Geschichte Als 13 Krefelder Familien nach Amerika gingen

Krefeld · Oberbürgermeister begrüßte US-Generalkonsulin Evans im Rathaus.

 Oberbürgermeister Frank Meyer empfängt die amerikanische Generalkonsulin Fiona Evans.

Oberbürgermeister Frank Meyer empfängt die amerikanische Generalkonsulin Fiona Evans.

Foto: ja/Stadt Krefeld

Die US-Generalkonsulin Fiona Evans hat Oberbürgermeister Frank Meyer im Krefelder Rathaus getroffen. Anlass war der „German-American-Day“ am Dienstag, 6. Oktober. In den Vereinigten Staaten erinnert man sich seit Ende der 1980er-Jahre am „German-American-Day“ an die Ankunft der 13 Krefelder Familien im Jahr 1683 als erste organisierte Auswanderungsgruppe nach Nordamerika und die deutschen Wurzeln zahlreicher US-Bürger.

In dem gut einstündigen Gespräch unterhielten sich die Generalkonsulin aus Düsseldorf und der Oberbürgermeister neben wirtschaftlichen Themen und der Corona-Pandemie in Deutschland und den USA insbesondere auch über die 1986 gegründete Städtepartnerschaft mit Charlotte im Bundesstaat North Carolina. „Wir möchten diese Beziehung nach der Pandemie mit einem intensiven Austausch gerne intensivieren. Ich freue mich deshalb sehr, dass Generalkonsulin Fiona Evans uns ihre Unterstützung zugesagt hat“, so Frank Meyer. „Städtepartnerschaften sind ein wichtiger Bestandteil der deutsch-amerikanischen Partnerschaft, da sie das gegenseitige Interesse und Verständnis füreinander fördern. Wir freuen uns daher sehr über das Engagement der Stadt Krefeld und unterstützen die Partnerschaft mit Charlotte, North Carolina gerne“, sagt Evans.

Keine andere deutsche Stadt besitzt wohl eine historisch so weit zurückreichende und verbindende Geschichte mit den Vereinigten Staaten. Diese existierten zu dem Zeitpunkt noch gar nicht, als die Krefelder Auswanderer, die „Original 13“, kurz nach ihrer Ankunft Germantown gründeten. Der dritte Mann auf dem Mond, Charles „Pete“ Conrad, ist übrigens ein direkter Nachfahre von Thones Kunders, einer der „Original 13“.

Unter den „Original 13“ waren auch die ersten Sklavenprotestler

Das Andenken an diese Auswanderung gelangte zuerst im 19. Jahrhundert anlässlich des 200. Jahrestages beiderseits des Atlantiks wieder ins Bewusstsein: Der Historiker Oswald Seidensticker, Chronist der Deutschen Gesellschaft in Pennsylvanien, erläuterte seinen Landsleuten den Anteil der Deutschen an der Besiedelung Nordamerikas. Der „Crefelder Verein für wissenschaftliche Vorträge“ legte zu dieser Zeit das Buch über die „Geographischen Beschreibungen der Provinz Pennsylvanien“ von Franz Daniel Pastorius neu auf. In Philadelphia und Krefeld feierten die Menschen diesen Jahrestag jedoch unabhängig voneinander.

In der nordamerikanischen Stadt begannen die Feierlichkeiten am 6. Oktober 1883 in der Musikakademie mit deutschen und englischen Ansprachen. Am folgenden Tag fanden Gottesdienste in deutschen Kirchen und Synagogen statt. Einen Festzug gab es am 8. Oktober mit Schauwagen, die Episoden der deutschen Geschichte in Amerika zeigten. Zudem liefen Vereine und Gesellschaften in dem Zug mit. Der Tag endete mit einem Volksfest. Von diesem Gedenktag ausgehend verbreitete sich das Fest in den USA.

In Krefeld stand ein Geschichtskolleg des Berliner Reichstagsabgeordneten Dr. Friedrich Kapp im Mittelpunkt der Feier am 6. Oktober 1883 in der Stadthalle an der Hubertusstraße. Er hatte sich in den vergangenen Jahren mit der Geschichte der Deutschen in Nordamerika beschäftigt. Als Geschenk überreicht Kapp Krefelds damaligem Oberbürgermeister Ernst Küper ein Faksimile des Sklavenprotestes aus dem Jahr 1688, den auch Krefelder Auswandererfamilien initiiert hatten.

Aus den Reihen der Krefelder Siedler waren es wohl Mennoniten, die den Anstoß für eine Ablehnung der Sklaverei gaben. Am 18. April 1688 wurde im Haus des Krefelders Thones Kunders dieser erste öffentliche Protest gegen die Sklaverei in Amerika formuliert. Auch in der Stadthalle wurden Vorträge auf Deutsch und Englisch gehalten. Während des Festes erreichte ein Telegramm aus Philadelphia die Menschen, welches die Grüße von fünf Millionen Deutsch-Amerikanern übermittelte.

Oberbürgermeister Ernst Küper antwortete an das Stadtoberhaupt am Delaware: „Die Heimatstadt der ersten deutschen Einwanderer in Amerika sendet zum heutigen Feste einen brüderlichen Gruß!“. Red

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