Umweltschutz Wer die meisten Kippen aufsammelt, der gewinnt

Krefeld · Mit der Aktion „R(h)einkippen wollen Stadt und der Uerdinger Kaufmannsbund Krefelder dazu animieren, achtsamer mit ihrer Umwelt und dem Grundwasser umzugehen.

 Uwe Rutkowski vom Uerdinger Kaufmannsbund mit der noch leeren Röhre, in die ab Freitag die aufgesammelten Kippen geworfen werden können. 

Uwe Rutkowski vom Uerdinger Kaufmannsbund mit der noch leeren Röhre, in die ab Freitag die aufgesammelten Kippen geworfen werden können. 

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Jede achtlos weggeworfene Zigarettenkippe verseucht schätzungsweise 40 Liter Grundwasser. Die Stummel lösen sich nicht in Luft auf. Vielmehr sammeln sich Nikotin, Blei, Arsen und viele weitere Giftstoffe während des Rauchens im Filter. Wir dieser nass, sickern diese Stoffe in den Boden und landen zuletzt im Grundwasser. Laut der WHO werden pro Tag allein in Deutschland 400 Millionen Zigaretten geraucht. Drei Viertel davon landen am Straßenrand oder in der Natur. „Mit der Umweltschutzaktion ‚R(h)einkippen’ wollen wir die Menschen dazu animieren, Zigarettenkippen im Stadtgebiet aufzusammeln“, sagt Darina Finsterer vom Fachbereich Umwelt.

Sie wird dabei von Wilfried Gossen von der Gesellschaft für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft Krefeld (GSAK) und Uwe Rutkowski unterstützt. Der Vorsitzende des Uerdinger Kaufmannsbundes und Betreiber der Rhine Side Gallery sammelt nicht nur an den Wochenenden am Zollhof und entlang des Rheindamms Abfall auf, den die Besucher rücksichtslos in die Landschaft werfen. „Und es ist in den vergangenen Monaten mehr geworden“, beschreibt Rutkowski seine Beobachtungen.

140 000 Kippen vergiften
5,6 Millionen Liter Grundwasser

Als er mit Darina Finsterer im März Corona-bedingt zum Gespräch in deren Küche saß, war die Idee zur Umweltschutzaktion „R(h)einkippen“ schnell geboren. Nur bis zur Ausführung dauerte es wegen des wochenlangen Lockdowns noch eine Weile. Die Rhine Side Gallery ist seit der letzten Mai-Woche – unter Einhaltung der neuen Sicherheits-Regeln – derweil zum vierten Mal wieder geöffnet und die in der Küche geborene Umweltaktion startet am heutigen Freitag, den 17. Juli.

„Zwei Monate lang wollen wir Kippen sammeln, überall dort, wo sie zuhauf herumliegen – in Parks, Grünanlagen, am Straßenrand, in der Innenstadt – einfach überall“, erklärt Darina Finsterer. Die Düsseldorfer hätten das auch schon gemacht und an nur einem Tag in der Altstadt 300 000 Stummel aufgehoben. Welche Wirkung das hat, verdeutlicht sie im nächsten Satz: „Allein durch 140 000 aufgesammelte Kippen können schon 5,6 Millionen Liter Grundwasser gerettet werden.“ Und das ist die Krefelder Zielmarke für das erste und wohl auch nicht letzte „R(h)einkippen“.

Die GSAK hat für die Aktion 30 Eimer gestiftet, die befüllt mit jeweils zwei paar Handschuhen zu den Öffnungszeiten der Rhine Side am Stand des Kaufmannsbundes abgeholt werden können. „Wir notieren den Namen der Gruppe oder der Einzelperson auf einer Liste. Jeder zurückgebrachte volle Eimer mit Kippen wird dort dann notiert“, erklärt Rutkowski. Als kleines Dankeschön gibt es pro Eimer ein Freigetränk. Wer keinen der 30 Eimer abbekommt, kann auch einen eigenen Behälter verwenden.

Die eingesammelten Stummel werden auf dem Gelände der RhineSide in eine der beiden durchsichtigen 1,50 Meter hohen und im Durchschnitt circa 35 Zentimeter starken Plexiglas-Säulen gekippt. Daher der Name „R(h)einkippen. Jeder kann mitmachen.

Die drei fleißigsten Sammler bekommen ein Preisgeld

„Wir wollen als Stadt dafür werben, nachhaltiger mit unserer Umwelt umzugehen“, sagt Darina Finsterer. Nachhaltigkeit sei das große Thema dieses Jahres bei der Stadt. 14 Tage lang, ab dem 11. September wird die „Faire Woche“ in Krefeld stattfinden. In deren Rahmen soll am 12. September erneut der Rhine Cleanup stattfinden, bei dem in vier Ländern, an der Mosel, an der Ruhr – und ebenso auch in Krefeld – Müll an den Ufern der Flüsse eingesammelt wird. Allerdings hängt die Form der Aktion in diesem Jahr ab von der Entwicklung bei Covid-19 und ob mit einer zweiten Welle und entsprechenden Schutzmaßnahmen dann zu rechnen sei.

Seit dem ersten Rhine Cleanup in Krefeld ist die GSAK mit dabei. „Sauberkeit und Stadtreinigung sind ja unser Hauptaufgaben, und wenn wir die Bevölkerung für die Themen sensibilisieren können, im besten Falle sogar dafür sorgen können, mitzumachen, ist das gut für die Umwelt“, sagt GSAK-Geschäftsführer Gossen.

Er freut sich über solche Aktionen wie Rhine Cleanup und „R(h)einkippen“. Die Abfall-Probleme in Krefeld hätten deutlich zugenommen, seine Mitarbeiter seien inzwischen auch am Wochenende im Einsatz. Dennoch seien Montagmorgens die Abfalleimer wieder voll nebst der Reste daneben.

Er ist ebenso wie Darina Finsterer und Uwe Rutkowski gespannt, wie viele Kippen die Krefelder in den zwei Monaten einsammeln werden. Der Uerdinger Kaufmannsbund hat ein Preisgeld in Höhe von insgesamt 300 Euro ausgelobt, das in drei gleichen Teilen an die fleißigsten Sammler vergeben wird. Die Sieger-Gruppen werden am 12. September an der Rhine Side bekanntgegeben.

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