Kripo-Mann: Das gleicht einer Hinrichtung

Kommissionschef sprach vor dem Landgericht über die Ermittlungen.

Krefeld. "Für mich hat der Kopfschuss Hinrichtungscharakter." Gerd Hoppmann, Chef der Mordkommission bei den Ermittlungen zum Tod des Oppumer Autohändlers Askin U. († 27), findet im Zeugenstand vor dem Landgericht deutliche Worte für die Tat vom 19. Mai 2008.

Der 50-Jährige verhehlt nicht, dass es noch viele Fragezeichen gebe: "Für mich ist die Tat nicht schlüssig und nachvollziehbar." Es könne sowohl ein Raub aus dem Ruder gelaufen sein als auch eine bewusste Tötung vorliegen. Aber: "In dem Fall sind die Indizien so, dass ich sie für erdrückend halte", sagt Hoppmann mit Blick auf den angeklagten Fred W. (45).

Mehr als drei Stunden lang ist der Chefermittler am Dienstag von der zweiten großen Strafkammer angehört worden. Fred W. hatte sich im Juli seiner Familie offenbart, nachdem durch Medienberichte der Fahndungsdruck auf ihn sehr groß geworden war. Seine Eltern zeigten ihn schließlich an - sie befürchteten, der 45-Jährige könnte noch weitere Straftaten begehen.

Vor Gericht aussagen möchten die Eheleute aber nicht: Sie berufen sich auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht, weshalb auch frühere Aussagen vom Gericht nicht verwertet werden dürfen. Auch nicht, dass der Vater des Angeklagten Polizisten gegenüber gesagt haben soll, Fred W. habe Askin U. erschossen.

Hoppmann erklärte gestern, er sei nach diesem Hinweis "aus allen Wolken gefallen". Denn die Kripo glaubte aufgrund des - letztlich falschen - Obduktionsergebnisses, dass der 27-Jährige erschlagen worden war. Erst im August kristallisierte sich heraus, dass es tatsächlich einen Schuss in den Kopf gegeben hatte.

Bei einer Exhumierung der Leiche wurde das Projektil im Schädelknochen gefunden. Erst jetzt wurden auch Parallelen zum Mord an einem Autohändler im belgischen Schilde am 30. November 2007 deutlich. Der war ebenfalls erschossen worden.

Fred W. hatte die Ermittler auf die Tat aufmerksam gemacht, weil er seinerzeit für den wirklichen Mörder von Askin U., einen "Paul", das Gelände ausspioniert habe. Dass W. den Tipp selbst gab, ist für Hoppmann nicht überraschend: "Ihm muss klar gewesen sein, dass wir irgendwann von Parallelen bei dieser Tat erfahren. Spätestens dann hätte er eine Erklärung haben müssen." Denn der Belgier starb durch Schüsse aus der Waffe, die im Wagen von Fred W. gefunden wurde.

Diskutiert wurde vor Gericht über die Lautstärke des Schusses, der auf Askin U. abgegeben wurde. Aufgrund fehlender Spuren - am Opfer fanden sich weder Verbrennungen noch Schmauchspuren - und nach Versuchen mit einer Schussanlage am Tatort ist für ihn klar, dass ein selbstgebastelter Schalldämpfer benutzt wurde.

"Das klang wie ein Händeklatschen." W., der nur Schmiere gestanden haben will, sprach aber von einem lauten Schussknall. Wahrscheinlich wird sich das Gericht nun bei einer Schussabgabe selbst überzeugen.

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