Menschenaffenhaltung Diese Menschenaffen-Anlagen in Zoos gelten als zukunftsweisend

Krefeld · In Krefeld werden nach dem Feuer Spenden für ein neues Gehege gesammelt. Vorbilder aus Deutschland könnten die Hallen und Außenbereiche der Wilhelma in Stuttgart und der Zoos in Rostock und Leipzig sein.

 Über Holzstege geht es für die Besucher vorbei an den fünf Außenanlagen des Leipziger Pongolands mit Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Bonobos

Über Holzstege geht es für die Besucher vorbei an den fünf Außenanlagen des Leipziger Pongolands mit Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Bonobos

Foto: ja/Zoo Leipzig

Es ist in den vergangenen Wochen viel über ein mögliches neues Affenhaus im Krefelder Zoo, über die möglichen Kosten für eine Anlage nach modernen Standards und über Spenden gesprochen worden. Wie sehen denn eigentlich moderne Affenhäuser heutzutage aus? Als vorbildlich und zukunftsweisend gelten die Menschenaffenanlagen in den Zoos in Leipzig, Rostock und der Wilhelma in Stuttgart.

Nicht nur Fläche, auch die Höhe ist für Wilhelma entscheidend

Aus dem Jahr 2013 stammt die Anlage für Afrikanische Menschenaffen in Stuttgart und ist, wie die zuständige Kuratorin Marianne Holtkötter sagt, „sicher die derzeit fortschrittlichste“. Und damit meint sie nicht die Größe – auch wenn mit dem 24-Millionen-Euro-Neubau die Fläche 14-mal größer wurde als zuvor. Auf etwa 10 000 Quadratmetern Gesamtfläche steht das rund 2000 Quadratmeter große Gebäude für die insgesamt 34 Gorillas und Bonobos (Zwergschimpansen). „Viel wichtiger als die Fläche ist bei kletternden Affen wie Bonobos, dass sie das ganze Volumen nutzen können“, erläutert Holtkötter, „und dass die Tiere Rückzugsmöglichkeiten und Beschäftigung haben.“

Die beiden Außengehege der kletterfreudigen Bonobos sind mit einem Netz überdacht. Das heißt, die Tiere können hoch hinaus, dort spielen oder aus Hängematten in bis zu 13 Metern Höhe einen weiten Blick in die umgebende Parklandschaft genießen. Mit Seilen, Netzen, Schläuchen oder Hängematten können sie das komplette Raumvolumen nutzen. Futter und Beschäftigungsspielzeug werden auf dem Gitterdach ihrer Gehege verteilt. Die Affen müssen sich, ähnlich wie in der freien Wildbahn, ihre Leckerbissen erarbeiten.

Drinnen und draußen sorgen feste und flexible Klettermöglichkeiten, Karussells, Planschbecken, wechselnde Spielstationen, Stocherdosen beziehungsweise ein ganzes Stocherlabyrinth für Abwechslung. Die Bonobos können außerdem per Knopfdruck für eine begrenzte Zeit des Tages ihr eigenes Kino starten und zwischen verschiedenen Filmen wählen.

Die je zwei Innen- und Außengehege für Gorillas und drei Innen- und zwei Außengehege für Bonobos – draußen mit Gras und drinnen mit einer 40 Zentimeter dicken Pinienrindenschicht – können nach Bedarf kombiniert oder abgetrennt werden. „Das ist in Bezug auf die sozialen Bedürfnisse der Menschenaffen sehr wichtig“, betont Holtkötter. Gorillas leben in Haremsgruppen: Wenn geschlechtsreife Söhne für einen Silberrücken zu Rivalen werden oder wenn neue Tiere zu integrieren sind, könne es zu Streitigkeiten kommen – dann seien Ausweichquartiere gut. Bonobos wiederum schließen sich in der Natur manchmal zu großen Verbänden mit vielen Frauen, Männern und Kindern zusammen, um sich dann wider in kleinere Gruppen aufzuteilen.

Fünf Außenanlagen und eine 20 Meter hohe Halle in Leipzig

Das Pongoland im Zoo Leipzig wurde 2001 als die damals weltweit größte Menschenaffenanlage eröffnet. Der 30 Millionen D-Mark teure Bau gab sozusagen die Initialzündung für einen vom Stadtrat beschlossenen Masterplan unter dem Titel „Zoo der Zukunft“. Dazu gehören die weiteren fünf Themenbereiche „Afrika“, „Asien“, „Südamerika“, „Gründer-Garten“ und „Gondwanaland“.

Als Eckdaten des Pongolands nennen die Tierpark-Verantwortlichen „eine großräumige Tropenhalle, naturbelassene Gehege, abwechslungsreiche Seilgärten für fast 50 Menschenaffen“. Allein in den ersten 14 Jahren kamen hier rund 30 Affenkinder zur Welt. „Unsere Affen ziehen regelmäßig Nachwuchs auf, was zeigt, dass sie sich hier wohlfühlen“, sagt die Leipziger Zoo-Pressereferentin Maria Saegebarth.

Auf 16 000 Quadratmetern finden Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Bonobos fünf Außenanlagen mit Kletterseilen, Bäumen, Felsen, Unterschlüpfen plus eine Halle unter einer 20 Meter hohen Kuppel mit Ruheräumen zum Zurückziehen. Tropisch wird es durch 25 Grad Wärme und etwa 70 Prozent Luftfeuchtigkeit, für die auch eine Nebelmaschine sorgt.

Die Besucher erleben ihre nächsten Verwandten in der Tierwelt beim Spielen, Klettern und Suchen von Futter. Auf Holzstegen geht es vorbei an Wasserläufen zum Mittelpunkt des Pongolands. Durch einen Höhleneingang geht es in die Anlage mit Dschungel-Flair, in der neben den Menschenaffen auch freifliegende Vögel leben.

Wer hier unterwegs ist, kann auch durch eine Glasscheibe Verhaltensforschern bei der Arbeit zusehen. Wissenschaftler der Max-Planck-Gesellschaft, die mit 90 Prozent den Hauptteil der Finanzierung des Großprojekts getragen hat, beobachten und untersuchen Fähigkeiten und Verhalten der Affen mit kleinen Spielen. Das sei eine willkommene Abwechslung für die Tiere, die selbst entscheiden, ob sie von ihrem Gehege aus durch eine Tür zu den Forschern gehen oder nicht.

Bau des Darwineums in Rostock kostete 29 Millionen Euro

Das 2012 eröffnete Darwineum im Rostocker Zoo ist eine Kombination aus musealer Ausstellung zum Thema Evolution und naturnahen Lebensräumen für Menschenaffen. Herzstück der insgesamt 20 000 Quadratmeter großen Anlage ist die 4000 Quadratmeter große Tropenhalle mit dem für die Primaten passenden Klima. Hier leben Gorillas und Orang-Utans friedlich unter einem Dach mit Brazza-Meerkatzen, Weißhandgibbons, Faultieren und vielen weiteren Tieren. Hinzu kommen die rund 10 000 Quadratmeter großen Außenanlagen für die Menschenaffen. Alles in allem wurden dafür rund 29 Millionen Euro investiert. Im Darwineum leben sieben Gorillas in zwei Gruppen und zehn Orang-Utans in zwei Gruppen.

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