Karneval Krefelder Jecken feiern per Livestream aus dem Zeughaus

Krefeld · Die gute Laune hat Krefeld trotz Corona noch nicht verlassen. Im Gegenteil – mit zwei digitalen Sitzungen haben die Karnevalisten der Stadt am Freitag- und Samstagabend allen Widrigkeiten getrotzt und sich per Videostream in die Wohnzimmer der Jecken geschaltet.

 Andreas Dams trat als einer von mehreren Künstlern beim Karneval-Livestream aus dem Zeughaus auf.

Andreas Dams trat als einer von mehreren Künstlern beim Karneval-Livestream aus dem Zeughaus auf.

Foto: Ilbertz

Endlich mal positive Nachrichten: Die gute Laune hat Krefeld trotz Corona noch nicht verlassen. Im Gegenteil – mit zwei digitalen Sitzungen haben die Karnevalisten der Stadt am Freitag- und Samstagabend allen Widrigkeiten getrotzt und sich per Videostream in die Wohnzimmer der Jecken geschaltet. Christian Cosman, Präsident der Prinzengarde Krefeld, ist es, der die Zuschauer zur Übertragung empfängt. An der Theke des Zeughauses begrüßt er die Gäste, die virtuell auf einer Videowand erscheinen. Moderator Cosman redet gar nicht darum herum, dass es diesen Abend unter normalen Umständen nicht gegeben hätte. „Wir haben uns die Session alle anders vorgestellt“, sagt er.

Doch, dass gar nichts stattfindet aufgrund der Pandemie, konnten sich er und verschiedene Mitstreiter auch nicht vorstellen. Also haben sich Gregor Ilbertz vom gleichnamigen Veranstaltungstechnikbetrieb, Petra Krieger vom Produktionsstudio Farbton, verschiedene Karnevalisten und Krefelder Künstler zusammengetan. Gemeinsam haben sie ein buntes Programm für den jecken Livestream entwickelt. Unter strengstem Hygienekonzept haben sie es dann im Zeughaus auf die Bühne gebracht. Und wer dachte, Karnevalsspaß, ohne zu schunkeln und zu bützen, funktioniert überhaupt nicht, wurde eines Besseren belehrt. Beim Unterhaltungswert präsentieren sich die Krefelder Narren konkurrenzfähig mit dem, was sonst aus Köln und Mainz im Fernsehen läuft. Und auch technisch läuft der Stream reibungslos auf dem heimischen Computer.

Die Pandemie ist
Teil des Programms

Gleich im ersten Sketch geht es um die Pandemie. Simon Arens und Dominik Schramm schlüpfen in die Rollen der Oma Hertha Müller und eines faulen Klischee-Beamten beim Gesundheitsamt. Verzweifelt will die Dame endlich ihren Impftermin bekommen. Großzügig bietet der Herr vom Amt den 14. April 2023 oder alternativ den 7. August 2031 an. All zu sehr will er Frau Müller auch gar nicht unterstützen. Schließlich ist er noch traumatisiert vom Tag, als sich ein Kollege den Finger am Kaffee verbrannte. Und ohnehin gilt bei ihm in der Amtsstube: Mittagspause first, Arbeit second.

Den weit mehr als 100 digitalen Zuschauern gefällt es. Das bekommen trotz Distanz auch die Künstler mit. Denn sie haben einen großen Bildschirm auf der Bühne. Dort kann das Publikum mit einem Klick am Computer lachende Smileys oder Herzen erscheinen lassen. Selbst die obligatorische Zugabe können sie fordern. Auch kurze Sätze können die Zuschauer schicken. Dabei gibt es sogar einen Gruß aus Sylt. Wer hätte das gedacht? So nah wäre der Krefelder Karneval in normalen Zeiten wohl nie an die Nordseeküste gerückt. Die nächste Figur auf der Bühne ist Emil der Frauenversteher. Klar: Ohne eine tiefgreifende Analyse der Mann-Frau-Beziehung kommt der Karneval nicht aus. Emils Weisheiten bringen freilich jede Beziehung auf Vordermann. Lebensgefährtin leitet sich von Lebensgefahr ab, und Frauen leben länger, da ihnen der liebe Gott Zeit zum Einparken gutschreibt – gut zu wissen. Der biedere Emil im roten Pullunder hat natürlich den Durchblick und liefert die ultimative Liebesbekundung für alle Krefelder: „Schatz, ich werde Dich noch lieben, wenn der Theaterplatz drogenfrei ist.“

Bei allem Spaß verweisen die Akteure des Abends immer wieder auf einen Wunsch, den sie haben. Zwar ist das Zuschauen kostenlos, doch Spenden soll das Publikum gerne senden. Die Funktion gibt es gleich auf der Streaming-Plattform.

Andreas Dams bekommt viel Zuspruch von den Zuschauern

Einer, der ebenfalls viel Zuspruch der Zuschauer bekommt, ist Andreas Dams. Mit buntem Sakko und Gitarre steht er im Zeughaus. Für den Sport im Homeoffice rät er, dass Liegestütze ohne das Stützen gleich viel angenehmer werden. Dann gibt es noch ein Liedchen zum geplanten Surfpark am Elfrather See. Denn: „Wo heute noch die Gänse koten, wird bald Wellensport geboten.“ Kurzweilig geht es bei der außergewöhnlichen Karnevalssitzung durch den Abend, der viel mehr als ein digitales Trostpflaster ist.

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