Krefeld Kritik an Gebetsverbot in Ditib-Moscheen

Mitglieder des Solidaritätshauses sprechen von Ausgrenzung gegenüber Gläubigen in Krefeld, die der Gülen-Bewegung nahe stehen.

Krefeld. Scharfer Kritik sieht sich die SPD-Ratsfrau Halide Özkurt aus dem linken politischen Lager ausgesetzt. Das „Solidaritätshaus, Büro für Integration“ am Bleichpfad wirft Özkurt vor, „das autoritäre Erdogan-Regime zu verteidigen.“

Die Kritik bezieht sich dabei auf rechtsstaatliche Vergleiche zwischen Deutschland und der Türkei, die Özkurt in einem WZ-Interview angestellt hatte. Hayri Cakir, Vorsitzender des „Solidaritätshauses“, das der DIDF (Föderation der demokratischen Arbeitervereine) angehört, stellt fest: „Wenn eine Genossin der SPD eine derartige Meinung vertritt, dann sollte dieses die SPD als Partei nachdenklich machen.“

Die Kritik von den CDU-Ratsleuten Britta Oellers und Marc Blondin hält Cakir als „in einigen Punkte für richtig“. Allerdings, „nur Frau Özkurt zu kritisieren, ist eindeutig zu wenig.“ Vielmehr sollten sowohl die CDU als auch die SPD die wohlwollende Türkei-Politik ihrer Berliner Parteiführungen „auf den Prüfstand stellen und kritisieren.“

Massiv ist auch die Kritik an der Rolle Özkurts als Mitarbeiterin bei Ditib (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.). Arzu Simsek vom Solidaritätshaus stellt dazu fest: „Die Ditib ist eine Unterorganisation der Diyanet aus der Türkei in Deutschland. Die Personalkosten der Ditib sowie verschiedene Ausgaben werden direkt von Ankara beglichen. Die Imame der drei Krefelder Ditip-Moscheen und auch Frau Özkurt sind Angestellte der Diyanet und werden ebenfalls von Ankara bezahlt.“

Die drei Ditib-Moscheen in Krefeld sind an der Saumstraße, an der Obergath in Stahldorf und am Lübecker Weg in Uerdingen beheimatet. Zu den zunehmenden Spannungen zwischen den verschiedenen Strömungen der in Krefeld lebenden Menschen mit türkischen Wurzeln sagt Arzu Simsek: „Wir wissen, dass in den Ditib-Moscheen in Krefeld Gläubige, die der Gülen-Bewegung nahe stehen, nicht mehr beten dürfen.“ Letztere steht in der Türkei im Visier der Regierungspartei AKP. Zehntausende Anhänger von Gülen aus Justiz, Bildung, Verwaltungen, Medien, Polizei und Militär sind in den letzten Wochen verhaftet und entlassen worden.

Halide Özkurt wehrt sich eindringlich gegen die Vorwürfe vonseiten des Solidaritätshauses. „Moscheen sind für jeden zum Beten offen und zugänglich. Niemand darf aus unseren Gemeinden vom Gebet ausgeschlossen werden. Das wäre unislamisch und mit unserer Rechtsauffassung nicht kompatibel. Ich lade die Vertreter der DIDF in unsere Moscheen ein und komme gerne mit ihnen ins Gespräch, wenn so ein Fall existiert“, sagt Özkurt. DIDF—Mitglieder sollen bedroht und beschimpft worden sein

Doch die Mitglieder des Solidaritätshauses gehen noch weiter. Massiven Bedrohungen und Beschimpfungen seien Didf-Mitglieder bei öffentlichen Aktionen in Krefeld ausgesetzt. Hayri Cakir: „Masssiv bedroht wurde auch ein Imbiss-Betreiber an der Lewerentz-Straße und die Gülen nahe stehende Bildungseinrichtung Integral auf der Oppumer Straße.“

Arzu Simsek ergänzt: „In Bussen sind plötzlich Aufkleber mit Telefonnummern aufgetaucht, unter denen Gülen-Anhänger denunziert werden können.“ Auf Nachfrage bei der Polizei Krefeld, erklärt Pressesprecherin Karin Kretzer: „Die gespannte politische Situation ist grundsätzlich bekannt.“ Konkrete Fälle von Bedrohung seien bei der Polizei aber nicht bekannt.

In einer Erklärung betont das Solidaritätshaus: „Als Krefelder Migranten sollten wir uns hier gemeinsam für ein friedliches Zusammenleben ohne jeglichen Rassismus und Nationalismus einsetzen. Die Antwort auf deutschen Rassismus kann nicht der türkische Nationalismus sein.“

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