Pelikan-Lagune erst 2020 fertig Bau-Boom bremst Zoo aus

Krefeld · Die Pelikan-Lagune sollte im Frühsommer 2019 fertig sein, dann im Sommer, im Herbst. Nun wird es 2020 sein.

 Derzeit wird die Beobachtungsplattform gebaut, die über das Wasser der Pelikan-Lagune reichen wird. Zoodirektor Wolfgang Dreßen (hinten l.) und Prokurist Frank Rusch (M.) schauen den Handwerkern Kevin Müller (l.), Stefan Wolter (r.) und dem Leiter der Handwerksbetriebe im Zoo, Herbert Kettmann, über die Schulter.

Derzeit wird die Beobachtungsplattform gebaut, die über das Wasser der Pelikan-Lagune reichen wird. Zoodirektor Wolfgang Dreßen (hinten l.) und Prokurist Frank Rusch (M.) schauen den Handwerkern Kevin Müller (l.), Stefan Wolter (r.) und dem Leiter der Handwerksbetriebe im Zoo, Herbert Kettmann, über die Schulter.

Foto: Andreas Bischof

Vor ungefähr einem Jahr wurde Richtfest gefeiert. Etwa ein halbes Jahr später sollte die Pelikan-Lagune an der Afrika-Wiese eröffnet werden. Seitdem wurde der Umzug der Rosapelikane vom bisherigen Gehege am Menschenaffenhaus immer weiter verschoben. „Wir hatten im Frühjahr noch gehofft, die Anlage im Oktober zu eröffnen. Aber dann wurde schnell klar, dass das niemals geklappt hätte“, sagt Wolfgang Dreßen, Direktor des Krefelder Zoos, zum letzten Versuch, das neue Refugium für die Vögel noch vor dem Winter fertigzustellen.

Rosapelikane müssen
noch einmal ins Winterquartier

Für die Rosapelikane bedeutet das: Bevor sie ihr neues Zuhause genießen können, müssen sie noch einmal ins Winterquartier umziehen – ein letztes Mal. Denn in Zukunft haben sich diese Umzüge erledigt, durch ein Warmhaus wird die Lagune zum Ganzjahresquartier für die afrikanischen Tiere. Aber soweit ist es noch nicht.

Der Grund für die Verzögerungen: zu wenige Angebote von Bau- und Handwerksbetrieben auf die Ausschreibungen des Zoos, starke Preiserhöhungen in der Branche, zum Teil „Mondpreise“, wie es Dreßen ausdrückt, und lange Wartezeiten wegen des Baubooms. Viele Ausschreibung für die Gewerke habe der Zoo mehrmals starten müssen. Dreßen formuliert es so: „Wenn bei den Ausschreibungen vier Firmen geantwortet haben, dann waren zwei Angebote gleich für die Tonne. Am Ende blieb eine Firma mit einem halbwegs angemessenen Angebot übrig, die aber vorher noch andere Aufträge abzuarbeiten hatte.“ So seien beim Tiefbau, Landschaftsgartenbau und der Pflanzenkläranlage mehrere Ausschreibungen nötig gewesen, bis ein passables Angebot vorlag. Bei den Zimmermännern und Dachdeckern habe es zwar direkt beim ersten Mal geklappt. „Aber alle Gewerke müssen sich ja am Baufortschritt orientieren, also die Handwerker in einer bestimmten Reihenfolge arbeiten“, erläutert Dreßen das Problem.

Man sei eigentlich zu drei Vierteln fertig. Der Teich mit dem Besuchersteg sei „in der Endphase“ und würde im Januar abgeschlossen. Die unterirdische Versickerung von Überschuss- und Regenwasser sei fertig. Nun sei der Auftrag für den letzten Schritt erteilt: die Kläranlage. „Sie soll im Februar gebaut werden, falls das Wetter das nicht verzögert“, sagt Dreßen, „wir planen nun, die Anlage im April zu eröffnen.“

Die Pflanzenkläranlage, in der die Abwässer durch Pflanzen, Filtersubstrat und Mikroorganismen gereinigt werden, wird eine Neuheit sein. Es werden zwei separate Systeme parallel laufen. Wegen der bisherigen Erfahrungen mit den beiden schon vorhandenen Pflanzenkläranlagen am Flamingoteich und für Pinguin- und Seelöwenbecken haben sich die Planer diesen Parallel-Entwurf ausgedacht. Im Frühjahr führt meist eine sogenannte Bakterienblüte dafür, dass die Anlagen vorübergehend abgestellt werden müssen. „Dann vermehren sich die anaeroben Bakterien im Wurzelbereich der Pflanzen massiv und verstopfen die Anlage. Das können wir nun lösen, indem alles so gesteuert wird, dass die Bakterienblüte in jedem System zu unterschiedlichen Zeitpunkten ausbricht und dadurch immer eines laufen kann.“

Gleichzeitig mit den Arbeiten für die Pelikan-Lagune, die auf der ehemaligen Fläche der Zebras entsteht, wird derzeit auch der frühere Zebrastall komplett saniert. Er stammt aus den 60er-Jahren, unter anderem musste das Dach, der Boden, die Fenster und die Innenboxen neu gemacht werden. Im Sommer waren die letzten drei Damara-Zebras in einen Tierpark im Schwarzwald gezogen. Ihren Stall werden zukünftig südafrikanische Spießböcke bewohnen. „Das passt geografisch gut zur Afrika-Savanne, die ja südafrikanische Tierarten zeigen soll“, sagt Dreßen. Sobald Investitionsmittel für den Bau eines neuen Zebrastalls vorhanden seien, würden auch wieder Zebras im Krefelder Zoo zu sehen sein, dann aber bedrohte Bergzebras aus Südafrika.

Auf den Ringtausch der Gehege, der am Ende Platz für den Schimpansen-Wald bringen soll, und auf den Baustart für den Schimpansen-Wald selbst sollen die Verzögerungen bei der Pelikan-Lagune keinen Einfluss haben. „Die Planungen für den Umbau der Anoa-Anlage für die Riesenkängurus laufen unabhängig von dem Bau der Pelikan-Anlage“, sagt Dreßen. Der Umbau selbst soll im Frühjahr beginnen, so dass im Sommer die Kängurus umziehen können. „Und wir nach den Sommerferien, wie geplant, mit den vorbereitenden Geländearbeiten des Schimpansen-Waldes beginnen können.“ Die nötigen Bauunterlagen für das zukünftige Außengehege für diese Menschenaffen seien alle beisammen. Neben Tiefbau- und Geländearbeiten stehe vor allem die aufwändige und teure Stahlnetzkonstruktion auf der To-do-Liste. Dreßen sagt, er sei gespannt, „was die steigenden Preise angeht“.

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