Krefelder Horkesgath-Schüler Erst wenige Jahre in Deutschland und schon Bestnoten

Krefeld · Zwei Horkesgath-Schüler sind erst seit wenigen Jahren in Deutschland. Trotzdem beeindrucken sie nicht nur ihre Lehrer.

 Reana Banaj und Pavel Kuznetsov freuen sich über sehr gute Noten. Letzterer hält das beste Zeugnis seines Jahrgangs in den Händen.

Reana Banaj und Pavel Kuznetsov freuen sich über sehr gute Noten. Letzterer hält das beste Zeugnis seines Jahrgangs in den Händen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Ihre Lehrer wirken absolut begeistert, sie eher bescheiden: Hin und wieder können sich Reana Banaj und Pavel Kuznetsov dann doch ein Grinsen nicht verkneifen. Obwohl beide erst seit wenigen Jahren in Deutschland leben, haben sie Bestnoten. Im Hintergrund wird es langsam wuselig. Die Horkesgath-Realschule verteilt die Abschlusszeugnisse, der Spot fällt schon auf eine mit Fahnen unterschiedlichster Nationen geschmückte Bühne. Hier und da werden die letzten Vorbereitungen getroffen.

16-Jähriger hat das beste Zeugnis seines Jahrgangs

„Ich möchte Paul heißen“, das waren die ersten Worte, die Pavel Kuznetsov vor der Klasse gesagt hat. Sein Lehrer hatte ihn zuvor mit seinem vollem Namen vorgestellt. Heute bekommt der 16-Jährige das beste Zeugnis seines Jahrgangs. Pavel Kuznetsov ist vor drei Jahren mit seinen Eltern von Kasachstan nach Krefeld gekommen. Seine Eltern wollten ihm bessere Bildungschancen ermöglichen. Vor drei Jahren habe er kaum Deutsch sprechen können, jetzt bekomme er ein Zeugnis mit dem Notendurchschnitt 1,5, erklärt Klassenlehrer Falk Thißen. Wie hat er das geschafft? „Ich hatte sehr wenig Freizeit“, sagt Kuznetsov. Nach der Schule habe er weiter an seinen Sprachkenntnissen gearbeitet und Nachhilfe genommen. Dabei sei der Anfang alles andere als einfach gewesen. „Ich konnte das erste halbe Jahr nichts verstehen.“ Heute gehören Sprachen immer noch nicht zu seinen stärksten Fächern – aber auf seinem Abschlusszeugnis steht nach nur drei Jahren hinter Deutsch und Englisch jeweils die Note befriedigend. In Fächern wie Mathematik, Physik und Chemie habe der 16-Jährige dafür schon zu Beginn überzeugen können, erklärt sein Klassenlehrer - heute bedeutet das Note 1.

Ganz andere Stärken hat Reana Banaj: Geht es nach ihrer Lehrerin könnte man sie wohl als Sprachgenie bezeichnen. 2017 kam die 15-Jährige aus Griechenland nach Krefeld. Auch ihren Eltern sei es dabei um die Bildungschancen ihres Kindes gegangen. Schon nach einem halben Jahr habe sie den normalen Deutschunterricht besuchen können. Obwohl sie eigentlich noch innerhalb einer Erstförderung für zugewanderte Schüler beschult worden wäre. „Absolut phänomenal“ nennt ihre Klassenlehrerin Sabine Hänisch das. Auf dem Abschlusszeugnis steht in Deutsch die Note gut.

„Ich bin einfach gut beim Sprachenlernen“, ist die einfache Erklärung Banajs. Trotzdem sei es nicht immer einfach gewesen. Am Anfang habe die Schülerin noch Angst gehabt, etwas falsch zu machen oder ausgelacht zu werden. Ihr Geheimrezept ist wohl ihre Einstellung gewesen: „Ich war von Anfang an positiv“, sagt die 15-Jährige. Zudem hat sie mit ihren Englischkenntnissen vor drei Jahren nicht nur ihre Klassenlehrerin beeindruckt. Ein Referat in Politik habe sie am Anfang noch in der Weltsprache halten dürfen. „Ich musste langsam sprechen, damit alle was verstehen.“ Mit ihren Mitschülern habe sich so ein produktiver Austausch ergeben. Sie habe bei Englisch geholfen, ihr wurde bei Deutsch geholfen. Und ihre Klassenlehrerin, die auch Englisch unterrichtet, konnte ihr beim Verständnis anderer Inhalte helfen. „So konnte sie schnell Fortschritte machen“, sagt Sabine Hänisch. Stand jetzt möchte die 15-Jährige auch beruflich Menschen helfen. Sie wird nach dem Realschul-Abschluss das Wirtschaftsgymnasium der Kaufmannsschule besuchen. Danach schwebt ihr ein Psychologie-Studium vor. „Ich liebe es zu unterstützen und Probleme zu lösen“, sagt sie.

Auch Pavel Kuznetsov hat schon eine genaue Vorstellung davon, was er später einmal machen möchte. Zunächst gehe es für ihn an ein Berufskolleg, um mit Informatik sein Fachabitur zu machen. Danach wolle er Ingenieur werden – „wie mein Vater“. Wohl ein Antrieb des 16-Jährigen, der auch bei Schwierigkeiten „einfach immer weitergemacht“ habe. Warum er eigentlich nur Paul genannt werden möchte? Damit andere seinen Namen leichter aussprechen können, sagt der 16-Jährige.

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