Religion Kaufmannsschule: Pfarrerin geht in den Ruhestand

Krefeld · Wisconsin, Sri Lanka, Venedig: Iris Susen hat viel gesehen von der Welt. Zuletzt hat die Theologin zehn Jahre lang in Krefeld mit jungen Menschen gearbeitet.

 Pfarrerin Iris Susen geht nach 36 Jahren in den Ruhestand.

Pfarrerin Iris Susen geht nach 36 Jahren in den Ruhestand.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Pfarrerin Iris Susen ist eine bemerkenswerte Frau mit einem außergewöhnlichen Lebenslauf. Ihr war der Beruf zwar nicht in die Wiege gelegt. Doch schon mit 16 Jahren war sie sicher, Pfarrerin werden zu wollen. Die heute 93-jährige Gemeindeschwester Martha, die damals in der Jugendarbeit tätig war und den Kindergottesdienst durchführte, hatte sie als junges Mädchen geprägt.

Iris Susen (63) hat ihren Beruf gelebt, an verschiedenen Stationen am Niederrhein und in der Welt. Zehn Jahre war sie zuletzt am Berufskolleg Kaufmannsschule im Kempener Feld tätig. Am Sonntag wird sie in den Ruhestand verabschiedet. „Ich habe mich berufen gefühlt durch die Menschen in meiner Umgebung“, erzählt die Moerserin und lächelt.

Erst Noten gelernt,
dann Buchstaben

Als Kind lernte sie zuerst Noten für die Blockflöte, dann erst die Buchstaben. Als Zehnjährige wusste sie: „Ich möchte auf den Spuren des Paulus unterwegs sein. Da liegen wohl die Wurzeln meiner Reiselust.“ Nach dem Theologie-Studium in Heidelberg begann sie die Krankenhausseelsorge. „Da habe ich meine Begabung entdeckt. Da gab es Patienten, die mein Herz gewonnen haben.“ Dann kam der erste Auslandsaufenthalt im US-Bundesstaat Wisconsin. Hintergrund war die Partnerschaft mit dem Kirchenkreis Moers.

Sie kehrte zurück und wurde Superintendentin in der schlesischen Oberlausitz, bevor sie Altenheim-Seelsorgerin im Kirchenkreis Wesel wurde. 2009, als es zu wenig Religionslehrer im Land gab, erfolgte die Berufung als Verbandspfarrerin des Gemeindeverbandes Krefeld zur Erteilung von Religionsunterricht am Berufskolleg Kaufmannsschule. Sie sei in die Schule reingewachsen, erzählt sie.

Susen sagt: „Glaube hat für mich etwas mit Leben zu tun. Das wollte ich den Schülern vermitteln.“ Das schlug sich in ihrer Arbeit nieder. So lud sie verschiedene Leute zu unterschiedlichen Themen ein, etwa Kripobeamte, die zum Thema Menschenhandel sprachen. Andere berichteten über Kindernothilfe oder Bedürftigkeit. Es sei sehr reizvoll gewesen. „Früher habe sie Leute auf die Ewigkeit vorbereitet, dann junge Menschen auf das Leben.“

Sie hat sich mit allen Schülern beschäftigt, gleich welcher Religion sie angehörten. „Ob Buddhisten, Hinduisten oder Anhänger des Islam. Die Gesellschaft ist pluraler geworden. Wenn die jungen Menschen später wirtschaftlich weltweit unterwegs sind, müssen sie etwas über Religionen wissen. Beispielsweise, dass es verschiedene Islame gibt, sei es in Afghanistan oder Ghana.“ Iris Susen war Islambeauftragte des Kirchenkreises Krefeld-Viersen. 2014 wurde sie für ein Studiensemester in Sri Lanka mit den Schwerpunkten Ökumene und Buddhismus freigestellt.

Themen wie Todesstrafe und Sterbehilfe behandelt

Mit den Schülern hat die Pfarrerin, deren Tochter Tanja den gleichen Beruf ergriffen hat, weniger über Gott, Bibel oder Jesus geredet, das sei für sie nicht so interessant gewesen. Dafür ging es um Themen wie Todesstrafe, Okkultismus und Sterbehilfe. „Wenn man die Themen persönlich angeht, dann hören sie zu.“

Iris Susen hat die Schüler auch bei privaten Problemen unterstützt, wenn sie mit Tod und Trauer beschäftigt waren oder in einer Lebenskrise steckten. „Ich bin als Seelsorgerin bei allen Sorgen und Nöten da.“

2016 war sie vier Wochen lang Urlaubs-Seelsorgerin in der Deutschen Kirchengemeinde in Venedig. „Dort kommt die halbe Welt zusammen, die Gespräche waren beeindruckend. Ich bin dankbar für die Lebensfülle, die ich erfahren durfte.“

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