Kriminalität in Krefeld Ein Drittel weniger Verbrechen in Zeiten von Corona

Krefeld · Die Polizei registriert im Zeitraum vom 1. März bis zum 30. Juni 28 Prozent weniger Straftaten. Nur die häusliche Gewalt ist gleich hoch geblieben.

 Die Aufgaben für die Polizei haben sich während des Lockdowns zum Teil geändert.

Die Aufgaben für die Polizei haben sich während des Lockdowns zum Teil geändert.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Am Montagvormittag kontrolliert die Polizei mit mehreren Einsatzkräften Mitglieder der Alkohol- und Drogenszene am Theaterplatz. Ein fast alltäglicher Einsatz für den Streifendienst. Und dennoch hatten solche Kontrollen in den vergangenen Monaten ein Stück weit Seltenheitswert. Denn die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Beschränkungen des öffentlichen Lebens, haben auch Einfluss auf die Arbeit der Beamten genommen. Die Kriminalitätszahlen waren mit Beginn des Lockdowns im März deutlich rückläufig.

Im Zeitraum vom 1. März bis zum 30. Juni sank die Gesamtkriminalität nach Angaben der Polizei um 28 Prozent. Im Verhältnis zu den Gesamtstraftatenzahlen 2019 (20 570) würde dies einen Rückgang um etwa 5759 Delikte bedeuten. Der Rückgang betrifft nahezu alle Arten von Straftaten. „Natürlich sind die Zahlen bei Delikten im öffentlichen Raum noch deutlicher gesunken als in anderen Bereichen“, sagt Polizeisprecherin Karin Kretzer mit Verweis auf die Ausgangsbeschränkungen, die vor allem zu Hochzeiten des Lockdowns galten.

Ganz einfach gelte dabei der Grundsatz: Weniger Menschen auf den Straßen, würden auch weniger Verbrechen bedeuten. Ein Blick in die Statistik bestätigt das. So sank die Zahl der Diebstähle in den vergangenen vier Monaten insgesamt um 30 Prozent. Taschendiebstähle gingen sogar um 41 Prozent (399 in 2019), Ladendiebstähle um 35 Prozent zurück.

Wohnungseinbruch: Zahlen
auf Tiefstwert gesunken

Auch beim Wohnungseinbruch kann die Polizei für die vergangenen Wochen und Monate positive Zahlen vorlegen. So seien 30 Prozent weniger Fälle zu verzeichnen gewesen. 2019 hatte es noch 505 Einbrüche gegeben (in 226 Fällen war es beim Versuch geblieben). Nach dem Hoch im Jahr 2015 (1118 Einbrüche) steuert Krefeld damit auf einen neuen Tiefstwert zu, nachdem Einbrecherbanden den Beamten jahrelang Sorgen bereitet hatten.

Doch auch Körperverletzungen (minus 24 Prozent/2026 Fälle im Vorjahr) und Raubdelikte (minus elf Prozent/82 Fälle im Vorjahr) registrierte die Polizei deutlich seltener in Zeiten der Corona-Pandemie. Krefeld liegt damit im NRW-Vergleich sogar noch über dem landesweiten Trend. Zwischen Anfang März und Ende Juni dieses Jahres habe es im ganzen Bundesland insgesamt 365 676 Strafanzeigen gegeben, berichtet NRW-Innenminister Herbert Reul. Das seien 107 954 Anzeigen weniger als im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. Das ist ein Rückgang um knapp 23 Prozent. Auch wenn es nur vorläufige Zahlen sind, sind erste Trends bereits zu erkennen. Diesen Trends zur Folge dürften die Polizeibehörden im gesamten Bundesgebiet im kommenden Jahr statistisch gesehen das vermutlich beste Ergebnis seit langem präsentieren können.

Notrufnummer mit Hinweisen
zu Maskenverstößen genutzt

Und dennoch waren die vergangenen Monate seit dem Lockdown im März für die Beamten laut der Krefelder Polizeisprecherin nicht weniger arbeitsintensiv als in der Zeit davor. „Die Aufgaben haben sich ein Stück weit verlagert“, sagt Karin Kretzer.

So sei die Polizei vor allem in den Wochen nach Inkrafttreten der ersten Corona-Verordnungen Mitte März auch mit der Kontrolle zur Einhaltung der Vorgaben der Landesregierung betraut gewesen. „Wir haben beispielsweise mit kontrolliert, ob die Menschen sich in Krefeld an die Verbote zur Versammlung halten oder der Vorgabe zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes Folge geleistet wird“, berichtet die Polizeisprecherin. In diesem Zeitraum seien in der Leitstelle auch täglich dutzende bis Hunderte Anrufe von Menschen eingegangen, die die Beamten auf Verstöße gegen die Corona-Verordnung hinweisen wollten. Öffentlich erklärte die Polizei Krefeld, dass für solche Hinweise nicht die Notrufnummer 110 anzuwählen sei, sondern die 6340. Die Arbeit hatte sich in dieser Zeit für die Beamten schlichtweg verlagert.

Im Deliktfeld häusliche Gewalt sind die Zahlen in Krefeld im Übrigen gleich geblieben. So habe es anders als in weiten Teilen NRWs in Krefeld überhaupt keinen Rückgang bei den Angriffen und Attacken in den eigenen vier Wänden gegeben. Die Zahlen würden auf dem Niveau des gleichen Zeitraums des Vorjahres liegen, teilen die Krefelder Ordnungshüter mit. Erklären könne man sich das laut Karin Kretzer nicht so recht. NRW-weit verzeichnete die Polizei bei der häuslichen Gewalt zwischen März bis Juni einen Rückgang um 21 Prozent.

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