Krefelder gründet Väter-Gruppe

Pierre Küppers darf seine Tochter nicht sehen. Um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, ruft er einen Selbsthilfekurs ins Leben.

Krefelder gründet Väter-Gruppe
Foto: Dirk Jochmann

Im Abstand von sechs Monaten erhält Pierre Küppers einen Brief. Beigelegt zu den Zeugnissen seiner Tochter. „Mehr Kontakt haben wir nicht“, sagt der Vater. Juristisch verpflichtet sei seine ehemalige Lebenspartnerin, ihm in die Briefe zu schicken und aufzuschreiben, wie es seiner Tochter gehe, wie sie sich entwickele, welche Träume und Wünsche sie gerade umtreiben würden. „Mehr Nähe lässt meine Ex-Partnerin nicht zu“, erklärt Küppers. Dabei würde er seine Tochter gerne öfter sehen, sie besser kennenlernen, ihr ein Vater sein. Seit Jahren kämpft Küppers dafür. In ein paar Wochen steht wieder ein Gerichtstermin an. „Vielleicht ergibt sich dann eine neue Situation.“

Krefelder gründet Väter-Gruppe
Foto: Dirk Jochmann

So richtig dran glauben kann der Krefelder noch nicht. Die Eltern trennen sich, als das Mädchen noch ein Kleinkind ist. Aufwachsen sieht Küppers seine Tochter nicht. „Es gab immer wieder Streit zwischen mir und meiner ehemaligen Lebensgefährtin. Ich habe auch Fehler gemacht“, räumt er ein. „Aber das liegt lange zurück und ich will beweisen, dass ich ein guter Vater bin.“

Das Thema liegt ihm auf dem Herzen. Seine Freunde will er aber nicht immer wieder damit belasten. Deshalb kam Küppers, der zur Zeit im Sozialen Bereich arbeitet, eine Idee. „Wahrscheinlich gibt es genug Väter, die nach einer Trennung gleiche Erfahrungen gemacht haben — mit diesen Männern würde ich mich gerne austauschen“, sagt Küppers. Gesagt, getan.

Hilfe erhält der Krefelder im Begegnungszentrum Wiedenhof. Illona Heinz und Anne Behnen von der Selbsthilfe-Kontaktstelle nehmen den Vorschlag des Vaters auf und gründen mit ihm zusammen eine nicht alltägliche Selbsthilfegruppe. „Eine Scheidung oder Trennung von der Partnerin hat weitreichende Konsequenzen. Insbesondere, wenn es gemeinsame Kinder gibt“, sagt Heinz und ergänzt: „Solch eine Entwicklung in der Beziehung zum eigenen Sohn oder zur eigenen Tochter hat Auswirkungen auf viele Lebensbereiche: Die gesamte Familiensituation, das psychische Befinden und auch auf die berufliche Entwicklung. Das Thema Väter mit erschwertem Kontakt zum Kind findet, trotz der wahrscheinlich hohen Zahl der Betroffenen, wenig Beachtung.“ In Krefeld soll sich das jetzt ändern.

Denn bereits heute trifft sich die Gruppe „Väter mit erschwertem Kontakt zum Kind“ um 17.30 Uhr zum ersten Mal im Begegnungszentrum Wiedenhof an der Mühlenstraße 42. „Ich bin sehr gespannt auf die Gespräche. Für mich geht es darum, sich über Erfahrungen auszutauschen, sich aber auch gegenseitig Hilfen aufzuzeigen, wie man eventuell mit schwierigen Situationen umgehen kann“, sagt Küppers. Einmal im Monat will sich die Gruppe treffen.

Angeleitet wird das erste Treffen von einem Mitarbeiter der Selbsthilfe-Kontaktstelle. „Der Kollege soll dabei helfen, Gesprächsthemen zu finden und der Gruppe ein Gefühl für mögliche Abläufe zu geben, damit sie ihren Rhythmus finden kann. Für uns ist so eine Väter-Gruppe neu. “, sagt Behnen.

Ein vergleichbarer Kurs wird im Begegnungszentrum Wiedenhof auch für Großeltern angeboten. „Omas und Opas sind meist auch betroffen, wenn Paare mit Kindern sich trennen. Meist gibt es dann ebenfalls Probleme, die Enkel zu sehen“, sagt Heinz.

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