Kresch: Theater ist ein Kinderspiel

Das Kresch bietet jungen Menschen eine Bühne für ihre Träume, Ideen und Geschichten.

Krefeld. Politische Plakate, komische Kostüme und merkwürdige Masken: Das Büro von Helmut Wenderoth ist eindeutig das eines Theatermannes. Aus der dritten Etage der Fabrik Heeder kann er auf den Platz der Wiedervereinigung blicken. Doch zum Träumen kommt er kaum. Wenn er hier sitzt, sieht er Papiere durch, macht Pläne, plant Projekte. Immer nach dem Motto "Wer nicht denken will, fliegt raus!" So steht es Schwarz auf Gelb an der Wand.

Helmut Wenderoth ist zusammen mit Franz Mestre künstlerischer Leiter des Kresch-Theaters. Pro Jahr bringt das Kresch etwa 200 Aufführungen auf die Bühne, die meisten in der Fabrik Heeder, manche auch in Schulen. Klassiker sind darunter, poetische und realistische Stücke. Auch Lesungen und Thementage sind Teil des Programms. "Kinder- und Jugendtheater wird inzwischen ernst genommen", sagt Wenderoth. "Was wir schon immer gemacht haben, ist heute an allen Theatern Standard."

Landesweit berühmt seien vor allem die Kresch-Aufführungen mit Kindern und Jugendlichen. "Das unterscheidet uns von fast allen Theatern in NRW." Die Jugendlichen können in Krefeld selbst die Bühne erobern. "Inge Brand hat vor 18 Jahren damit angefangen", erzählt Wenderoth. "Wir gehen einen Schritt weiter und fragen uns: Was haben die wirklich davon?"

Die Macher des Kresch verstehen Theater als Teamarbeit. Natürlich auch im Stadtteil, als soziale Institution: "Theater mit Hauptschülern ist wichtiger als Theater mit Gymnasiasten", lautet ihr Credo. Wenderoth hat Germanistik und Theologie studiert, seine Sporen bei freien Theatergruppen verdient und durch Zufall die Verbindung nach Krefeld geknüpft.

Zum Team gehören fünf Mitarbeiter, Chef des Ganzen ist Jürgen Sauerland-Freer vom Kulturbüro der Stadt. Auf der Bühne stehen 20 Schauspieler mit Werkverträgen, sieben Theaterpädagogen leiten die Mannschaft. Sechs Autoren schreiben Stücke, fünf Bühnenbildner und Ausstatter besorgen die Optik, das Technik-Team der Fabrik Heeder baut die Bühnen und macht Licht. Anerkennung für seine Arbeit hat dieses Team besonders in der Unterstützung der Sparkassen-Stiftung erfahren: Die Autorenförderung macht viele Projekte erst möglich.

Überhaupt wird Kooperation im Kresch groß geschrieben: mit anderen Theatern, der Polizei oder dem Klinikum. Auch international werden Kontakte geknüpft: Die Spielzeit wird mit der italienisch-deutschen Koproduktion "Hamlet" eröffnet. Die Darsteller sind Kinder, sie haben ihre Wurzeln in aller Herren Länder und den Weg zum Kresch gefunden. Das möchte Helmut Wenderoth am liebsten allen ermöglichen: "Es ist nach wie vor schwierig, Schüler ins Theater zu kriegen", sagt er. "Es ist skandalös, dass Kinder und Jugendliche überhaupt etwas für Theater bezahlen müssen. Die Stadt sollte es ihnen endlich schenken!"

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