Vorbild ist Berlin Krefelds Gastronomen hoffen auf Ausweitung der Außenflächen

Krefeld · Ein Vorschlag aus Berlin ist in Krefeld aufgegriffen worden. Er soll Unterstützung für die angeschlagene Gastronomie ermöglichen.

 Auf dem Platz an der Alten Kirche haben die Gastronomen die Fläche erweitert. Die Sicherheit von Passanten aber hat Vorrang.

Auf dem Platz an der Alten Kirche haben die Gastronomen die Fläche erweitert. Die Sicherheit von Passanten aber hat Vorrang.

Foto: Andreas Bischof

Die Corona-Krise hat auch die Krefelder Gastronomie schwer in Bedrängnis gebracht: Wochenlang mussten Kneipen und Restaurants geschlossen bleiben. Die Stadt bemüht sich um Unterstützung – und aus der Politik kommt ein ungewöhnlicher Vorschlag. „Wäre es nicht möglich, dem Beispiel Berlins zu folgen und die Ausweisung gastronomischer Außenflächen auch auf Krefelder Straßen und Parkflächen zu erlauben?“, fragt Ratsherr Andreas Drabben (UWG). In der Hauptstadt wird derzeit darüber diskutiert, ob ein solches Vorgehen in der Corona-Krise in einigen Bezirken nicht möglich wäre. Es muss allerdings für Passanten genug Platz sein, um gefahrlos an den Gästen vorbeigehen zu können. Nach Medienberichten stehe der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Berlin zurzeit mit den Bezirken in Kontakt, um über Konzepte zu verhandeln.

Andreas Drabben hat vor einigen Tagen Kontakt zu Antonios Arabatzis aufgenommen. Dieser ist Gastwirt sowie Vorsitzender des hiesigen Hotel- und Gaststättenverbandes. „Er findet die Idee super“, berichtet der Ratsherr. Einen ersten Test zur Umsetzung des Konzeptes hat er gemeinsam mit Arabatzis schon vorgenommen: Vor dessen Lokal wurde auf der Nordstraße ein Tisch aufgestellt, an dem die beiden Herren kurz probegesessen haben.

Stundenweise könnten die Flächen genutzt werden

„Es geht um eine temporäre Nutzung von einigen Stunden“, verdeutlicht Drabben. Die Nordstraße zum Beispiel könne dafür abends ab 17 Uhr halbseitig gesperrt werden. Eine Absperrung der Fahrbahn wäre aus seiner Sicht etwa mit Baken möglich; der Wirt selbst könne das in die Hand nehmen, um der Stadt Arbeit zu ersparen.

Antonios Arabatzis kann sich eine Umsetzung des Vorschlags gut vorstellen. Er will ihn in der nächsten Dehoga-Sitzung besprechen. In seinem Fall müsse die Nordstraße zur Umsetzung zur Einbahnstraße gemacht werden. Das sei aber möglich: „Zum Sommerfest machen wir das auch.“ In der jüngsten Ratssitzung hatte Drabben seine Idee erstmals öffentlich eingebracht. Der zuständige Beigeordnete Marcus Beyer habe „eine wohlwollende und gewissenhafte Prüfung“ zugesagt, berichtet der Politiker.

Timo Bauermeister, Pressesprecher der Stadt, schränkt die Euphorie allerdings ein: Die Sicherheit von Passanten, Gästen und Verkehrsteilnehmern müsse unbedingt Vorrang haben. Ob diese durch eine einfache Absperrung gewährleistet werden könne, müsse in jedem Einzelfall geprüft werden.

Die Stadtverwaltung selbst bemüht sich parallel darum, die Flächen für Außengastronomie zu vergrößern. Oberbürgermeister Frank Meyer habe diese direkte Hilfe Anfang Juni zugesagt. Tatsächlich registriert die zuständige Abteilung im Fachbereich Stadt- und Verkehrsplanung seitdem eine deutlich steigende Nachfrage von Gastronomen.

Die Anträge werden nach Auskunft er Stadt unverzüglich bearbeitet, es könne jedoch aufgrund der Masse von Prüfungen zu leichten Zeitverzögerungen kommen. Etliche neuen Flächen, zum Beispiel auf dem Platz an der Alten Kirche sowie auf der anderen Straßenseite des Café Liesgen, seien aber schon vorhanden, berichtet Timo Bauermeister.

Die Genehmigung sei manchmal allerdings kompliziert oder sogar unmöglich, sagt die Stadtverwaltung. Denn vor allem in der Innenstadt lägen die Außenterrassen häufig dicht beieinander, und es sei kein zusätzliches Areal vorhanden. Dennoch seien die Verantwortlichen zuversichtlich, dass ein beträchtlicher Teil der 185 genehmigten Flächen für Außengastronomie im Zuge der Krise vergrößert werden könne.

Eine weitere Hilfe hat der Stadtrat jüngst beschlossen: Die Sondernutzungsgebühren für Einzelhandel und Gastronomie werden für ein Jahr ausgesetzt. Der Stadt entgehen dadurch zwar Einnahmen von etwa 225 000 Euro – 125 000 Euro für die Außengastronomie sowie 100 000 Euro für den Einzelhandel (Werbeträger, Warenständer, Obst und Gemüse, Blumen und Pflanzen). Ziel des Beschlusses ist es aber, die durch die Pandemie besonders hart getroffenen Branchen zu unterstützen und das Leben in der Krefelder Innenstadt wieder zu aktivieren und zu stabilisieren.

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