgermeisterin Gisela Klaer und Heiner Schmitz (Regionalvikar).

Beim Neujahrsempfang der katholischen Region Krefeld/Meerbusch (v.l.): Hans-Joachim Hofer (Katholikenrat), Elisabeth Vratz (Pastoralreferentin),  Referent Thomas Sternberg (Zentralkomitee der Deutschen Katholiken), Bürgermeisterin Gisela Klaer und Heiner Schmitz (Regionalvikar).

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Regionalvikar Heiner Schmitz, Pfarrer an St. Dionysius, findet zum Neujahrsempfang der Kirchen in der Region Krefeld/Meerbusch klare Worte: „Die Krisenphänomene sind da. Wir haben Kirchenaustritte, weniger Amtsträger – und die Missbrauchsfälle haben uns in eine schwere Vertrauenskrise gebracht.“ Hans-Joachim Hofer, Vorsitzender des Katholikenrates, sagt: „In der Erneuerung der Beziehung zu Jesus Christus sind wir in der Verantwortung.“ Gastreferent Thomas Sternberg vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken spricht zum Thema „Kirche selber machen! Synodalität und Selbstverantwortung“.

Die Kirche Pax Christi ist mit Vertretern des kirchlichen und öffentlichen Lebens sehr gut besucht. Schmitz, bezugnehmend auf den Gastredner, sagt: „Wir müssen in der Synodalität gut beieinander bleiben, alle mitnehmen und auch Entscheidungen treffen, die schmerzlich sind.“ Bei der großen Offenheit und Bereitschaft, die er bei den Menschen empfindet, könne es geschafft werden.

Er berichtet von Runden Tischen, die in Krefeld eingerichtet worden sind und zu bestimmten Themenfeldern stattfinden werden. „Gewiss nicht unter dem Motto: ,Weiter so.’ Sondern um innezuhalten und um zu fragen: ,Wo stehen wir, wo wollen wir hin?’.“

Die Kirche sei überaltert, erklärt Schmitz: „Die Zahlen der Kirchenaustritte und Sterbefälle sind höher als die der Geburten und Taufen. Der Sinkflug ist kaum aufzuhalten. Es geht für mich jedoch nicht um Zählpastorale. Wir brauchen Qualität statt Quantität.“ Dafür müsse man sich auch außerhalb der Kirche bewegen, dort erfragen, was die Menschen sagen.

Bis 2021 sollen die
Ergebnisse vorliegen

Hofer findet, dass es wichtig sei, gerade jetzt zusammen zu kommen, um Gespräche zu führen und Lösungen zu finden. „Bischof Dieser hat mit seinem synodalen Prozess ,Heute bei dir’ neue Strukturen angestoßen. Wir sind dabei, die Kirche interessant zu machen und als einen Ort der Begegnungen einzurichten. Dazu werden wir in unserem Regionalteam alle Facetten beleuchten.“ Dies solle bis 2021 dauern. „Dann werden wir sehen, welche Ergebnisse verlässlich umgesetzt werden können, auch was die Mitwirkung von Frauen betrifft.“

Die Fragen lauten: „Wo steht die Kirche? Wie können wir weitere Austritte verhindern? Die Missbrauchsfälle müssen aufgearbeitet werden, mit Opfern und Tätern.“ Es seien viele Themen, die auf den Prüfstand gesetzt werden müssten. Dazu gehöre auch der Priestermangel. „Die Laien sind aufgefordert, Verantwortung zu übernehmen.“

Anhaltenden Applaus erhält Gastredner Sternberg am Ende. Auch er berichtet vom Vertrauensverlust, der durch die Missbrauchsfälle entstanden sei. „Wie kann man Vertrauen wiedergewinnen?“, fragt er. „Wir werden Veränderungen, Reformen und eine genaue Aufarbeitung der Fälle brauchen.“

Sternberg erklärt: „Wir sind weniger geworden. Die Mitglieder der christlichen und orthodoxen Kirchen liegen derzeit in Deutschland bei 58 Prozent und werden bald unter 50 Prozent liegen. Wie geht man damit um?“ Auf sieben ausgeschiedene Priester komme ein neuer. „Wir brauchen Priester. Dabei zeigen die christlichen Kirchen große Präsenz: Beispielsweise sind 50 Prozent aller Kitas in christlicher Trägerschaft und viele Schulen. Doch Gott ist nicht allen bewusst.“

Künftig müssten die Gläubigen die Dinge selbst in die Hand nehmen. „Gelebte Subsidiarität bedeutet, alles, was man selbst kann, mache man auch am besten selbst. Einzelne Dinge sollen selbst in den Gemeinden geregelt werden. Hilfe kommt nur, wenn sie benötigt wird.“ Laien seien dabei keine Mitarbeiter des Klerus, sondern vielmehr die riesige Mehrheit des Gottesvolkes,  bestimmt durch Taufe und Firmung.

Dann widmet sich Sternberg „dem großen Thema, der Verortung der Frauen in der Kirche“, denn das Gesicht der Kirche sei auf Gemeindeebene weiblich, erklärt er. „Dienste, Ämter und Leitungsfunktionen werden sich den Frauen in der Kirche öffnen.“ Beispiel: die Gemeindebüros, die weiblich besetzt seien. „Dort sind die Frauen erste vertrauensvolle Ansprechpartner für alle, die kommen, die Orte, an denen spirituell etwas passiert.“

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