Krefelder Promenade Stadtterrasse auf Südbahnhof nimmt Form an

Krefeld · Seit Mitte Oktober sind die Arbeiten an der Saumstraße in vollem Gange. Die Trasse für Fußgänger und Radfahrer ist schon zu erkennen. Bäume werden im Frühjahr gepflanzt.

 Georg Dammer vom Werkhaus steht auf der neuen Stadtterrasse, deren künftige Form schon jetzt gut erkennbar ist. Im Hintergrund der Hauptbahnhof.

Georg Dammer vom Werkhaus steht auf der neuen Stadtterrasse, deren künftige Form schon jetzt gut erkennbar ist. Im Hintergrund der Hauptbahnhof.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Es ist nicht immer so leicht gewesen, auf das Dach des Südbahnhofs zu kommen. Bevor der Verein Werkhaus den alten und einige Jahre lang leerstehenden Stadtteil-Bahnhof an der Saumstraße von der Stadt 2008 übernommen hat, kamen Besucher nur durch eine 1 mal 1 Meter breite Luke auf die obere Plattform. Bis in die 1950er Jahre fuhren über diese Ebene noch Güter- und Personenzüge. In den Jahrzehnten danach war auf dem nicht mehr genutzten Dach ein kleines Waldstück aus Ahornbäumen herangewachsen. Das Werkhaus hat den prächtigen Treppenaufgang mit glasierten Fliesen wie in den großen Bahnhöfen in New York oder Paris inzwischen wieder geöffnet. Seit Mitte Oktober laufen außerdem die Arbeiten an der künftigen „Stadtterrasse“ als Herzstück der ebenfalls begonnenen „Krefelder Promenade“. Der erste Teilabschnitt der geplanten 16,5 Kilometer langen Mobilitätsachse für Radfahrer, Fußgänger und Skater von Forstwald bis Uerdingen ist hinter der Neuen Feuerwache Anfang August eröffnet worden.

Alte Bahnsteige mussten erst zerschlagen werden

„Bevor mit der Stadtterrasse begonnen werden konnte, musste erst das Dach gemacht werden“, erzählt Georg Dammer, Geschäftsführer des Werkhauses bei strahlendem Sonnenschein auf dem Hochplateau. Drei, vier große Schuttberge mit Gesteinsmassen zeugen noch davon, wie massiv die alten Bahnsteige waren. Die Bagger haben hier ganze Arbeit geleistet, das tief darunter liegende Erdreich freigelegt und neuen Mutterboden aufgebracht. Die neue Trasse für den Fahrrad- und Fußgängerweg entlang der weiterhin genutzten Gleisstrecken der Deutschen Bahn ist schon gut erkennbar. Seit drei Wochen fahren täglich Lkw der ausführenden Firma unten auf der Saumstraße den Südbahnhof an, um das alte Erdreich, Geröll und Beton abzufahren.

Neben dem alten Bahnwärterhaus Richtung Hauptbahnhof wird künftig eine Treppe für Besucher nach unten führen. „Es wird der einzige Zugang zur Terrasse mit abschließbarer Tür sein“, erzählt Dammer. Denn der zukünftige Aktionsort und Verweilpunkt für Promenaden-Besucher soll gleichzeitig auch ein Stück gesichert werden. Nur wenige Tage, nachdem der neue mit Titanzink verkleidete Aufbau des Südbahnhofs-Treppenaufgangs montiert war, war er auch schon über und über beschmiert. Ein Zaun zu den Gleisen hin soll das künftig vermeiden und Nutzer der Promenade schützen.

Auf den schrägen Treppenaufbau werden noch Stufen montiert, die die Besucher dann zum obersten Aussichtspunkt der Stadtterrasse führen werden oder aber auch als Sitztreppe dienen. Von dort oben wird es einen weiten Blick über weite Teile der Südstadt geben.

Noch ist laut Dammer unklar, wie der Fahrrad- und Fußweg am Bahnwärter-Häuschen vorbeigeführt werden kann. Das Grundstück gehört der Bahn. Rechterseits zur Saumstraße sei eine Rampe mit sechsprozentiger Neigung räumlich nicht möglich. Hier sind die Planer von Stadtterrasse und Krefelder Promenade wieder gefordert.

Wild wachsende Bäume
hatten das Dach zerstört

Zur anderen Seite hin, Richtung Gladbacher Straße, stehen nur noch einzelne alte Ahorn-Bäume des Wäldchens. „Die standen alle so dicht, dass sie bei dem Ausdünnen umzufallen drohten“, erzählt Dammer. Nur die in zwei Gruppen stehengebliebenen Exemplare waren standfest genug – und erinnern an das Wäldchen in luftiger Höhe.

Das alte dichte Wurzelwerk und die wilden Schösslinge waren auch der Grund für die starke Feuchtigkeit im Gebäude. An manchen Stellen lief bei Regen das Wasser die Wände runter. Die Werkhaus-Crew hatte deshalb schon kurz nach der Übernahme eine neue Regenrinne oben montiert, deren Ablauf sieben Meter entfernt ins Gleisbett führte. Die alte Dachpappe allein hielt der Witterung nicht stand. Doch das allein brachte keine wirkliche Verbesserung.

Auf insgesamt zwei Millionen Euro sei laut Dammer die Sanierung des gesamten Südbahnhofs vonseiten der Stadt 2008 geschätzt worden. „Wir haben nach Vertragsübernahme mit viel Eigenleistung die Sanierung der Räumlichkeiten für zweimal 250 000 Euro gestemmt“, so Dammer. Zum einen mit Mitteln der Stadt, zum anderen mit Geld aus dem Konjunkturpaket II. Mit fünf verschiedenen Arbeitsmaßnahmen der hiesigen Kreishandwerkerschaft sei in den ersten beiden Jahren die Sanierung durchgeführt worden.

Bis April soll die Stadtterrasse mit Spielfläche für Kinder, Sitzelementen für Besucher und Wegen bepflanzt sein. Zwei Felsenbirnen sind ausgewählt, 17 Scharlach-Kirschen und 16 weitere Spitzahorne sorgen zukünftig für Schatten und urbanes Grün. Bis Ende 2021 müssen die Fördergelder ausgegeben und die Maßnahme fertig sein. „Wenn die Wände unten dann abgetrocknet sind, wird vom Zentralen Gebäudemanagement noch neu gestrichen.“

Die im Rahmen der Sanierung vor Jahren eingebaute Lüftungsanlage ist laut Dammer mit ihren beiden Zu- und Abluftsystemen „Corona sicher“. Reguläre Kurse und Konzertveranstaltungen finden dennoch derzeit nicht statt. „Wir experimentieren gerade mithilfe digitaler Technik und bieten neue Formate wie ‚Next Alphabet’ an.“ Ein Blick auf die Seite des Werkhauses lohnt sich.

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