Wir Krefelder Krefelder hat 87 Länder bereist

Krefeld · Detlev Swoboda hat viel gesehen und erlebt. In einem Land ist er geblieben und hat dort eine Familie gegründet: Australien.

 Detlev Swoboda plant im heimischen Krefeld vor seiner Rückkehr nach Australien, wo er seit Jahrzehnten wohnt, schon die nächsten Reisen.

Detlev Swoboda plant im heimischen Krefeld vor seiner Rückkehr nach Australien, wo er seit Jahrzehnten wohnt, schon die nächsten Reisen.

Foto: Andreas Bischof

Detlev Swoboda ist mit Meeresschildkröten vor Sri Lanka getaucht, hat den Fudschijama in Japan bestiegen, einen 4818 Meter hohen Pass in Peru mit dem Fahrrad erklommen, den wohl größten Kaktus in Mexiko gesehen und die Todesstraße in Bolivien überlebt. Der 66-jährige Krefelder mit Wohnsitz im australischen Perth bezeichnet sich selbst als „Nomaden“.

Er hat 87 Länder bereist; die meisten mit dem Fahrrad und dem Zelt im Gepäck. Damit ist noch nicht Schluss: 130 hat der reiselustige Mann angepeilt. Derzeit weilt er bei seiner Mutter in Krefeld. „Mein Onkel Lothar Winkler, der nur vier Jahre älter ist als ich, hat mich mit dem Fernweh und der Neugier auf fremde Länder angesteckt“, berichtet er. „Nach dem Abschluss der Realschule und der Lehre als Großhandelskaufmann habe ich sechs Monate gearbeitet. Dann ging es 1971 los: Die erste große Fahrradtour fand von Krefeld nach Barcelona statt.“

Es war die Hippiezeit. „Wir hatten nicht viel Geld, sind aber nach Ibiza und Formentera übergesetzt, haben am Strand geschlafen, von den Früchten des Feldes gelebt und das freie Leben genossen“, erzählt er und lächelt. „Wir kamen ziemlich ausgehungert zurück.“ Da er gute Zeugnisse hatte, fand er in der Heimat stets schnell einen Job, um für die nächste Tour zu sparen. 1972 ging es wieder los: Er trampte nach Indien und Nepal. Afghanistan, wo ihm die Traveller-Schecks geklaut wurden, und Persien – wo noch der Schah regierte. Damals sei die Gastfreundschaft großgeschrieben worden, erzählt er weiter. „Für alle Fälle hatte ich immer einen Notgroschen in Deutschland.“

Als er nach dieser Reise nach Deutschland zurückkehrte, wurde er zur Bundeswehr eingezogen. „Ich war Kriegsdienstverweigerer, hatte dies aber zu spät angemeldet. Erst bei der dritten Verhandlung hatte ich Erfolg.“ Sofort nutzte er die Freiheit und trampte nach Afrika. Er radelte von Marokko bis Zentralafrika, schlief wie immer im Zelt. „Das fährt immer mit.“ Dort bekam er eine „ziemlich schlimme Gelbsucht“, die ihn per Notflug nach Hause zwang. Drei Monate musste er das Bett hüten. Eine Tortur für den aktiven Mann. Dann begann er wieder zu arbeiten, um für den nächsten großen Trip gerüstet zu sein: „Ich besuchte erstmals Australien und verliebte mich in das Land.“

Bis er dort wirklich seinen Wohnsitz hatte und eine Familie gründete, vergingen noch eine ganze Reihe von Reisen. Welche die schönste war, das kann er gar nicht beurteilen. Einige waren jedoch mehr als spannend: „Als ich den Norden von Bangladesch durchquerte, dort wo keiner hingeht, und meine Fotos schoss, wurde ich von der Polizei aufgegriffen und ins Gefängnis gesteckt. Dort fanden derzeit Wahlen statt. Sie wollten wissen, was ich aufnahm.“ Dabei hatte er dort nur einige seiner, geschätzt, Millionen Bilder aufgenommen.

Die sogenannte Todesstraße in Bolivien hat sich Detlev Swoboda 2017 selbst ausgesucht. „Ich war einfach neugierig darauf. Dort kommen auf der sehr schmalen Schotterpiste, die 1200 Meter Höhenunterschied besitzt, viele Leute ums Leben, auch wenn die Busse abstürzen. Die Kreuze an der Straße zeugen davon. Die Lastwagenfahrer kennen dort keine Bremse, nur die Hupe. Es gibt nur eine Fahrspur und kaum Ausweichmöglichkeiten. Oftmals rettete mich nur ein Sprung an die Seite.“

Als Detlev Swoboda in Perth heimisch wurde, studierte er Gartenbau und unterrichtete an einem College. Wenn er unterwegs ist, hat er sein Haus in Perth vermietet. Bei seiner Rückkehr wird er zuerst seine Familie, die Kinder und sechs Enkelkinder in Perth und in Tasmanien besuchen und einmal um Tasmanien herumfahren. Mit dem Drahtesel natürlich und das Zelt fährt auch immer mit. In Neuseeland war er übrigens noch nie. Das ist zu nah für ihn, das kommt später.

Er hat mehrere Tagebücher mit seinen Reiseberichten gefüllt. Noch braucht er sie nicht. Er kann noch jede Begebenheit aus dem Kopf erzählen.

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