Krefelder Krawatten für Barack Obama

Jan Moese führt mit seiner Schwester in vierter Generation die Manufaktur Ascot.

Krefeld. Der Mann hat Stil — schon von Berufs wegen. Jan Moese trägt zu einem blauen taillierten Anzug mit zartgelbem Hemd mit weißem Kragen eine königsblaue klein gemusterte Seidenkrawatte — in der selben Grundfarbe wie die Socken, die in braunen schmal geschnittenen Wildlederschnürschuhen stecken. Mode, vor allem Krawatten, sind sein Leben, von Kindesbeinen an: Der 48-Jährige führt gemeinsam mit seiner Schwester Barbara Pauen nun bereits in vierter Generation die Krawattenmanufaktur Ascot.

In gedämpfteren Farben, aber nicht weniger stilvoll, geht sein Vater Wolfgang nicht ohne einen Willkommensgruß an die Besucher vorbei. Obwohl er schon vor etwa zehn Jahren die Firmenleitung in die Hände seiner Kinder übergeben hat, ist er immer noch jeden Tag im Unternehmen an der Hülser Straße und weiterhin mitverantwortlich für den Einkauf edler Krawattenstoffe und das Dessin.

Seit mehr als 50 Jahren arbeitet er bereits im Familienbetrieb in Krefeld, den seine Großeltern Karl und Gertrud Moese 1908 gegründet haben. In den folgenden Jahrzehnten waren die Stadt Krefeld und das italienische Como die Produktionsstätten für Seidenkrawatten schlechthin. Heute ist Ascot eine der letzten Firmen in Deutschland, die handgefertigte Seidenkrawatten hier vor Ort entwirft und konfektioniert.

„Mit der Marke Ascot besetzen wir eine Nische, in der hochwertige Krawatten angeboten werden“, sagt Jan Moese. Die edlen Stoffe stammen aus Como oder direkt aus Krefeld. Hier arbeiten die Moeses mit den letzten Krefelder Seidenwebereien zusammen, der Firma Güsken sowie Schaefer & te Neues. Etwa 60 000 Stück verkauft die Manufaktur pro Jahr von den handgefertigten Bindern über Handelsvertreter direkt an namhafte große und kleine Herrenausstatter. Der Verkaufspreis im Laden liegt pro Stück bei maximal 76 Euro.

Etwas günstiger ist die zweite Marke des Hauses, die von Wolfgang Moese und Hermann-Kurt Schwartz 1965 ins Leben gerufen wurde und bis heute unter dem Namen Hemley firmiert. Der Unterschied liegt in der Konfektion und bei der Auswahl der Stoffe. „Sie werden günstiger produziert und kosten im Verkauf maximal 49,90 Euro“, erklärt Jan Moese. Die Produktion liegt pro Jahr bei rund 75 000 Exemplaren.

Obwohl der Name Ascot nichts an Klang verloren hat, ist das Geschäft in den vergangenen zehn Jahren schwieriger geworden. „Die Männer tragen nicht mehr so häufig Krawatte wie früher“, erzählen die beiden jungen Geschäftsführer mit Bedauern. Doch diese Phase gehe auch vorüber — glauben sie ganz fest. „Wir sind davon überzeugt, dass junge Leute demnächst wieder die Krawatte für sich entdecken“, sagt Jan Moese. Bei einigen jungen Bands im Musikgeschäft habe er die ersten Anzeichen dafür bereits ausgemacht.

Nicht mehr für sich zu werben braucht Ascot bei US-Präsident Barack Obama (Foto, l.) , bei Moderator Thomas Gottschalk (M.) und beim Vereinspräsidenten von Borussia Mönchengladbach, Rolf Königs (r.). Sie alle tragen edle Seidenkrawatten aus Krefeld, die sie entweder — wie im Fall von Obama von Krefelds Oberbürgermeister zum Amtsantritt geschenkt bekommen — oder sich für ihre öffentlichen Auftritte bewusst ausgesucht haben.

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