Krefelder Konzept für Berlin: Ärzte sollen für Erfolg bezahlt werden

Inoges-Chef Wolfgang Hoever möchte das Abrechnungssystem im Gesundheitswesen zugunsten aller revolutionieren.

Krefeld. Im Ringen um die Gesundheitsreform bleibt der chronisch Kranke auf der Strecke. Doch nicht nur der. "Wer als Arzt sich dafür einsetzt, dass sein Patient gesund wird und bleibt, wird nach dem heutigen System bestraft", meint Wolfgang Hoever.

Der Gründer der Inoges AG, Betreiber von Salvea im ehemaligen Kreiswehrersatzamt und gelernte Sportphysiotherapeut, ist Querdenker. Seine Idee: Der Arzt wird künftig nicht mehr für die erbrachten Leistungen, sondern für das Ergebnis vergütet. Davon profitierten alle, selbst die Krankenkasen.

Derzeit erhält ein Arzt 30,11 Euro pro Quartal für die Behandlung eines gesetzlich Versicherten erstattet. Ganz gleich, ob er ihn einmal oder viermal in dieser Zeit versorgt. Hoever folgert: "Das ist kontraproduktiv. Je mehr der Arzt macht, um den Patienten zu heilen, umso geringer ist letztendlich das, was unterem Strich als Vergütung übrig bleibt."

Und einmal gesundet, bekommt er von der Kassenärztlichen Vereinigung gar nichts mehr für seinen Heilungserfolg. "Von daher ist derzeit der latent kranke Versicherte der ideale Patient für den Arzt aus unternehmerischer Sicht."

Als Lösung aus diesem Dilemma schlägt Hoever zunächst ein "Bypass-System" vor. Dazu möchte er die Politik bewegen, das bestehende System mit dem selben Finanzrahmen zur Erprobung zu spiegeln. Dann könne der Patient selbst entscheiden, in welches er möchte.

"In dem neuen Gesundheitssystem kriegen die Gesundheitspartner vom Arzt bis zum Physiotherapeuten das Geld pro Quartal für die Anzahl ihrer festen Patienten überwiesen, ohne dass eine Leistung erbracht worden ist."

Hoevers Meinung nach gewinne der Mediziner dadurch die Zeit und den Anreiz, effektiver zu behandeln. Er verdiene nämlich rein rechnerisch mehr, wenn der Patient nach erfolgreicher Behandlung in den folgenden Quartalen nicht mehr kommen müsse. "Und das kostet die Versicherungsträger keinen Cent mehr."

Das setze allerdings beim Patienten voraus, dass er die Verantwortung für die eigene Gesundheit übernehme und aktiv mitarbeite. Hoever hat dabei vor allem chronisch Kranke im Sinn. Ein Arzt könne einem Patienten zwar empfehlen, was er bei einem defekten Knie, Rheuma, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen machen könne, konsequent umsetzen müsse der es jedoch selber - um den Schaden für sich und die immensen Folgekosten für die Solidargemeinschaft so gering wie möglich zu halten.

Hoever glaubt an den Erfolg des neuen Systems. "Die Politik muss die Voraussetzungen dafür schaffen, die Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen es umsetzen." Während niedergelassene Ärzte nach ersten Gesprächen angemerkt haben, er wolle Medizinpädagogen statt Mediziner ansprechen, ist das Bundesministerium für Gesundheit von Philipp Rösler (FDP) sehr angetan.

Vor ein paar Wochen hat es in Berlin ein Gespräch mit Staatssekretär Daniel Bahr gegeben. Darin sei an den Inoges-Chef der Wunsch herangetragen worden, er möge für den Herbst ein Sondierungsgespräch mit möglichen Vertragspartnern (niedergelassene Ärzte, Krankenhäuser, Therapeuten und der KV Nordrhein) in Krefeld organisieren.

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