Krefeld Krefelder Geiselnahme: Polizei bewertet Einsatz als „herausragend“

Untersuchung läuft. Einsatzkräfte brechen 68-Jähriger bei Befreiung die Nase. Internet-Video zeigt Täter und Opfer.

Krefeld: Krefelder Geiselnahme: Polizei bewertet Einsatz als „herausragend“
Foto: Samla

Krefeld. Bei dem Geiseldrama am Samstag in der Krefelder Innenstadt ist das Opfer bei seiner Befreiung von Polizisten verletzt worden. Beim Zugriff und der Festnahme des Geiselnehmers hätten Beamte der 68-jährigen Frau unabsichtlich die Nase gebrochen, sagte Polizeisprecherin Karin Kretzer.

Eine Spezialeinheit hatte den Geiselnehmer am Samstag überwältigt und beim Zugriff ebenfalls verletzt: Er erlitt eine Schussverletzung im Bein. Am Sonntag hatte das Amtsgericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft Krefeld einen Haftbefehl wegen Geiselnahme und Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte gegen den 46-Jährigen erlassen. Fast vier Stunden lang war die Frau am Samstag in der Gewalt des Drogenabhängigen gewesen. Wegen der besonderen psychischen Belastung war sie nach ihrer Befreiung von einem Seelsorger betreut worden. Nach einer Untersuchung im Krankenhaus konnte sie dieses laut Polizei wieder verlassen, wird aber aufgrund der Nasenfraktur noch operiert werden müssen.

Bedrohungslage am Krefelder Hauptbahnhof
9 Bilder

Bedrohungslage am Krefelder Hauptbahnhof

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Der 46-jährige Täter wird hingegen weiter im Krankenhaus behandelt. Der Mann ist polizeibekannt, unter anderem wegen Betäubungsmittel- aber auch Gewaltdelikten. Warum die Beamten der Kriminalpolizei am Samstagmittag trotzdem entschieden, den Mann an einem belebten Ort in der Innenstadt gezielt zu überprüfen, bleibt unklar. „Aufgrund der laufenden Ermittlungen werden wir keine Angaben dazu machen“, erklärt Karin Kretzer. Derzeit laufe die Nachbetrachtung des Falles, der aufgrund der Geschehnisse als „herausragend“ bewertet und deshalb nach Standards des Landes Nordrhein-Westfalen gesondert untersucht wird.

In den kommenden Tagen sollen auch die Ergebnisse eines toxikologischen Gutachtens vorliegen, die Aufschluss darüber geben werden, ob der 46-Jährige bei seiner Tat unter dem Einfluss von Drogen stand oder nicht.

Derweil wird auch ein im Internet kursierendes Video von der Geiselnahme möglicherweise zu Ermittlungen führen. „Uns ist das Videomaterial bekannt und es besteht der Anfangsverdacht einer Straftat“, berichtet die Polizeisprecherin. Das Video wurde aus einer der oberen Etagen des Hansa-Centrums aufgenommen. Es zeigt Täter und Opfer unverpixelt während der Geiselnahme. Im Hintergrund unterhalten sich mehrere Leute über die gerade vor ihren Augen stattfindende Tat. „Hier werden alle Grenzen von Moral und Anstand überschritten. Das Filmen und Weiterverbreiten von solchen Szenen ist in hohem Maße verwerflich“, ärgert sich Polizeisprecherin Karin Kretzer.

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