Film Krefelder will Südafrikas Löwen mit Film retten

Andreas Knuffmann arbeitet in Südafrika an einer Dokumentation über die Zucht- und Abschussfarmen. Er sucht über Crowdfunding noch Spender für die Veröffentlichung des Films.

Film: Krefelder will Südafrikas Löwen mit Film retten
Foto: Boomerang Film

Krefeld. „Mama, darf ich nur noch kurz die Löwen sehen?“ Diesen Satz hören Eltern häufig, die mit ihren Kindern den Krefelder Zoo besuchen. Viele wissen aber nicht, wie es den Großkatzen in ihrer Heimat Südafrika ergeht. Dort sind sie die Grundlage für ein Millionengeschäft. Der Krefelder Andreas Knuffmann prangert die „brutale Löwenindustrie“ an. Er will mit dem Dokumentarfilm „The dying King“ (Der sterbende König) das Treiben stoppen und die Arbeit der Tierschützer von Vier Pfoten und Lionsrock bekannter machen und unterstützen.

Film: Krefelder will Südafrikas Löwen mit Film retten
Foto: Boomerang Film

Knuffmann hat als Filmemacher die Möglichkeit, die Lebenssituation der Löwen festzuhalten und zu dokumentieren. „Angesichts aller Kriege und Katastrophen in der Welt, liegt die Aufmerksamkeit im Moment woanders. Wir sind dennoch überzeugt, dass dieser Film den Nerv trifft“, sagt Knuffmann. Viele wüssten nicht, dass es in Südafrika gezielt Zucht- und Abschussfarmen für Löwen gebe. „Die Löwen werden unter schlechtesten Bedingungen gezüchtet und gehalten, um dann von Leuten getötet zu werden, die nicht mal eine Jagdlizenz besitzen“, erzählt der 52-jährige. Sie würden angefüttert, betäubt und abgeschossen. Ein Teil der Löwen, vor allem Jungtiere, würden außerdem als Touristenattraktion in „Pseudo-Streichelzoos“ gehalten.

Laut des Filmemachers agieren Jäger und Veranstalter ohne jede Hemmung. Während Weibchen als „Geburtsmaschinen“ benutzt werden, sind es vor allem die Männchen, die teilweise mit vielen Schüssen getötet werden. Der Abschuss werde für einen Betrag zwischen 30 000 und 40 000 US-Dollar verkauft. Weibchen werden nur in seltenen Fällen getötet. Sie sind „preisgünstiger“ als männliche Löwen. Doch nicht nur für die Jagd werden die Großkatzen oftmals illegal gezüchtet. Ihre Kadaver werden in Asien zu Pulver und Salben weiterverarbeitet. Allumfassend beschreibt Knuffmann dieses Millionengeschäft als „eine perverse Industrie“.

Rund 200 Zuchtbetriebe gibt es in Südafrika. Auf den größten leben bis zu 300 Tiere. Die Regierung duldet diese Form der sogenannten „Gatterjagd“. „Es ist nicht auszuschließen, dass Gelder unter der Hand gezahlt werden, um diese Unternehmen führen zu dürfen“, sagt der in Krefeld aufgewachsene Filmemacher.

Knuffmann hat Besuche auf den Zuchtfarmen mit versteckter Kamera gedreht, um sich und sein Team vor Züchtern zu schützen: „Wir waren als Touristen getarnt, um Dreharbeiten durchführen zu können. Das sind gefährliche Leute.“ Auch in der Nebensaison war der Krefelder unterwegs, um Konfrontationen zu entgehen, aber auch um die Löwen in Ruhe beobachten zu können.

Nicht nur als Filmemacher hat er Respekt vor den Großkatzen. „Wenn man diesen Tieren in die Augen guckt, ist das schon anders als im Zoo. Jedes dieser Tiere hat eine Geschichte — und eine Seele.“ Die Arbeit an dem Projekt habe das Team immer wieder an neue Grenzen geführt. Es sei fast unvorstellbar, wie „dumm, rücksichtslos und grausam“ der Mensch sein kann, kommentiert Knuffmann die Situation der Löwen.

Die österreichische Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ mit dem Großkatzenschutzzentrum „Lionsrock“ setzt sich für das Wohl der Löwen in Südafrika ein. Sie wollen vor Ort Hilfe leisten und suchen Spender als Paten für ihre riesigen, mehrere Hektar großen Gehege, das verwahrlosten Großkatzen aus Zoo, Zirkus und schlechter Privathaltung ein neues Zuhause bietet. Dazu bringen sie auch Großkatzen aus europäischen Ländern nach Südafrika. Um diese Idee nachhaltig umzusetzen, werden südafrikanische Einheimische ausgebildet, die verschiedenen Stämmen angehören.

Nennenswert ist hier laut Knuffmann der Stamm der Zulu, die bis zu 40 Tierpfleger stellen. Ihre Ausbildung erfolgt durch österreichische Zoologen. „Wir erzählen auch die Geschichte von zwei sehr einfühlsamen Tierpflegern, die aus einem Dorf in der Nähe von Lionsrock kommen. Die Einheimischen haben einen tiefen Respekt vor der Natur und sind sehr gläubig. Es war eine große Ehre für uns, dass wir sogar zu ihnen nach Hause in ein Township durften“, erzählt Knuffmann.

Unterstützung für seine Dokumentation erhält Andreas Knuffmann neben seinem Team, auch von der in Köln ansässigen Vertriebsfirma „Autentic Distribution“. Neben der Veröffentlichung auf kleineren TV-Kanälen ist die Firma für die weltweite Vermarktung von Dokumentationen zuständig. Der 70-minütige Film soll Ende des Jahres erscheinen. Seit über einem Jahr arbeitet Knuffmann mit seinem Team an dem Projekt, es soll noch mindestens eine Drehreise im Herbst folgen.

Teile der Erlöse fließen laut Knuffmann an die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ nach „Lionsrock“. Der 52-Jährige ist weltweit bereits für andere Filmprojekte ausgezeichnet worden. Unter anderem mit dem Adolph-Grimme-Preis, dem Gold Award oder dem Award of Merit bei Festivals in Asien.

Über die Crowdfunding-Plattform Startnext hat er eine Sammelaktion für die Produktion des Films „The dying King — Lionsrock, Arche für Großkatzen“ gestartet. Bis zum 15. September können Tierfreunde das Projekt finanziell noch unterstützen.

startnext.com/thedyingking

thedyingking.com

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