Krefelder verzweifelt Wenn der Gebrauchtwagen nur noch Ärger macht

Krefeld · Das vor Kurzem erstandene Auto weist immer wieder Mängel auf und ist schließlich nicht mehr zu gebrauchen. Beate Gillmann und Guido Venhorst aus Krefeld berichten über ihren Fall.

 Beate Gillmann und Guido Venhorst haben seit dem Kauf ihres VW Tiguan Ärger.

Beate Gillmann und Guido Venhorst haben seit dem Kauf ihres VW Tiguan Ärger.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Für Beate Gillmann und Guido Venhorst ist es ein Albtraum, der scheinbar nicht enden möchte. Im April 2018 haben sie in Krefeld einen Gebrauchtwagen gekauft. Genauer: einen Tiguan 1,4 TSI, Baujahr 2008. Schon innerhalb des ersten Jahres nach dem Kauf habe das Fahrzeug verschiedene Mängel aufgewiesen. Im September habe die Batterie nicht mehr funktioniert. Beim Batteriewechsel seien weitere Schäden – etwa an Stoßdämpfern und Bremsen – in Höhe von 1000 Euro festgestellt worden. „Wie solche Mängel nach nur fünf Monaten beziehungsweise 8518 Kilometern Laufleistung und erfolgter Inspektion vor der Übergabe des Fahrzeugs auftreten können, war mir unverständlich“, schreibt Guido Venhorst unserer Redaktion. Dabei sei ihm beim Kauf zugesichert worden, „dass das Fahrzeug geprüft wurde und anstehende Wartungsarbeiten an Verschleißteilen frühestens nach einem Jahr fällig wären“, so Venhorst weiter. Die Hälfte der Kosten sei vom Autohaus aus Kulanz übernommen worden.

Ende Mai 2019 kam es dann aber noch dicker: Ein schepperndes Geräusch sei zu hören gewesen, berichtet Gillmann. Das Auto sei nicht mehr angesprungen. „Ich musste abgeschleppt werden“, sagt Venhorst. Eine Steuerkette sei übergesprungen, der Motor beschädigt, so die Diagnose. Die Kosten wurden laut Gillmann auf 6500 bis 8000 Euro geschätzt. Zunächst sei eine Kostenübernahme komplett abgelehnt worden, dann seien den Käufern 15 Prozent Rabatt auf die Reparaturkosten angeboten worden. „Ich lehnte dieses Angebot ab, da mir ein Sachmangel vor dem Kauf verschwiegen wurde“, sagt Venhorst.

Der Gebrauchtwagen koste insgesamt 20 000 Euro. Raten in Höhe von rund 9000 Euro müssten aber noch abbezahlt werden. Hinzu kommen Leihwagenkosten. Ihr Lebensgefährte, der Mitarbeiter eines Rettungsdienstes in Duisburg ist, sei aufgrund der Einsatzzeiten auf das Auto angewiesen, so Beate Gillmann. Ihre Forderung an das Autohaus zurzeit: Eine Übernahme der Reparaturkosten in Höhe von mindestens 50 Prozent. Schließlich habe das Autohaus über Mängel nicht informiert.

Wie die Käufer recherchierten, gibt es bei den bei Tiguan-Modellen ein Problem mit der Steuerkette. „Bei den 1,4 TSI bis Baujahr 2015 bereitet die Steuerkette öfter mal Probleme. Daher muss bei der Probefahrt penibel auf Rasselgeräusche aus dem Motorraum geachtet werden“, heißt es dazu auch in einem ADAC-Gebrauchtwagentest.

 „Allerdings ist es nicht so, dass ein Großteil der Motoren dieses Problem aufweist“, teilt der Automobilclub auf Anfrage unserer Redaktion mit. Das Problem trete „nur mit einer gewissen (geringen) Wahrscheinlichkeit“ auf, daher bestehe „keine Hinweispflicht des Verkäufers“.

Und weiter: „Wenn der Käufer argumentiert, dass ihm der Defekt arglistig verschwiegen wurde, muss er beweisen, dass das Problem bereits bei Kauf bestand und dass der Verkäufer davon Kenntnis hatte. Ein solcher Beweis gelingt in der Regel nicht“, so der ADAC. Aber: „Die vielen kleineren Mängel am Fahrzeug können bei einem zehn Jahre alten Auto durchaus auftreten – das ist nichts Ungewöhnliches. Allerdings hätten – zumindest einige – Mängel dem Verkäufer auffallen müssen.“ In diesem Fall könne der Käufer im Rahmen der Gewährleistungspflicht des Händlers auf eine Reparatur pochen.

Das Autohaus möchte sich zu dem Fall nicht näher äußern: „Wir bitten um Verständnis, dass wir Ihnen, zu dem vorgebrachten Sachverhalt, keine Stellungnahme geben können, da es sich um einen Rechtsstreit handelt. Die von Herrn Venhorst und Frau Gillmann getätigten Aussagen werden bestritten“, wurde unserer Redaktion mitgeteilt.

Zwischendurch sei das defekte Auto in einem Gewerbegebiet abgestellt worden, ohne dass sie um den Standort wussten, erklären Guido Venhorst und Beate Gillmann weiter, die ihrerseits einen Anwalt eingeschaltet hatten. Nun befinde sich das Fahrzeug wieder beim Autohaus, das dafür nun auch Standgebühren verlange.

Sie hoffen, dass bald eine Lösung gefunden werden kann – nicht nur wegen den Kosten, die ganze Geschichte zerre an den Nerven.

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