Krefelder Mordfall: Schusswunde im Hinterkopf übersehen

Panne in Rechtsmedizin nimmt enorme Ausmaße an.

Krefeld. Die Panne in der Duisburger Rechtsmedizin bei der Obduktion des getöteten Oppumer Autohändlers Askin U. nimmt noch größere Ausmaße an, als bisher angenommen. Wie berichtet, hatten die Ärzte ein Projektil im Schädel des Opfers übersehen und waren zunächst davon ausgegangen, dass der 27-Jährige erschlagen worden war.

Deshalb ist der Leichnam vor wenigen Tagen in der Türkei exhumiert worden, wo das Projektil wie erwartet gefunden wurde. Die türkischen Rechtsmediziner machten aber noch eine weitere, überraschende Entdeckung, heißt es aus der Familie des Opfers: Die Schussverletzung fanden die Ärzte nicht wie zuvor vermutet im Mund, sondern am Hinterkopf.

Das hat Landgerichtssprecher Tim Buschfort auf WZ-Anfrage bestätigt: In der Anklageschrift heißt es demnach, U. sei von seinem mutmaßlichen Mörder Fred W. niedergeschlagen, gefesselt und dann zur Verdeckung der Straftat in den Hinterkopf geschossen worden.

Nachdem die Panne in der Rechtsmedizin aufgeflogen war, hatten die Ermittler aufgrund der Spurenlage geglaubt, dass der Schuss in den Kopf mit einem selbstgebauten Schalldämpfer in den Mund erfolgt sein muss. Jetzt aber ist klar: Die Duisburger Rechtsmediziner haben nicht etwa eine Schussverletzung im Körperinnern, sondern von außen auf den Schädel übersehen.

Dem 45-jährigen Angeklagten, der in den 90er Jahren auch vier Banken ausgeraubt haben soll und im Juli auf Mallorca festgenommen worden war, ist die Anklageschrift mittlerweile zugestellt worden. Bevor das Krefelder Landgericht über deren Zulassung entscheidet, hat der Verteidiger vier Wochen Zeit für eine Stellungnahme.

Noch in diesem Jahr soll dem Mann der Prozess gemacht werden - möglicherweise dann auch wegen eines Mordes an einem belgischen Autohändler, den der 45-Jährige ebenfalls begangen haben soll.

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