Weltfrauentag    „Ich wünsche mir mehr Frauen in politischen Gremien“

Krefeld. · Gastbeitrag Zum Weltfrauentag spricht Heike Hinsen, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Krefeld, über berufliche Perspektiven und mehr Gerechtigkeit.

 Heike Hinsen ist Gleichstellungsbeauftragte bei der Stadt Krefeld.

Heike Hinsen ist Gleichstellungsbeauftragte bei der Stadt Krefeld.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Als in Deutschland 1911 auf Initiative von Clara Zetkin erstmals der Internationale Frauentag ausgerufen wurde, sollte damit der Forderung nach dem Wahlrecht für Frauen Ausdruck gegeben werden. Seitdem sind 118 Jahre vergangen. Frauen nehmen seit 100 Jahren ihr Wahlrecht wahr und sie sind laut Grundgesetz seit 70 Jahren mit den Männern gleichberechtigt.

Brauchen wir im Jahr 2019  dann überhaupt noch einen Weltfrauentag? Dazu von mir ein klares Ja. In Deutschland erlebt aktuell jede dritte Frau häusliche Gewalt. Frauen werden bei gleichwertiger Arbeit geringer entlohnt als Männer und bei der Übernahme von Verantwortung in Führungspositionen oder in der politischen Arbeit nach wie vor benachteiligt.

Für Krefeld wünsche ich mir mehr Frauen in politischen Gremien und Ausschüssen. Laut Bevölkerungsstatistik leben in Krefeld 51 Prozent Frauen und 49 Prozent Männer. Mit derzeit 19 Ratsfrauen und 39 Ratsherren liegt der Frauenanteil des Rates nur bei 33 Prozent. Eine Erhöhung dieser Quote ist dringend erforderlich damit in der politischen Diskussion auch weibliche Interessen Gehör finden. Auch so manchem Ausschuss würde mehr Weiblichkeit gut zu Gesicht stehen. Zum Beispiel sitzen im Bauauschuss drei (von 18) und im Sportausschuss nur zwei (von 18) Frauen. Hier darf sich Frau ruhig die Frage stellen, wie es um unsere Stadt bestellt wäre, wenn das Geschlechterverhältnis in den politischen Gremien umgekehrt wäre.

Beispielsweise wünschen sich viele Frauen, besonders Alleinerziehende, eine Ausweitung der Kinderbetreuungsangebote und -zeiten vor allem an Schulen und in den Ferien, um weiter einer eigenen Berufstätigkeit nachgehen zu können. Auch die Frage für welche Zwecke im städtischen Haushalt Geld ausgegeben werden soll, wird von Frauen unter dem Aspekt „familienfreundliche Stadt“ häufig anders beantwortet.

Befragungen haben ergeben, dass sich Frauen oft gegen die Übernahme eines politischen Mandates entscheiden, weil sie fürchten, es nicht mit Familie und Beruf vereinbaren zu können. So beginnen in Krefeld Sitzungen der politischen Gremien in der Regel um 17 Uhr und dauern oft mehrere Stunden. Männer stellen sich in der Regel nicht die Vereinbarkeitsfrage.

Neben einer Verpflichtung der Parteien, ihre Wahllisten paritätisch aufzustellen, braucht es dringend eine Veränderung der Strukturen (kommunal-) politischer Arbeit, damit die Übernahme (kommunal-) politischer Verantwortung für Frauen und Männer attraktiv und neben Familie und Beruf machbar ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort